Die Feuerwehr ist an der Weinsteige im Einsatz. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Eine Stadtbahn ist am Samstag im Tunnel an der Weinsteige aus den Schienen gesprungen. Der Unfall geschah direkt an einer Weiche. Die Strecke war für fast 24 Stunden gesperrt.

Stuttgart - Die Sirenen der Rettungswagen waren am Samstagnachmittag im ganzen Kessel zu hören: In einem Tunnel an der Weinsteige war eine Stadtbahn entgleist und fast vollständig aus der Spur gesprungen. Der Unfall geschah an einer Weiche im Tunnel zwischen den Haltestellen Bopser und Weinsteige. Ob die Weiche, die Schienen oder die Steuerungselektronik beschädigt wurden, stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher der SSB am Sonntag. Laut Polizei befanden sich keine Passagiere in der Bahn. Der Fahrer sei unverletzt.

Die Bergungsarbeiten der Feuerwehr im Tunnel dauerten bis Sonntag um 15.50 Uhr. „Im Gegensatz zu anderen Fällen, bei denen nur ein Drehgestell entgleist war, ist der Zug am Samstag gegen 15.30 Uhr fast auf der gesamten Länge aus der Spur gesprungen“, sagte der Sprecher. Ein normaler Stadtbahnzug bestehe aus zwei Wagen, jeder dieser Wagen habe zwei Drehgestelle mit Rädern. Von den vier sogenannten Drehgestellen der verunglückten Bahn habe nur noch eines auf den Schienen gestanden. Deswegen gestalteten sich die Arbeiten im Tunnel schwierig, erläuterte der Sprecher. Die Feuerwehr musste besondere Vorsicht walten lassen, damit der rund 51 Tonnen schwere Zug beim Zurücksetzen auf die Schienen nicht verbogen wurde.

Wagen der Feuerwehr kann auf Schienen in Tunnel fahren

Die Feuerwehr hat hydraulische Zylinder, die sie unter eine Bahn stellen kann, um sie anzuheben und wieder auf die Schienen zu setzen. Diese und andere Ausrüstung in einen Tunnel zu bringen, ist kein Problem: Die Feuerwehr verfügt über einen Rüstwagen für die Schiene, mit dem sie in den Tunnel fahren kann.

Der Unfall ereignete sich an der Stelle, wo sich die Strecke teilt: Die U 5 und die U 6 fahren weiter nach Degerloch, die U 7 zur Ruhbank. Die Bahn sei direkt auf dieser Weiche entgleist. Ob ein Fehler an der Weiche die Ursache gewesen sei, könne man noch nicht sagen. „Das wissen wir alles erst, wenn wir sehen, wie es unter der Bahn aussieht“, sagte der Sprecher. Techniker der SSB seien am Unfallort, jedoch könnten sie sich kein umfassendes Bild der Schäden machen, bevor die Bahn nicht abgeschleppt sei. Das gelte auch für die Schäden an dem Zug. Dieser werde „wie ein Zug, an dem nichts mehr funktioniert“ behandelt, bis man eine Bestandsaufnahme machen könne. Das würde in der Werkstatt in Möhringen geschehen. „Wir werden ihn dorthin schieben“, sagte der Sprecher.

Die SSB hatten ohnehin Ersatzbusse im Einsatz

Der Busersatzverkehr sei schnell organisiert gewesen: Wegen einer Baustelle zwischen Möhringen und Degerloch seien dort ohnehin Busse im Einsatz gewesen. Diesen Ersatzverkehr habe die SSB bis zum Charlottenplatz verlängert. Aufgrund der langen Einkaufsnacht seien viele Fahrgäste unterwegs gewesen, die in die Stadt und zurück nach Degerloch, Möhringen oder Richtung Ruhbank und Sillenbuch wollten. „Wir hatten aber genug Busse im Einsatz“, so ein Sprecher der SSB. Da die parallel zum Tunnel verlaufende Bundesstraße wegen des Großaufgebots an Einsatzkräften teilweise blockiert war, standen sie oft im Stau.

Auch am Sonntag wurde der Ersatzverkehr weiter betrieben: Fußballfans auf dem Weg ins Stadion mussten für ihre Fahrt auf die Ersatzbusse umsteigen. An den Bushaltestellen bildeten sich teils Menschentrauben. Von 18 Uhr an konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden. Am Samstag war es zudem zu einem weiteren Stadtbahn-Unfall gekommen: Der 48-jährige Fahrer eines Sprinters, der gegen 10.45 Uhr auf der Hedelfinger Straße aus Wangen unterwegs war, übersah beim Abbiegen auf die Otto-Konz-Brücke eine ebenfalls aus Wangen kommende Stadtbahn der Linie U 9. Trotz einer sofort eingeleiteten Notbremsung des 24-jährigen Stadtbahnführers kam es zum Zusammenstoß. Dabei wurde der Autofahrer leicht verletzt. Es kam bis gegen 11.30 Uhr zu Verzögerungen auf den Linien U 9 und U 13 sowie im Fahrzeugverkehr. Der Sachschaden beträgt 65 000 Euro.