Die Rems in Waiblingen: Naturschützer wollen nicht, dass im Zuge der Gartenschau der Fluss mit allzu viel Publikumsverkehr belastet wird. Foto: Max Kovalenko

Für 2019 ist das Großereignis der Gartenschau im Remstal unter dem Motto „Stadt, Land, Rems“ geplant, das zahlreiche Besucher locken soll. Kritiker bemängeln allerdings schon jetzt den Ausbau des Flusses zum Kanu-Eldorado.

Waiblingen - Mit einer üblichen Bundes- oder Landesgartenschau, wie sie in diesem Jahr in Schwäbisch Gmünd stattfindet, lässt sich das geplante Grünprojekt von 16 Städten und Gemeinden an der Rems nicht vergleichen. In einem Tag lassen sich die Angebote und Veranstaltungen der Kommunen von der Remsquelle in Essingen bis zur Mündung in Remseck weder erfahren, noch erradeln oder gar erlaufen. Jede Kommune hat 2019 ihr „Perlenthema“, wie zum Beispiel Winterbach „Streuobst“, Schorndorf „Sport und Spiel“ oder Kernen „Das Haus Württemberg“. Jedes Wochenende steht unter einem anderen Motto. Diese „Klammerthemen“ wie Mobilität und Verkehr, Kulturlandschaft oder Rems sind das Verbindende der Gartenschau. „Die Rems als Flusslauf verbindet die Perlen und ist damit ein zentrales Element der Perlenkette.“

Kürzlich haben die Beteiligten ihre Unterschriften unter die Durchführungsvereinbarung gesetzt, in der sich die Kommunen untereinander und gegenüber dem Land verpflichten, ihren inhaltlichen und finanziellen Beitrag zur Interkommunalen Gartenschau Remstal 2019 (IkG) zu leisten. Aus Sicht von Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer, zugleich Präsidiumssprecher der Gartenschau, zeigt die Beteiligung von 16 Kommunen, dass „wir hier im Remstal über kommunale Grenzen hinweg beispielhaft zusammenarbeiten können. Die Gartenschau bietet den Kommunen die Chance auf Fördermittel für wichtige nachhaltige Projekte, die unsere Region langfristig stärken. Ich bin mir sicher, dass wir die Gäste von der Schönheit des Remstals im Rahmen der Gartenschau überzeugen können.“

Alles in allem sollen rund 120 Projekte umgesetzt werden. Wie ein roter Faden ziehe sich die Idee durch die Beiträge, die Rems besser zugänglich zu machen. Auch ökologische Projekte spielen eine zentrale Rolle. Ein Ziel ist, die Lücken im Remstal-Radweg zu schließen und bis zum Jahr 2019 weitere landschaftlich reizvolle Abschnitte entlang der rund 80 Kilometer langen Rems zu schaffen.

Der Rems-Murr-Kreis wird mit den Veranstaltern kooperieren, in den Gremien mitwirken und Beiträge zu den Themen „Lebenswelt Wasser“, „Familien-Aktions-Tage“, „Mobilität“ und „Ausbau von Rad- und Wanderwegen“ leisten. Ihren Ursprung hat die Gartenschau im Versuch des Verbandes der Region Stuttgart, die Grünzüge als Erholungs- und Naturraum aufzuwerten. So ist der „Landschaftspark Rems“ entstanden, aus dem 2019 eine interkommunale Gartenschau wird.

Doch die Kritik wird lauter: Naturschutzverbände haben bereits die Befürchtung geäußert, dass die Gartenschau mit ihren auf Publikum ausgerichteten Projekten zum Rummelplatz wird und auf Kosten der Natur geht. Zum Beispiel, wenn die Rems zu einem Kanu-Eldorado ausgebaut wird oder das Spektakel am Flussufer seltene Vogelarten vertreibt. „Die Rems geht nicht unter“, versichert Andreas Stanicki, Bürgermeister der Stadt Schorndorf. Ökologische Aspekte würden beachtet. Im Schorndorfer Rathaus ist die Geschäftsstelle der IkG eingerichtet, in der alle Fäden zusammenlaufen. Die Kosten für die Organisation bezifferte Stanicki mit 1,5 Millionen Euro. Vom Landesprogramm „Natur in Stadt und Land“ erwarten die 16 Städte und Gemeinden drei Millionen Euro.

Der Rems-Murr-Kreis will, wie jetzt beschlossen wurde, 220 000 Euro investieren – den Großteil (100 000 Euro) in das Projekt „Lebenswelt Wasser“. Dem liegt ein pädagogisches Konzept zugrunde, um die Bedeutung des Wassers für Mensch und Natur näherzubringen. Ein „Blaues Klassenzimmer Rems“ soll Station machen und über das Jahr 2019 in Schulen und Kindergärten eingesetzt werden.

Mobilität ist eines der zentralen Themen, damit die Gartenschau-Besucher von Ort zu Ort und von Veranstaltung zu Veranstaltung kommen. Stanicki kann sich vorstellen, dass die Besucher mit dem Zug anreisen, eine Etappe per Rad oder Pedelec zurücklegen und später in den Bus umsteigen. Mit den alten Zügen, die aktuell auf der Remsbahn unterwegs sind, ist allerdings bei der Gartenschau kein Staat zu machen., „Wir müssen bis 2018 die neuen Fahrzeuge haben“, sagt Stanicki und betont, dass diese ebenso barrierefrei sein müssen wie auch die Bahnhöfe für Behinderte kein Hindernis mehr bedeuten dürfen. Der Landkreis wird sich auf jeden Fall mit 80 000 Euro an den Kosten für einen „IkG-Bus“ beteiligen, der am Wochenende parallel zur Schiene fahren soll.

Christoph Jäger wandte sich im Kreistags-Ausschuss im Namen seiner CDU-Fraktion gegen die Teilnahme des Landkreises an den Aktionstagen, die mit 40 000 Euro zu Buche schlagen würden. Mit denen werde nichts Nachhaltiges geschaffen. Keine Probleme hat Jäger indes mit Ausgaben für Wander- und Radwege. Nachdem Landrat Fuchs eine diplomatische Formulierung gefunden hatte, wonach angesichts der Bedenken der CDU das Konzept überarbeitet wird, gab es im Ausschuss lediglich eine Enthaltung, so dass dem Zuschuss des Landkreises nichts mehr im Wege steht.