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Kunden verschieben Reifenwechsel in den Autohäusern / Fachleute halten "Von O bis O"-Regel für veraltet

Wann wechselt man von Winter- auf Sommerreifen? Eine Frage, die sich dieser Tage viele Autofahrer stellen. Angesichts des erneuten Wintereinbruchs, ist eine konkrete Antwort schwierig – selbst für Fachleute.

St. Georgen. "Von O bis O" – also von Oktober bis Ostern – heißt eine alte Regel, wenn es um den Wechsel der Reifen geht. Der plötzliche Wintereinbruch am Mittwoch hat allerdings abermals gezeigt: Auch nach Ostern ist man mit Sommerreifen nicht immer auf der sicheren Seite.

"Die Regel ist gut und recht aber einfach veraltet", meint Thomas Schönborn, Inhaber des Autohauses Schönborn. Er selbst sei bereits mit Sommerreifen gefahren und habe sie nun wieder abmontiert. "Bei uns im Schwarzwald ist das schwer einzuschätzen."

Dass sich viele Autofahrer an den Osterfeiertagen orientieren, zeigt eine Einschätzung von Thomas Ganter. "Wir haben etwa 450 Räder eingelagert, 75 Prozent davon sind bereits getauscht", so der Inhaber von Autocrew Ganter. Mehrere Kunden hätten allerdings nach dem Kälteeinbruch vor anderthalb Wochen von Sommer- auf Winterreifen rückgerüstet. Die meisten, die dieser Tage auf die Reifen für wärmeres Wetter umsteigen wollten, überlegten es sich zudem anders. "Wir hatten heute einen vollen Terminkalender. Bis auf einen haben alle abgesagt oder verschoben", erzählt Ganter.

Günther Bösinger, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses, rät dazu, Winterreifen nicht vor Ende April, Anfang Mai zu wechseln. Immer wieder gebe es Kunden, die zuvor Termine machen: "Dann werden sie halt gewechselt mit dem Hinweis, dass es wohl zu früh ist", sagt er.

Gesetzliche Vorschrift zur Bereifung ist vage

Eine genaue gesetzliche Vorschrift, wann welche Reifen aufgezogen werden müssen, gibt es bezüglich der Jahreszeit nicht. "Der Gesetzgeber schreibt vor, dass Verkehrsteilnehmer die für die Wetterbedingungen erforderlichen Bereifungen montiert haben müssen", erklärt Polizeisprecher Dieter Popp. Konkret heißt das: Ob Frühling, Sommer, Herbst, oder Winter – entscheidend ist nicht die Jahreszeit, sondern der Zustand der Straßen.

Wenn ein Autofahrer trotz schneebedeckter Straße mit Sommerreifen unterwegs ist, kann es durchaus teuer werden: Bei einer Kontrolle sind 60 Euro fällig, hinzu kommt ein Punkt in Flensburg. Je nachdem, ob andere Autofahrer behindert, gefährdet oder gar verletzt werden, steigt das Bußgeld auf bis zu 120 Euro. In manchen Fällen kann sogar wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt werden.

In der Übergangszeit – beispielsweise wenn es zu Straßenglätte kommen kann – kontrolliert die Polizei laut Popp daher des Öfteren speziell die Bereifung der Autos. "Es geht hierbei in erster Linie um den präventiven Aspekt", sagt er.

Laut Ganter sollte im Prinzip jeder, der auf sein Fahrzeug angewiesen ist, im Falle eines Wintereinbruchs rückrüsten – sofern man keine Ausweichmöglichkeit, etwa durch ein Zweitauto, hat. "Fakt ist: Ein Sommerreifen funktioniert bei Schnee definitiv gar nicht", stellt er klar und verweist auf Autofahrer, die behaupten, ein neuer Sommerreifen sei rutschfest.

Die Experten sind sich einig: Von Allwetterreifen sollte man im Schwarzwald indes definitiv absehen. "Die sind bei uns eigentlich nicht die richtigen Reifen", sagt Bösinger. Und Schönborn ergänzt: "Allwetterreifen sind weder Fisch noch Fleisch."

Für die Fachleute steht zudem fest, dass sich der richtige Zeitpunkt für den Reifenwechsel von Jahr zu Jahr verschiebt. Den St. Georgener Autofahrern können sie daher nur folgende Tipps geben: Die Wetterlage beobachten, nicht zu früh umrüsten, und im Ernstfall wieder rückrüsten. Denn gegen spontane Wetterumschwünge ist man in diesen Höhenlagen schlichtweg nie gefeit.