Unternehmerabend: Themen sind Onlinemärkte und digitale Transformation

Im Technologiezentrum St. Georgen (TZ) fand ein Abend für Unternehmer zu Themen rund um Digitalisierung statt. Der TZ-Geschäftsführer plädierte für mehr Risikobereitschaft in den Firmen – und nennt Businesspläne "verkopfte Totgeburten".

St. Georgen. Das TZ stehe nicht nur für Innovation sondern sei auch Unternehmerbegegnungsstätte, so Geschäftsführer Martin Friedrich. Er sprach von Bemühungen, die Kooperation mit der Fachhochschule Furtwangen, besonders im Bereich Startups, zu intensivieren.

Matthias Schulten von der FH Furtwangen sprach über "digitale Transformation – Wie sie ihr Unternehmen für das digitale Zeitalter vorbereiten". Auslöser für anstehende Veränderungen sei der enorme Fortschritte machende IT-Sektor. Schulten sieht massive Steigerungen der Rechnerleistungen und berichtete und sprach von künstlicher Intelligenz. "Wir stehen vor großen Veränderungen mit fundamentalen Auswirkungen auf die Gesellschaft."

Das produzierende Gewerbe werde spätestens 2020 vor großen Herausforderungen stehen. Es gehe darum, neue digitale Ertrags- und Geschäftsmodelle zu finden. Aufgrund geringerer Kosten gebe es im IT-Sektor viele Startups. Deren Merkmal sei hohe Flexibilität bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Viele drängten von der digitalen in die physische Welt vor.

Multidisziplinäre Teams und Empathie

Zwar versuchten etablierte Unternehmen, in den Digitalbereich zu gehen, hätten aber aufgrund eines anderen Verständnisses von Wettbewerb Probleme. Die Phase der Eroberung neuer Märkte liege lange zurück. Die Stärke der Deutschen liege in der Verbesserung von Produkten, es fehle aber die Fähigkeit, Neues zu schaffen, sagt Schulten. Deutschland habe alle großen Technologietrends der letzten Jahrzehnte verschlafen.

Etablierte Unternehmen stellten schnell die Frage "Lohnt sich das?" und "Was kann ich damit verdienen?" Stattdessen müsse es heißen: "Was bin ich bereit zu riskieren?" Auch denke man hierzulande oft nicht groß genug. Wenn man schon klein anfange, bleibe am Ende kaum etwas übrig.

Im Unternehmen brauche es Kreativität fördernde Rahmenbedingungen, etwa Orte der zufälligen Begegnung für unterschiedliche Mitarbeiter. Es brauche multidisziplinäre Teams, ein gewisses Maß an Empathie und die Fähigkeit, schnell auf Veränderungen im Markt zu reagieren.

Ein weiterer Punkt sei die Frage nach potentiellen Kunden und der Möglichkeit, mit Ideen Geld zu verdienen. Businesspläne seien zwar für Banken interessant, aber oftmals "sehr verkopfte Totgeburten". Teams solle man nicht zuschmeißen mit Geld um sie hungrig zu halten.

Top-Köpfe wandern in die USA ab

Die Geschwindigkeit sei entscheidend. Physische Unternehmen seien oft behäbig. Wenn Dinge geschehen sollten, müssten sie von oben angestoßen werden. Erfolg erfordere Tempo und Härte zu sich selbst. Zudem stelle sich die Frage, ob man an Althergebrachtem festhalten solle.

Ein Problem sei, dass Top-Köpfe oft in die USA abwanderten. Friedrich beschrieb den Eindruck, dass Deutschland in der Ausbildung hinsichtlich digitaler Anforderungen hinter hinke. Das Hochschulsystem sei generell problematisch, so Schulten. Es sei ein Widerspruch, dass ein beamteter Professor beibringen solle, wie man ein Unternehmen gründe. Die Politik hinke zudem beim Glasfaserausbau hinterher.

Weitere Vorträge des Abends drehten sich um "Online Markt- und Wettbewerbsanalysen" und "Mitarbeiter belohnen – Lohnnebenkosten senken – Standort stärken".