Irmgard Kolbe und Jochen Lanius glänzten bei ihrem Projekt "Mutanfälle". Foto: Mittelstaedt Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit gemeinsamem Programm "Mutanfälle" überzeugen Irmgard Kolbe und Jochen Lanius

Von Harald Mittelstaedt

St. Georgen. Unterschiedlicher können Charaktere kaum sein. Da die quicklebendige Irmgard Kolbe, auf der anderen Seite der stoisch ruhig wirkende Jochen Lanius. Dass beide aber als musikalisches Duo auch künftig eine gute Rolle in der Kabarett-Szene spielen können, zeigten sie mit ihrem ersten gemeinsamen Projekt "Mutanfälle", das sie im Theater im Deutschen Haus in St. Georgen auf die Bühne brachten.

Die bissige Bayerin und der gnitze Schwob, wie sie sich selbst bezeichnen, harmonierten besonders musikalisch ausgezeichnet. Irmgard Kolbe, nach eigener Aussage vor 20 Jahren auf die schwäbische Alb ausgewanderte Ur-Bayerin, demonstrierte eindrucksvoll, dass sie als Gitarrenlehrerin in Bisingen nicht nur das Gitarren- und Ukulele-Spiel perfekt beherrscht, sie überzeugte zudem auch schauspielerisch und gesanglich mit ihrer schönen Stimme. Dem gnitzen Schwob merkte man mit seinem Gitarrenspiel deutlich die Liebe zum Blues an. Sein trockener Humor sowie die fast schon gleichgültig anmutende Ruhe bildeten einen reizvollen Kontrast zu seiner erstaunlich beweglichen und temperamentvollen Bühnenpartnerin.

Bei den humorvollen Beiträgen der Musikkabarettisten war es allerdings von Vorteil, wenn man dialekterprobt war. "Hoast Du Dir des ausdenkt", bekam Jochen Lanius zu hören, als er den ersten Teil des gemeinsamen Programms mit "Poetische Texte zu wundersamen Melodien", den zweiten Teil als  "Wundersame Texte zu poetischen Melodien" vorstellte und die Umkehrung der Worte mit der schwäbischen Sparsamkeit und Schläue begründete.

Neben den schön anzuhörenden musikalischen Programmteilen hatte besonders die kecke Irmgard Kolbe ein paar flotte Sprüche drauf. So sorgte sie für reichlich Gelächter bei den etwa 50 Besuchern, als sie von einer Begegnung mit einem Exhibitionisten erzählte. Geringschätzig schaute sie an ihm runter und bemerkte unerschrocken: "Ich habe Joints geraucht, die waren größer." "Das war schon ein Mutanfall von dem Typen, dass er sich gerade vor Dich hingestellt hat", steuerte der coole Jochen trocken bei. Passend zu dem Vorfall sang das Duo den flotten Song "Zu einem Mutanfall braucht’s en Arsch in de Hos". Ausführlich besang das Duo zudem gängige Märchen wie "Hänsel und Gretel". Allerdings blieb von der ursprünglichen Handlung nur noch ein Gerüst übrig. Zum Vergnügen der Besucher bauten die Kabarettisten sowohl gängige Werbespots als auch Prominente wie Heidi Klum und Angela Merkel in die neue Version ein.

Auch das Thema Liebe kam nicht zu kurz. Dabei konnte man schon Mitleid bekommen, als die verzweifelte Irmgard Kolbe hochrechnete, dass sich die imposante Zahl von 50 000 Streicheleinheiten auf gerade mal 1,3 täglich minimieren, wenn man sie auf 50 Jahre verteilt. Für viel Gelächter sorgte sie dann wieder, als sie mit ihrem Hund Uschi an einem Hunde-Yoga-Wellness-Seminar teilnahm. Die Künstler bescherten den Besuchern nach anhaltendem Beifall als Zugabe noch eine amüsante Lektion, als sie musikalisch belegten, dass jeder in Wortschatz täglich finnische Wörter verwenden. Als Beispiel dienten täglich verwendete Lappen und Helsinki – der Sonnenuntergang.