Bernd Lobmeier von der Rathaus-Apotheke in St. Georgen. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Es kann zu Nebenwirkungen kommen / Modellprojekt hilft beim Zurückfahren oder Absetzen von Schlafmitteln

Von Dieter Vaas

St. Georgen. Schlafmittel werden häufig verordnet. Die Dauereinnahme kann aber zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Ein Modellprojekt hilft beim Entzug. Die Rathaus-Apotheke in St. Georgen wirkt dabei erfolgreich mit. Der SWR berichtet darüber am heutigen Dienstag um 19.30 Uhr in der Landesumschau.

Die entspannende und insbesondere die schlaffördernde Wirkung verleiten viele Patienten zur Gewöhnung an sogenannte Benzodiazepinen und -Analoga. Dies kann zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, mit Einschränkung der intellektuellen Leistungsfähigkeit, Koordinierungsstörungen (insbesondere bei älteren Menschen), Stürzen oder zu physischen Abhängigkeit führen. Apotheker Ernst Pallenbach aus Villingen hat deshalb ein Modellprojekt ins Leben gerufen, das derzeit in baden-Württemberg läuft. Durch gezielte Zusammenarbeit von Apotheker und Arzt sollen Patienten zum ambulanten Entzug motiviert werden und unterstützende begleitet werden. Apotheker Bernhard Lobmeier, der für Renate Schilson in der Rathaus-Apotheke arbeitet, wirkt aktiv mit. Denn viele Betroffene kommen gar nicht auf die Idee, suchtkrank zu sein. Die Mehrzahl von ihnen, meist Menschen über 70 Jahre, werden vom Suchthilfesystem nicht angesprochen oder die wenigen Angebote erreichen sie nicht. Es besteht eine eklatante Unterversorgung und ein dringender Bedarf an niedrigschwelligen, dezentralen Angeboten. Auch ein hohes Alter spricht nicht gegen die Intervention. Selbst Patienten, die weit über 80 Jahre alt sind, können sehr von einem Entzug profitieren.

In jedem Fall entscheidet ein Arzt, ob ein Patient für einen Entzug in frage kommt. Mit Zustimmung des Patienten klären Apotheker und Mediziner, ob sie ein Angebot zur schrittweisen Abdosierung machen. Der Apotheker informiert über Wirkung und mögliche Risiken einer langfristigen Einnahmen.

Regelmäßige Treffen oder Telefongespräche

Stimmt der Patient zu, besprechen Arzt und Apotheker die einzelnen Schritte des Entzugs, die in einem Abdosierungsplan festgehalten werden. Bei regelmäßigen Treffen oder auch bei Telefongesprächen erfragt und dokumentiert der Apotheker alle zwei Tage das Befinden des Patienten. Gibt es Abweichung vom Plan, erfolgt sofort eine Rücksprache mit dem Arzt. Dadurch kann kurzfristig auf etwaige Schwierigkeiten reagiert werden. Der Patient geht dann über die üblichen Kontrolltermine hinaus direkt zum Arzt.

Über eine erfolgreiche Therapie innerhalb des Modellprojekts berichtet jetzt der SWR. Die von Bernhard Lobmeier erfolgreich betreute Patientin kommt aus Peterzell.

In einer vom Bundesministerium für Gesundheit herausgegebenen Broschüre kommt auch Johannes Probst aus St. Georgen zu Wort: "Werden Patienten von Arzt und Apotheker angesprochen, sind die Erfolgsaussichten deutlich höher. Die Kooperation unterstützt meine Arbeit und ist eine wichtige Hilfe für meine Patienten."

Weitere Informationen: Die Liste der teilnehmenden Apotheker stehen unter www.abda.de/benzoprojekt.html