Der ehemalige Mitarbeiter Konrad Kaltenbach (rechts) lässt sich von Ronald Richter die Neuerungen der Kläranlage St. Georgen erläutern. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Betriebsleiter Ronald Richter führt lediglich Konrad Kaltenbach durch Kläranlage / Kuriose Fundstücke

Von Stephan Hübner

St. Georgen. Nicht viel Interesse scheinen die Bergstädter an ihrer Kläranlage zu haben, jedenfalls wenn man nach der Besucherzahl bei einer öffentlichen Führung urteilt. Ein einziger Gast schaute vorbei.

Betriebsleiter Ronald Richter ließ sich davon nicht abschrecken. Zumal es sich nicht um einen ganz gewöhnlichen Gast handelte. Es war nämlich Konrad Kaltenbach, der im Herbst 1978, zur Eröffnung der neuen Kläranlage, dort für drei Jahre lang seinen Dienst tat. Konrad Kaltenbach hatte kurzzeitig auch auf der alten Kläranlage zu tun, die damals in der Nähe des Bauhofs stand.

Ronald Richter führte zunächst zum Geröllfang, dem Ort, an dem das Wasser St. Georgens in die Anlage fließt. Hier wird grobes Material ausgefiltert, das ansonsten Pumpen und Leitungen zerstören würde. Etwa zwölf Kubikmeter Material kommen pro Jahr zusammen. Zur Zeit fließen laut Ronald Richter täglich etwa 3000 bis 4000 Kubikmeter Wasser in die Anlage. Bei starken Regen können es maximal 20 000 Kubikmeter sein.

Das sich anschließende Hebewerk mit einer Leistung von maximal 300 Litern pro Sekunde hebt das Wasser zum höchsten Punkt der Kläranlage. Von dort fließt es in den Sandfang, wo sich dank der geringen Fließgeschwindigkeit von 30 Zentimetern pro Sekunde Sand absetzt. Ausgefiltert wird hier auch Öl beziehungsweise nachfolgend Toilettenpapier. Beides gelangt in den Faulturm, in dem Gas erzeugt wird. Damit deckt die Anlage etwa ein Drittel ihres Energiebedarfs selbst.

Etwa zwei Stunden verweilt das Wasser in den Vorklärbecken bevor es ins biologische Becken, das wichtigste der Anlage, strömt. Dort fließt das Wasser im Kreis, Bakterien sorgen dafür, dass Nitrit abgebaut wird.

Noch nicht realisiert ist die von Richter gewünschte Überschuss-Schlammentwässerung. Die ist mit 300 000 Euro recht teuer, steht aber zumindest im diesjährigen Haushalt.

Letzte Station des Wassers ist das Nachklärbecken. Von dort aus geht es direkt in die Brigach. Dessen Qualität wird zweimal wöchentlich von den Bediensteten unter anderem auf Ammonium, Stickstoff oder Phosphat getestet. Sechs mal im Jahr nimmt auch das Wasserwirtschaftsamt unangekündigt Proben.

Zum Abschluss des Rundgangs zeigte Richter kuriose Gegenstände die im Lauf der Jahre aus der Anlage gefischt wurden. Darunter nicht nur Löffel und Modellautos sondern auch Brillen, ein Nummernschild oder gar mehrere künstliche Gebisse.