Personalreferentin Annette Runge (links) berichtet über Maßnahmen von M&M Software in St. Georgen zur Familienfreundlichkeit. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim dritten Unternehmertag wird aufgezeigt, welche Wege beschritten werden / Fluktuation deutlich geringer

Von Stephan Hübner

St. Georgen. Möglichkeiten, Chancen und konkrete Beispiele für "Familienorientierung in Unternehmen" wurden beim dritten Unternehmertag 2014 bei M&M Software vorgestellt.

Wie Geschäftsführer Erwin Müller berichtete, wurde M&M eigentlich mit diesem Thema groß. Bei Veranstaltungen waren immer Partnerinnen und Kinder dabei, es war "immer eine große Familie". Vor einem Jahr wurde M&M als "familienorientiertes Unternehmen" ausgezeichnet.

Das Thema sei wichtig, da man künftig noch eine größere Verknappung qualifizierter Fachkräfte erleben werde. Auch habe die nachfolgende Generation andere Wertvorstellungen und wolle anders mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf umgehen. Betriebe müssten sich darauf einstellen, dass sich Mann und Frau die Kindererziehung teilen.

Theoretische Möglichkeiten zur Familienfreundlichkeit seien den meisten bekannt, erklärte Martin Friedrich, Geschäftsführer von PE. Die Frage sei, wie dies umgesetzt werden könne und welche Vorteile es bringe.

Personalreferentin Annette Runge berichtete über Maßnahmen von M&M. So gebe es flexible Arbeitszeiten und auch kurzfristig die Möglichkeit von Home-Office. M&M übernehme die Kosten für Ferienbetreuung von Schulkindern. Es gebe eine mobile Spieleecke und ein Online-Portal mit Infos zu Kinderbetreuung und Pflege Angehöriger. Weitere Angebote seien Massage, Yoga oder Tennis. Über allem stehe die Unterstützung durch Geschäftsleitung und Kollegen.

Höhere Motivation und Leistungsfähigkeit

Vorteile seien größere Mitarbeiterbindung, höhere Motivation und Leistungsfähigkeit. Die Fluktuation liege weit unter dem Branchendurchschnitt. Künftig noch mehr kümmern müsse man sich um Mitarbeiter 45Plus, die oft mit Pflege, Beruf und Kinderbetreuung belastet seien. Friedrich war überzeugt, dass sich Familienfreundlichkeit monetär lohne, weil geringe Fluktuation Zeit und Geld spare und Know-How-Verlust verhindere.

Helmut Norwat, Personalleiter von Vaude Sport aus Tettnang, beschrieb ausführlich die ökologische und familienfreundliche Ausrichtung des Unternehmens. Vaude sei zu 100 Prozent in Familienbesitz, ein ganz wichtiger Faktor bei Familienfreundlichkeit. Philosophie sei der respektvolle Umgang mit Mensch und Natur. Vaude betreibe seit zwölf Jahren einen Kinderhort, der zur Hälfte von Mitarbeitern genutzt werde. Die Frauenquote in Führungspositionen liege bei 32 Prozent, der Anteil der Teilzeitkräfte bei über 50 Prozent. Absolut normal sei, dass Väter zwei Monate Elternzeit in Anspruch nehmen.

Wertschätzung sei ein wichtiges Thema. "Wir vertrauen unseren Mitarbeitern." Vaude versuche, von der Zeit- zur Zielorientierung zu kommen. So gebe es Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit, Home-Office, längere Auszeiten und einen abgestimmten Wiedereinstieg nach Elternzeit.

Netzwerk hat viele öffentliche Unterstützer

Evi Burghart von der BBQ gGmbH, des Bildungswerks der baden-württembergischen Wirtschaft, stellte das "familyNET" vor, das unterstützt wird durch das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg, vom europäischen Sozialfond, vom Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg, Südwestmetall, und Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württemberg. FamilyNET vernetze Unternehmen, Städte und Gemeinden.

Es biete Austausch von Best-Practice-Beispielen, Instrumente zur Förderung von Verbeinbarkeit und Familie, Erarbeitung regionaler, flexibler Lösungen, bedarfsorientierte Beratung und Coaching von Unternehmen und die Verleihung des Prädikats "familienbewusstes Unternehmen".