Paul Dieter Auer (links) und Winfried Frech. Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Reformation am Oberrhein erläutert / Pfarrer beider Konfessionen haben keine Berührungsängste

St. Georgen. Die evangelische Erwachsenenbildung und der ökumenische Arbeitskreis informierten über die Reformation am Oberrhein. Der katholische Pfarrer Paul Dieter Auer und der evangelische Pfarrer i. R. Winfried Frech hatten sich hierfür bestens vorbereitet.

Frech meinte: "Vor Jahrzehnten wäre es ein Märchen gewesen, dass ein evangelischer und katholischer Pfarrer über die Reformation berichten." Für ihn war Martin Luther mit seinen 95 Thesen ein Signal des Evangeliums, das die Welt bewegte. Auch Ulrich Zwingli, Johannes Calvin und Johannes Oekolompad befassten sich in der Schweiz mit dem Reformationsgedanken.

Pfarrer Auer erklärte zunächst, dass das Wort Ökumene "Die ganze bewohnte Welt" bedeute. Er beleuchtete die Reformation für St. Georgen, wo sie 1535/36 Einzug hielt. Der jeweilige Landesfürst bestimmte die Konfession. Die 45 Mönche im Kloster waren jedoch keiner Herrschaft zugehörig. St. Georgen war unabhängig, ein Schutzherr setzte die Rechte durch. Mit der Konfession ging es hin und her, fünfmal wechselte diese. Nach dem Westfälischen Frieden im Jahr 1648 blieb St. Georgen bis 1810 evangelisch. Eine Volkszählung verzeichnete damals nicht einen Katholiken.

Durch Flüchtlinge und Vertriebene, die nach 1945 in die Stadt kamen änderte sich das. Auer meinte: "Wenn ich früher zu Gottesdiensten nach Tennenbronn gefahren wäre, hätte ich sieben historische Grenzen überschreiten und siebenmal Zoll zahlen müssen." Er sei schon im Jahr 1979 in einem Heidelberger Stadtteil an einer Grenze entlang geschleift, als er die Kanzel tauschte. Deswegen sei Auer heute über die Fortschritte der Ökumene froh.

Im süddeutschen Raum befassten sich Ambrosius Blarer, Johannes Zwick sowie Johannes Brenz mit dem Reformationsgedanken. In Straßburg hat er sich für Martin Bucer entschieden, über den er Interessantes wusste. Er wurde am 11. November 1491 in Schlettstadt im Elsass geboren. Da die Eltern die Mittel für ein Studium nicht hatten, trat er mit 15 Jahren in den Orden der Dominikaner ein.

Durch seinen Prior erreichte er, dass er 1517 in das Heidelberger Ordenshaus kam. So konnte er an der Universität bis zur Magisterwürde studieren. In Mainz empfing er die Priesterweihe. Bei einer Tagung des Augustiner-Eremitenordens lernte er 1518 Martin Luther kennen. Von ihm konnte er mehr über die reformatorische Lehre erfahren und war fortan ein Mitstreiter des Reformators.

Die Folge war, dass er als Ketzer verklagt wurde und fliehen musste. Auf Umwegen kam er völlig mittellos nach Straßburg, wo ihn Katharina und Matthäus Zell im Münsterpfarrhaus aufnahmen. Bucer wurde die treibende Kraft der Straßburger Reformation und bereits 1524 wurden Inhalt und Form der Messe neu geordnet. Von besonderer Bedeutung ist die "Ziegenhainer Zucht- und Ältestenordnung" von 1538. Nach dieser kann Bucer als "Vater der Konfirmation" bezeichnet werden und die von ihm stammende Segnung verwendete auch Frech. Bucer war mit Elisabeth Silbereisen verheiratet, die ihm 13 Kinder gebar.

Sie selbst und fünf ihrer Kinder sind an der Pest verstorben. Bucer heiratete danach Wilibrandis Rosenblatt. Damals bestimmte der Kaiser die Religionszugehörigkeit. Das war der Grund, dass Bucer fliehen musste. Er gelangte nach Canterbury und verbreitete dort die Reformation. Für sein Wirken wurde ihm die Doktorwürde der Theologie verliehen. Er verstarb am 28. Februar 1551 in Cambridge.

Als sein Erbe hinterließ er allen, egal welcher Konfession, sein ureigenes Anliegen "Das Hören auf die Heilige Schrift, auf Gottes Wort und das Hören aufeinander."