Jörg Westermann ist vielfältig beschäftigt. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Für Jörg Westermann sind die Ferien viel kürzer / Übergangsweise Leiter von drei Schulen

Der ländliche Raum steht bei Lehrern oft nicht gerade auf der Wunschliste. Deshalb ist es dort besonders schwer, alle Stellen zu besetzen. Da kann eine Notsituation fast schon ein Glücksfall sein: Jörg Westermann ist derzeit Leiter von gleich drei Schulen und zudem noch Geschäftsführender Rektor.

St. Georgen. Wenn es darum geht, dass Lehrer so viel Ferien haben, stimmt das bei Jörg Westermann und einigen seiner Kollegen ganz bestimmt nicht. In den ersten beiden Wochen der Sommerferien erstellte er mit seiner Stellvertreterin Melanie Hog und der Kollegin Andreas Moosmann den Stundenplan.

Bergstadt muss 16 Stunden abtreten

Seit dieser Woche ist er bereits wieder voll im Einsatz. Auch das Kollegium trudelt ein. Vieles ist vorzubereiten.

Im Schulamtsbezirk fehlt es an Lehrern. Deshalb musste St. Georgen an die Schule auf dem Sulgen 16 Stunden abtreten. "Da konnte ich die Lösung mit mir selbst ausmachen", sagt Jörg Westermann schmunzeln.

Er ist derzeit nicht nur Rektor der Robert-Gerwig-Werkrealschule (35 Lehrer), sondern auch Chef an der Rupertsberggrundschule (acht) sowie der Grundschule in Peterzell (sechs). Er drehte das Personalkarussell selbst und fand die Lösung. Schließlich kam doch noch eine Kollegin hinzu. Den Pflichtbereich kann er jetzt voll erfüllen.

Auf Dauer sei die Situation aber nicht ausgelegt. Der Schulträger steht zu den drei Schulen. Deshalb müsse das Ziel bleiben, dass jede einen eigenen Rektor hat. Noch in diesem Jahr will er beim Schulamt deshalb vorstellig werden. Es müssen allerdings auch die geeigneten Personen gefunden werden.

Als sehr positiv sieht er die Unterstützung aller Kollegen, die sich kooperativ zeigen, weil sie die Situation sehen. Außerdem hat er nach eigener Aussage "super Leute in der Verwaltung", die ihm den Rücken frei halten.

Jeden Dienstags ist er an der Rupertsbergschule, mittwochs – wenn er in Peterzell ist – kommt ihm bei der Anfahrt zugute, dass er in Villingen wohnt. Jeweils drei Lehrerstunden stehen ihm zur Verfügung, um alles vor Ort zu regeln.

Da kommt einiges zusammen. Auch rechtliche Dinge muss er erledigen. Wenn Eltern ihn persönlich sprechen wollen, wird ein Termin außerhalb dieser Zeiten vereinbart. Den Vertretungsplan an der Robert-Gerwig-Schule regelt er selbst. An den beiden anderen Häusern übernehmen diesen jeweils Kolleginnen.

"Wir sind eine krisenfreie Schule", schätzt er einen weiteren Vorteil. In seinen viereinhalb Jahren in der Bergstadt habe er kaum eine Handvoll Anlässe gehabt, bei denen "sofortiges Handeln" notwendig gewesen war.

An allen drei Schulen gibt es aus ausreichend Platz. "Mehr wäre immer schön", räumt der Rektor ein. Am Rupertsberg wird es enger, weil der Weidenbächlekindergarten mit einer Gruppe im Gebäude untergebracht werden muss. Betroffen davon ist die Ganztagsbetreuung. Gemeinsam mit dem Förderverein als Träger sowie der Stadtverwaltung fand ein sehr sachliches Gespräch statt, so Westermann. Alle Seiten konnten sich mit den besten Argumenten arrangieren. Die Zusammenarbeit mit Markus Esterle von den Bürgerdiensten, Bürgermeister Michael Rieger sowie dem Bauamt funktioniere sehr gut. "Die Stadt hat nicht endlos Geld, alles funktioniert aber zufriedenstellend", lobt Westermann.

Im Altbau der Robert-Gerwig-Schule beschäftigt besonders der Schimmelbefall im Werkraum. Das Gesundheitsamt war vor Ort. Massiv befallen sind nur Gebäudeteile, in denen kein Unterricht stattfindet. Die Werkräume waren ursprünglich ebenfalls nicht für den Unterricht vorgesehen. Allerdings liegen diese optimal, weil nicht in direkter Nachbarschaft zu Klassenzimmern. Ein aktuell leer stehender Raum ist schon deshalb nicht als Ersatz tauglich. Außerdem ist der Raumbedarf weit größer. Zum Schuljahresende gab es deshalb vorübergehend nur theoretischen Unterricht.

Die notwendige Sanierung erfolgt frühestens mit Mitteln aus dem Haushaltsjahr 2017. Derzeit laufen Gespräche, um externe Ersatzräume zu finden, die "fußläufig" gut zu erreichen sind.