Über intelligentes Verhalten bei Honigbienen spricht Bernd Möller beim Imkerverein. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Bernd Möller spricht über das intelligente Verhalten der Honigbiene

St. Georgen (hü). Über intelligentes Verhalten bei Honigbienen sprach Bernd Möller beim Imkerverein.

Insekten seien in der Regel strohdoof. Honigbienen seien die einzige der 1000 Arten Europas mit ausdifferenzierter Gesellschaft, ausgereifter Vorratswirtschaft und perfekt vorbereiteter Überwinterung. Ein Bienenvolk sei viel mehr als die Summe einzelner Bienen. Dabei bestehe das Bienengehirn aus nur rund einer Million Nervenzellen, allein das Großhirn des Menschen aus rund 23 Milliarden.

Bienen machen sich keine Konkurrenz

Bienen sammeln "blütenstet", bleiben also bei einer bestimmten Art von Futterquelle solange sie ergiebig ist. Gleichzeitig aber entscheiden sich andere Bienen für ganz andere Futterpflanzen, da sie ein Konkurrenzvermeidungsprinzip haben. Ein Wechsel der Quelle setze den Austausch von Informationen, ein Abwägen und eine Entscheidung der einzelnen Biene voraus.

Bienen seien ständig mit Abwägungsproblemen konfrontiert. Vor dem Abflug müssen sie planmäßig "tanken", gerade genug Treibstoff dabei haben, um das Ziel erreichen und bei Misserfolg heimkehren zu können. Dabei werden Faktoren wie Gelände- und Windverhältnisse oder Entfernung eingerechnet.

Navigationssystem wechselt öfters

Bei der Navigation nutzen Bienen optische Wegmarken, den Sonnenstand oder die Fähigkeit, in Stereo zu riechen. "Bienen sind fliegende Datensammler und -verarbeiter." Sie können zwischen Navigationssystemen wechseln oder diese kombinieren und anhand des Schwänzeltanzes einer anderen Biene direkt von einer bekannten zu einer bisher noch nie besuchten Futterquelle fliegen. Sie "errechnen" den direkten Weg oder ermittelt ihn aufgrund einer inneren "Landkarte".

Ein Hinweis auf Lernfähigkeit ist, dass ältere Sammelbienen erfolgreicher sind als jüngere und dass ihr Hirnvolumen und die Zahl der Verschaltungen zunimmt.

Möller schrieb dem Schwänzeltanz Sprachqualität zu, da es sich um eine Zusammensetzung von Einzelelementen handelt, die eine definierte Bedeutung haben und nach festen Regeln Informationen weitergeben. Damit vermitteln Bienen die Flugrichtung relativ zum sich verändernden Sonnenstand, ebenso wie Entfernung und Wertigkeit der Futterquelle.

Das Bienenvolk verfüge über Schwarmintelligenz und eine hoch entwickelte Form der Selbstorganisation. Ohne jede Form einer Zentralisierung sei das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Ähnliches gelte für das Gehirn des Menschen. Es sei ein Superorganismus aus einzelnen Zellen, jede davon für sich unintelligent. Erst das Zusammenwirken ergebe Intelligenz.

Kognitive Fähigkeiten besonders ausgeprägt

Möller stellte Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Biene fest, beispielsweise was die Erzeugung speziellen Futters für den Nachwuchs angeht oder eine konstante Umwelt im "sozialen Uterus" des Brutnestes. Mit ihren kognitiven Fähigkeiten seien sie manchen Wirbeltieren überlegen und unter den Wirbellosen in einer absoluten Spitzengruppe. „Wir sollten vor der Leistung der Biene mehr Anerkennung haben.“