Die weltweite Kommunikation per Funk demonstrieren: (von links) Felix Künneke, Franz Käser, Jürgen Müller und Jürgen Kraft. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Verein: Amateurfunk immer noch aktuell / Elektronikstammtisch in Brigach

St. Georgen. In Zeiten des Internets denken viele bei Amateurfunk wohl an Technik früherer Zeiten. Dass das Thema aber hochaktuell und faszinierend ist belegen Franz Käser sowie Jürgen Kraft und Jürgen Müller.

Den Verein mit 36 Mitgliedern gibt es seit 61 Jahren, die Clubstation mit dem Rufzeichen DL0FIS seit 2016. Hierzulande sind 50 Prozent der Funker, über 35 000, Mitglied im gemeinnützigen Deutschen Amateur-Radio-Club. Der fördert Amateurfunk, Völkerverständigung, Forschung und Entwicklung sowie Bildung und Erziehung.

Der Erwerb, der für Amateurfunk nötigen Lizenz beinhalte eine Prüfung, so Müller, im Verein für die Ausbildung zuständig. Die Prüfung gehe stark mit einer Lehre im Elektronikbereich konform, deshalb tue man sich als Funker da leichter. Es gehe darum, Technik nicht nur anzuwenden, sondern sie auch zu begreifen. Ingenieur sein müsse man aber nicht, um Spaß zu haben. Viele Spezialisierungen seien möglich.

Amateurfunk ähnele in Manchem dem Internet. Es gebe Wortkürzel wie beim Chatten, Relais-Stationen die das Signal weiterleiten und eine den Globus umspannende Gemeinschaft – aber keine Verrohung der Sitten wie im Internet. Die Kameradschaft sei vorbildlich, es gebe den Ehrenkodex HAM-Spirit, so Kraft. Gespräche über Politik und Religion und das Bewerben kommerzieller Dienste seien tabu, so Müller. Auch dürfe man nur in offener Sprache kommunizieren. Gespräche könnten Stunden dauern. Aus kurzen Kontakten entstünden mitunter jahrelange Freundschaften, so Felix Künneke, der vom Ortsverein Rottweil kommt.

Eine Besonderheit ist, dass bei erfolgreichen Verbindungen Post- beziehungsweise QSL-Karten an die Gegenstelle verschickt werden. Manche Verbindungen, zum Beispiel zu Expeditionen, seien sehr gefragt, so Stark. Sogar zur Raumstation ISS seien Funkverbindungen möglich.

Relativ günstig seien die Einstiegskosten. Lizenz und Prüfung liegen bei 120 bis 150 Euro, ein analoges Gerät bei unter 30, ein digitales Gerät etwa 90 Euro. Ein Vorteil sei, dass man auch da funken kann, wo Internet keine Chance hat, etwa in Schwarz waldtälern, so Franz Käser aus St. Georgen, der das Hobby seit 50 Jahren betreibt und Vereinsvorsitzender ist. Empfangs- und Sendequalität hingen aber von Jahres- und Tageszeit sowie Sonnenflecken ab.

Die Unabhängigkeit vom Internet prädestiniert Funk für Notfälle. Es gibt Vereinbarungen mit fast allen Bundesländern zum Einsatz staatlich geprüfter Funkamateure bei Katastrophen.

Neben Sprache können auch andere Daten, beispielsweise Stand- und Bewegtbilder übertragen werden. Es gibt ein eigenes Netz namens Hamnet, nicht kommerziell und durch Eigenmittel der Funkamateure aufgebaut.

Zwar hat Amateurfunk eine lange Tradition. Es gibt Geräte aus den 60ern, Mancher nutzt noch Morsecode oder Fernschreiber. Es gibt aber auch moderne Geräte mit Touchscreen und allen Schikanen sowie Lernapps. Signale können über Internet oder Satellit geleitet werden.

Zwar interessieren sich immer mehr Junge für das Thema. Trotzdem ist der Verein auf der Suche nach Neumitgliedern. Im Winter soll es einen Kurs für Interessierte geben. Willkommen ist jeder von etwa 14 Jahren bis ins hohe Alter. Jeden ersten Freitag im Monat findet im Gasthaus Engel in St. Georgen-Brigach ein Elektronikstammtisch statt. Es gibt ein Ausbildungsrufzeichen, mit dem potenzielle Newcomer unter Anleitung Amateurfunk ausprobieren können.

Weitere Informationen: f acebook.de/ darcova18 oder www.DL0FIS.de