Wilma Scherer (links) und Olga Melissopoulou berichten in der Stadtbibliothek von Weihnachtstraditionen aus Holand und Griechenland. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Brauchtum: Zwei Frauen erzählen, wie die Griechen und Holländer das Fest der Liebe feiern

"Andere Länder, andere Sitten" heißt es so schön. Das gilt auch beim Thema Weihnachten. In der Stadtbibliothek bekamen die Besucher einen Einblick, wie das Fest in anderen Ländern gefeiert wird.

St. Georgen. Einen Blick auf "Weihnachten in anderen Ländern" gewährte die Stadtbibliothek am vergangenen Wochenende. Wilma Scherer und Olga Melissopoulou berichteten von Traditionen aus Holland und Griechenland. Die Straßen seien in Griechenland Ende November geschmückt, so Melissopoulou. Früher habe es keine Weihnachtsbäume gegeben sondern nur Schiffe, die die Verbindung der Griechen zum Meer darstellten.

Traditionell seien die Süßspeisen Kourampiedes und Melomakarona. Die Kinder gingen am 24. Dezember von Haus zu Haus, um Weihnachtslieder zu singen und Segnungen zu sprechen. Am ersten Weihnachtsfeiertag gehe man schon um fünf Uhr morgens zur Kirche, danach gebe es ein großes Frühstück und ein gemeinsames Mittagessen, das vier Stunden dauern könne. Es gebe zum Beispiel gefüllt Weinblätter, Bohnen und Rotwein. Statt des Weihnachtsmanns gab es früher St. Basil, der mit seiner dünnen Gestalt das einfache Leben repräsentierte.

Kuchenstück mit der Münze bringt Glück

Auch am 31. Dezember gehen die Kinder zum Liedersingen durch die Straßen. Es gebe einen Kuchen der in so viele Stücke zerschnitten werde, wie es Familienmitglieder gibt. Jedes Stück werde mit einem Wünsch fürs neue Jahr versehen. Ein Kuchenstück enthalte zudem eine Münze, die Glück fürs neue Jahr bedeute.

"Kerstmis" nennt sich Weihnachten in Holland, so Scherer. Der heilige Abend werde ruhig und ohne Geschenke gefeiert. Sehr strenggläubige Christen stellten keinen Weihnachtsbaum auf, da dies für sie ein heidnischer Brauch sei. Vor allem bei Katholiken gebe es die Kerststal oder Grotte genannte Weihnachtskrippe.

Nicht richtig holländisch sondern amerikanisch sei das Feiern am ersten Weihnachtstag mit Geschenken. Traditionelle Weihnachtsessen seien mit Mandeln gefüllte Pute, Fasan oder Reh. Spezielle Weihnachtsplätzchen oder -märkte sowie Adventskalender kenne man in den Niederlanden nicht.

Seit 1427 gebe es Pakjesavond, den Päckchenabend, bei dem Reiche früher Geldstücke in Schuhe der Armen legten. Heute gibt es Geschenke vom Sinterklaas, dem Schutzpatron von Seefahrern, Schiffsbauern, Kaufleuten und Kindern. Er reist mit dem Schiff an. Seine Gehilfen, "Zwarte Pieten", erinnern dabei stark an Sklaven früherer Jahrhunderte. Darüber gebe es heute in Holland eine heftige Diskussion.

Schokoladen-Buchstaben sind alte Tradition

Im Hinblick auf Geschenke gebe es für Kinder vor allem Spielzeug. Das gehe auf den vorchristlichen Brauch des Verteilens von Geschenken zurück. Früher seien Äpfel und Nüsse als herbstliche Symbole der Fruchtbarkeit gegen Gebäck namens Pepernoten und Kruidnotjes getauscht worden. Eine alte Tradition seien Schokoladen-Buchstaben der Vornamen der Beschenkten.

Am kommenden Sonntag, 11. Dezember, lädt die Stadtbibliothek um zehn Uhr ein weiteres Mal ein. Dann berichtet Magalie Weber von Traditionen aus Frankreich. Am 17. Dezember gibt es zu gleicher Zeit eine Matinee mit Weihnachtsliedern von vier Bläsern der Jugendmusikschule.