Fußgänger dürfen die Brücke in Stockburg noch passieren, auf der Ernst Laufer (links) und Klaus Neininger stehen. Fotos: Seiss Foto: Schwarzwälder-Bote

Baugrundgutachten befindet sich bei Bahn und Planer / Kommandant Christoph Kleiner: "Im Notfall greift Plan B"

"Es ist wie ein Schnitt", sagt Erika Laufer und zeigt auf die abgesperrte Brücke hinter ihrem Haus. "Von heute auf morgen war die Brücke gesperrt", erinnert sich Ernst Laufer – Diagnose: Einsturzgefahr. Das war im November 2016. Seither dürfen nur Fußgänger und Weidetiere passieren.

St. Georgen-Stockburg. "Das Risiko, dass etwas passiert, will keiner übernehmen", weiß Klaus Neininger. Sein Haus kann nun nur noch über einen steilen Schotterweg angefahren werden. Denn seit im vergangenen Herbst Steine ins Bachbett gefallen sind, ist die Brücke, die die beiden Grundstücke verbindet, dicht.

"Wir waren der Meinung, das müsste schneller gehen, wurden aber leider eines Besseren belehrt", seufzt der Stockburger Ortsvorsteher Ernst Laufer. Sicher ist er sich, dass die Verzögerungen nicht an der Stadt lägen, sondern daran, dass es wohl seine Zeit brauche, bis alle Beteiligten einen gemeinsamen Nenner fänden. "Fakt ist, dass sich die Brückensanierung als äußerst kompliziert herausgestellt hat, weil die Bahn hier berechtigte Interessen vorgebracht hat", erläutert Bürgermeister Michael Rieger. "Wir haben unmittelbar nach Bekanntwerden der Schäden reagiert und alle Beteiligten ins Boot geholt." Im Haushalt wurden daraufhin rund 130 000 Euro für die Sanierung vorgesehen.

Da die Brücke an den Bahnkörper angrenze, sei klar gewesen, dass sich das Projekt hinziehe, weiß Peter Bißwurm, Abteilungsleiter Tiefbau. "Es geht alles den Weg, den es gehen muss. Es gilt, Vieles zu beachten", erläutert der Bauingenieur auf Nachfrage. Und versichert: "Wir geben schon Gas."

Das in Auftrag gegebene Baugrundgutachten befinde sich derzeit bei der Bahn und dem Planer. In einer Stellungnahme, anhand derer auch die Kosten berechnet würden, teile die Bahn mit, was zu tun sei. Anschließend werden – Bißwurm hofft, dass es noch in diesem Jahr dazu kommt – die Ausschreibungen veröffentlicht. Je nach Auflagen der Bahn wären eine Ausschreibung für die Baugrubensicherung und eine weitere für den Brückenbau notwendig, so der Bauingenieur, der von Verzögerungen, die sich aneinander reihten, spricht.

Griesgrämig oder gar missmutig sind weder Ernst Laufer noch Klaus Neininger. Dennoch betonen sie: "Ein Dauerzustand ist das nicht." Denn durch die Sperrung der Brücke entstünden Mehrkosten. "Wenn ich zu meinen Feldern will, dann sind das vier Kilometer, die ich im Kreis herum fahre", sagt Laufer schulterzuckend. Insbesondere im Winter komme es für Neininger zu größeren Umständen. Der Schotterweg werde zwar von der Stadt, die auch die Kosten für das Räumen übernehme, gebahnt, aber erst gegen 10.30 Uhr. Um diese Uhrzeit müsse er längst bei der Arbeit sein. Also parkt er sein Auto auf dem Grundstück seiner Nachbarn, vor der gesperrten Brücke. "Es ist klar, dass der Weg keine so hohe Priorität hat", sagt er.

Das größte Problem sehen die beiden, falls ein Notfall eintreten sollte. Rettungsfahrzeuge könnten, so befürchten sie, den steilen Verbindungsweg nicht benutzen. "Für solche Fälle haben wir immer einen Plan B in der Tasche", kann Feuerwehrkommandant Christoph Kleiner beruhigen. Bei entsprechenden Schneelagen würden die Einsatzfahrzeuge mit Schneeketten ausgestattet, sodass das Grundstück von beiden Seiten, also auch über die Groppertalstraße, angefahren werden könne.

Da das Anwesen fußläufig zu erreichen ist, könnten die Einsatzkräfte das Fahrzeug vor der Brücke stehen lassen und die Schläuche unter dem Durchlass der Bahnlinie legen. "Natürlich ist es direkt am Objekt immer einfacher zu löschen, aber die Feuerwehr ist es gewohnt, flexibel zu reagieren." Kleiner betont: "Wenn Menschenleben in Gefahr sind, würden wir auch das Risiko eingehen und über die Brücke fahren."

Trotz der Möglichkeiten für das Eingreifen der Feuerwehr sei es auch den Einsatzkräften daran gelegen, dass bald etwas gemacht werde. "Wir haben die Hoffnung, dass die Brücke 2018 um diese Zeit verwirklicht ist", blicken Laufer und Neininger in die Zukunft, "und wir freuen uns, wenn wieder Normalbetrieb ist."