Ernst Heß an seinem 100. Geburtstag. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchengemeinde: Pfarrer Ernst Heß stirbt mit 101 Jahren

St. Georgen. Am 9. Juni ist in Bad Dürrheim Ruhestandspfarrer Ernst Heß gestorben, der von 1966 bis 1978 in der Bergstadt als Pfarrer an der Lorenzkirche gewirkt hat.

Ernst Heß wurde 1916 in Leipzig geboren und wuchs in einer pietistisch geprägten Kaufmannsfamilie auf. Er studierte in Leipzig, Erlangen und Tübingen Theologie, wurde im Zweiten Weltkrieg eingezogen und kam 1946 nach Gengenbach, wo er die Pfarrerstochter Brigitte, geborene Schmidt, heiratete.

Nach verschiedenen Stationen übernahm er 1951 in Gengenbach die Nachfolge seines verstorbenen Schwiegervaters. Von dort wechselte er 1966 nach dem plötzlichen Herztod von Pfarrer Friedolin Albrecht als dessen Nachfolger nach St. Georgen und blieb dort bis 1978.

Zusammen mit dem Pfarrer Dieter Paul war er an der Lorenzkirche tätig. Paul war für die sogenannte Ostpfarrei zuständig, Heß für die Westpfarrei. Das Ökumenische Zentrum gab es damals noch nicht.

Bei einem Gespräch im September 2016 erinnerte sich der damals 100-Jährige an Schwerpunkte seiner Arbeit in St. Georgen. Er erzählte, dass er sich die Arbeit mit Dieter Paul sinnvoll aufteilen konnte. Pfarrer Paul war ein begabter Verwalter und Organisator und übernahm darum weitgehend diese Tätigkeiten, die beispielsweise zur Gründung des Lorenzhauses führten. Heß fühlte sich mehr als "Innenminister" und legte seinen Schwerpunkt auf die Seelsorge in der Gemeinde und im Krankenhaus. Auch den Religionsunterricht versah er sehr gern. Er war treibende Kraft dabei, für die Landwirte in Brigach regelmäßige Gottesdienste und Themenabende zu ihren speziellen Fragestellungen abzuhalten.

Mit dem katholischen Pfarrer Felix Dietrich verstand er sich sehr gut. Sie unternahmen wöchentlich einen Spaziergang und tauschten sich über verschiedene Fragen aus. Beide waren sich einig, dass der schnell wachsende Stadtteil Rupertsberg dringend einen Ort für die Gemeindearbeit brauchte, weil die dortigen Neubürger nicht ohne weiteres den Weg zum Gottesdienst in die Stadt fanden. Beide wollten keinen Kirchenbau dort errichten, sondern träumten von Gemeinderäumen. So wurde die Idee eines gemeinsamen Gemeindezentrums mit Gottesdienstort geboren. Sie unternahmen Fahrten bis in die Schweiz, um verschiedene Modelle anzuschauen. Dies führte schließlich 1978 zur Errichtung des Ökumenischen Zentrums, dem durchaus eine Vorreiterrolle zukam.

Seine Ehefrau Brigitte war Kirchenmusikerin und versah des Öfteren den Orgeldienst an der Lorenzkirche. Durch ihre sechs Kinder war die Pfarrfamilie auch eng mit der Jugendmusikschule verbunden.

Von St. Georgen wechselte Ernst Heß 1978 nach Villingen in die Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge und hatte diese Stelle bis 1984 inne. Danach konnte das Paar in Bad Dürrheim den Ruhestand und eine wachsende Schar von 18 Enkeln und neun Urenkeln genießen. 2015 starb seine Frau.

Am Freitag, 23. Juni, um 14 Uhr ist in der evangelischen Kirche Gengenbach der Trauergottesdienst mit anschließender Urnenbeisetzung.