Anna-Lena Kettenhof und Gerhard Beck von der GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung). Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Gewerbegebiet darf Innenstadt keine Konkurrenz bieten

St. Georgen (dvs). Zur Stärkung des innerörtlichen Handels schreibt die Bergstadt das Einzelhandelskonzept fort. Dabei werden die Grenzen der Innenstadt noch enger gezogen. Der Bestand, der sich außerhalb befindet, hat aber Bestandsschutz und kann sich weiterentwickeln. Nur wenn sich etwas Neues entwickeln soll, muss es in die Innenstadt.

Laut Bürgermeister Michael Rieger ist das bestehende Konzept sieben Jahren alt. Die Entwicklung im Einzelhandel ist rasant. Der Gesetzgeber ermöglicht den Kommunen Regelungen, um die Entwicklung zu steuern, ergänzte Stadtbaumeister Reinhard Wacker. St. Georgen habe das Problem bereits im Jahr 2000 angegangen, um ein Abwandern auf die "grüne Wiese" zu verhindern. Doch jetzt habe vor allem der Lebensmittelhandel ein größeres Sortiment und brauche mehr Platz. Mit der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) wurde ein Konzept erarbeitet, das aber erst bei einem neuen Bebauungsplan eine rechtliche Wirkung bekomme.

Gerhard Beck (GMA) empfahl, die im Jahr 2000 eingeschlagene Richtung beizubehalten und innenstadt-relevante Geschäfte auf der "grünen Wiese" auszuschließen. Das Internet ist als neue Herausforderung seither hinzu gekommen.

Onlinhandel verstärkt Verdrängungn

Die Verdrängung wird weitergehen, verstärkt auch durch den Onlinehandel. Dieser soll je nach Branche bald bei bis zu 25 Prozent liegen. Als Beispiel nannte er das Verschwinden großer Buchhandlungen in Stuttgart. In den Randlagen bröckelt es, bilanzierte Beck. Händler suchten nur noch 1a-Lagen. Der Einzelhandel muss räumlich zusammenrücken, auch beim Stadtmarketing, so der Experte.

In die Planungen ist auch das Umland einzubeziehen. Villingen-Schwenningen entwickelt sich noch sehr dynamisch. Die Oberzentren laufen. Die Mittel- und Unterzentren leiden dagegen immer mehr unter der Konkurrenz großer Städte.

In St. Georgen erwarten die Planer bei der Bevölkerungsentwicklung "keine gravierenden Zuwächse". Die Kaufkraft ist hoch. Mit 15 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche ist die Lage noch relativ stabil, so Beck. Im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden ist die Bergstadt vor allem im Lebensmittelbereich noch sehr gut aufgestellt, besser als etwa das Mittelzentrum Schramberg. "Wir brauchen keine weiteren Standorte, wir müssen die bestehende Struktur erhalten und weiterentwickeln", forderte der Fachmann. Ideal wäre es, wenn die Discounter noch näher an die Innenstadt rücken könnten.

Die innerstädtische Entwicklung zu fördern, ist nach Becks Ansicht mit dem Edeka-Markt voll gelungen. Der Bärenplatz ist mittlerweile ansprechend gestaltet und hat auch Geschäfte mit Zugkraft. Als be stehende Baustellen bezeichne te Beck die Leerstände im Außenbereich. Durch einen Nutzungsausschluss im Gewerbegebiet will er den Marktplatz stärken. Der Innenstadt-Bereich soll noch konzentrierter zusammenhängen.

Der Gemeinderat stimmte jetzt einer neuen Bauleitplanung zu. Diese ist für eine aktuelle Rechtssicherheit erforderlich.

Bürgermeister Michael Rieger mahnte: "Es nutzt alles nichts, wenn die Leute auswärts oder im Internet einkaufen." Katja Seibert vom Stadtmarketing erinnerte an die Aktion "Zwei Wochen St. Georgen pur" des Handels-und Gewerbevereins in Kooperation mit der Stadt. Die Teilnahmeunterlagen sind in vielen Geschäften der Stadt oder per E-Mail wilts@arianewilts.de oder auf der Homepage des HGV unter www.st-georgen.de erhältlich.