Martin Rosenfelder (links) und Willi Meder begutachten alte schmiedeeiserne Erzeugnisse. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Willi Meder schickt Zuhörer in der Geschichtstruhe auf eine Zeitreise / Ursprung im Postgebäude

Viele Fotos von in der Bergstadt sichtbaren schmiedeeisernen Erzeugnissen und einiges zur Geschichte der Schmiedekunst präsentiert Willi Meder in der Geschichtstruhe.

St. Georgen (hü). Heutzutage bleibe das Handwerk oft auf der Strecke, so Martin Rosenfelder, Vorsitzender des Geschichtsvereins. Um so wichtiger sei es, daran zu erinnern. Die Anfänge von Schmiedehandwerk und Metallbearbeitung seien heute nicht mehr feststellbar, sagt Meder.

Ursprünglich waren Gießer auch Schmiede. Sie verdichteten Eisenschwamm, genannt "Luppen", mit schweren Hämmern zu verarbeitungsgerechtem Eisen. Anfangs diente Eisen nur der Verzierung. Ab 600 vor Christus hatten Kelten sowie Nord- und Ostgermanen Schwerter. Es gab lange nur reine Waffenschmieden, erst viel später kam die Herstellung von Ackergeräten. Auch beschlagene Rösser gab es laut Meder in unserer Gegend spät. So nutzten die Römer lange keine Hufeisen. Soldaten mussten Pausen einlegen, weil die Hufe ihrer Pferde abgelaufen waren.

Die Arbeit ist besonders hart

Nach und nach teilte sich das Schmiedehandwerk in bis zu 70 Unterarten auf, beispielsweise zur Herstellung von Nägeln, Nadeln, Scheren, Rüstungen oder Pflügen. Letztlich gab es die Aufteilung auf Geräte für draußen und für drinnen. Meder erklärte mittels Zeichnungen die Schwierigkeiten des Handwerks.

Harte Arbeit war zum Beispiel das Aufziehen fast glühend heißer Eisenreifen auf Räder. Irgendwann spaltete sich vom Schmied der Schlosser ab, zuständig für alles was mit Feilen zu tun hatte. Dazu gehörten Haken, Schlösser, Handbohrer, Zwingen oder Gewinde. Gemeinsam war den Werkzeugen, dass sie mit Verzierungen etwas fürs Auge boten.

Fotos zeigen viele noch vorhandene Erzeugnisse

In St. Georgen entstand die erste Schmiede im früheren Postgebäude, dem ehemaligen Café Schöner, betrieben von den aus Schramberg zugewanderten Heinemännern. Es gab noch zwei weitere Schmieden, eine davon bei der Einfahrt zum Edeka. Darauf geht die Bezeichnung "Schmiedegrund" zurück.

Fotos von Meder zeigten viele noch vorhandene schmiedeeiserne Erzeugnisse. Darunter ein Schloss im Schwarzen Tor, eine Glocke im Rathaus sowie Pforten, Gartenzäune und zum Teil aufwendig gearbeitete Fenster- und Balkongeländer. Den Haupteingang der Robert-Gerwig-Schule zieren schmiedeeiserne Erzeugnisse.

Ein Besucher fragte nach dem Ursprung der Postschmiede. Die lag laut Meder in Langenschiltach an der Poststation. Mit deren Umzug an die Bundesstraße kam die Postschmiede in die Stadt.

Es sei erstaunlich, wie viele Geheimnisse St. Georgen berge, so Rosenfelder. Der Vortrag sei Motivation, mit offenen Augen durchs Städtle zu gehen.