Fotos: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Zwei offizielle Bewerber um das Bürgermeisteramt stellen sich in der Stadthalle vor

Von Dieter Vaas

Wenig Neues brachte die offizielle Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl in der Stadthalle. Amtsinhaber Michael Rieger möchte weitere acht Jahre mit voller Kraft Bürgermeister bleiben. Gegenkandidat ist Alfred Wilhelm, der keinesfalls das Amt anstrebt und trotzdem Alternative sein will.

St. Georgen. Michael Rieger (55) stellte sich förmlich vor und versicherte gleich zum Auftakt: "Ich möchte für weitere acht Jahre Bürgermeister bleiben. Er habe alles gegeben, was in seiner Macht stand und sich nie zurück gelehnt. Maximaler Einsatz für den maximalen Erfolg der Gesamtstadt lautet sein Leitsatz.

Kein Sprungbrett für andere Posten

Fast vier Jahre hatte er sich für seine erste Bewerbung vorbereitet. Das Bürgermeisteramt habe er nie als Sprungbrett für andere Posten gesehen. Er kämpfe um seine Wiederwahl mit dem nötigen Respekt vor dem Beruf und der Verantwortung. Es sei eine reizvolle, wenn auch manchmal nervenaufreibende Aufgabe, etwas zu bewegen und gut weiterzuentwickeln. Mit ganzer Kraft wolle er sich allen Herausforderungen stellen. Genügend Energie habe er.

Vor acht Jahren habe er keine Versprechen gemacht, außer dass er mit seiner Familie in die Bergstadt ziehen wolle. Auch jetzt nenne er nur Ziele, die es zu erreichen gelte. Er wolle weiter Ansprechpartner sein für alle, egal welchen Alters und Stand. Er setze sich genauso für die Industrie, Gewerbetreibende oder die Landwirtschaft ein. "Du kannst es aber nicht allen recht machen, das gibt es nirgends," schränkte er ein. Er müsse manchmal auch "Nein" sagen, sich an Recht und Gesetz halten. Er sei gegen Bürokratie, wo immer dies möglich sei, so Rieger.

"Wir alle sind die Stadt," versicherte er. Die Einwohner müssen zusammenhalten, um die Superperspektiven zu erreichen. St. Georgen und seine Ortsteile liegen ihm sehr am Herzen, betonte Rieger. Er sprach sich für den Erhalt der Ortschaftsverfassung aus. Jeder Einwohner müsse zudem als Botschafter seiner Heimatstadt auftreten.

Ziele nur im Miteinander zu erreichen

Rieger hat eine umfassende Wahlbroschüre herausgebracht, "weil ich mich wieder bei der Bevölkerung bewerben will". Er möchte zudem zeigen, "was wir in acht Jahren geschaffen haben. Es geht um St. Georgen und erst dann um mich", betonte er. Künftige Ziele zu erreichen, gehe nur im Miteinander. Der Gemeinderat sehe dies auch so. "Wir brauchen keinen Streit, wir diskutieren heftig, ohne Zeit zu verlieren". Die Ziele reichten locker für weitere acht Jahre aus. Er werde sich voll einsetzen, wenn notwendig rund um die Uhr. Dies sei aber nur möglich, wenn ihm die Bürger das Vertrauen aussprechen, warb er für sich.

Gegenkandidat Alfred Wilhelm ist am 1. Januar 1949 in Kornwestheim geboren und aufgewachsen. Er erlernte den Beruf des Fernmeldmonteurs und bildete sich zum Programmierer weiter. In jungen Jahren engagierte er sich in der katholischen Jugend, war Mitbegründer der Jungen Union in seiner Stadt, kehrte beiden aber den Rücken. Er habe eigentlich immer das Gefühl gehabt, seit Geburt von der Politik an der Nase herumgeführt zu werden. "Alle Macht geht vom Volke aus", heißt es im Grundgesetzt. "Hat Sie jemals ein Politiker als seinen Arbeitgeber behandelt", stellte er dagegen.

Wilhelm hielt einen kleinen Vortrag in Staatsrecht und warb für seine Partei "Nein!Idee". Deren Programm passe auf eine DIN-A-4-Seite. Den Rest regle das Grundgesetz. "Wir wollen niemand das Amt wegnehmen. Wir wollen der Prellbock sein. Alle Nein-Stimmen sollen zählen", betonte er.

Die Nichtwähler bezeichnete Wilhelm als die größte politische Fraktion. Eine Wahlbeteiligung von über 80 Prozent nannte er als Ziel. Er biete die Möglichkeit, ein Kreuz bei einem Gegenkandidat machen zu können. "Gehen Sie wählen, egal wen, Sie dürfen auch Nein sagen", forderte er die Zuhörer auf. Nur mit dem Gang zur Wahlurne lasse sich etwas verändern.

Bis zum Schluss gelöste Atmosphäre

In die Stadthalle waren rund hundert Interessierte gekommen. Für Heiterkeit sorgte der Vorsitzende des Wahlausschusses Joachim Kleiner gleich zum Auftakt, als er Rieger zum 65-Jährigen machte. Die Atmosphäre blieb bis zum Schluss gelöst. Es gab keine Fragen an die Kandidaten. Rieger erhielt sehr lang anhaltenden Applaus, Wilhelm höflichen Beifall. Kleiner sprach schon vor 20 Uhr das Schlusswort, wobei er dafür warb, zur Wahl zu gehen oder die Briefwahl zu nutzen.