Zahlreiche Zuhörer verfolgen die Gemeinderatssitzung im Rathaus und sitzen dem Plenum quasi im Genick. Foto: Seiss Foto: Schwarzwälder-Bote

Windenergie: Gemeinderat verabschiedet einstimmig Teilflächennutzungsplan / Gibt nicht nur Gegner

"Wir haben die Sorgen der Menschen vom ersten Tag an sehr ernst genommen, wir waren aber nicht die Verursacher". Deutliche Worte fand Bürgermeister Michael Rieger zum Thema Windkraftnutzung bei der Verabschiedung einer entsprechenden Änderung des Flächennutzungsplans.

St. Georgen. Rieger blickte kurz zurück. Mehr als dreieinhalb Jahre habe das Verfahren gedauert. Vor einem Jahr erfolgte die letzte Beratung. Weder Gemeinderat noch die Ortschafträte konnte etwas dafür, dass die Planungen aufgehoben wurden. Als einziges Zugeständnis sei zu erreichen gewesen, den Mindestabstand möglicher Windkraftanlagen zur Wohnbebauung von 300 auf 450 Meter zu vergrößern. Bei größeren Abständen wäre eine Windkraftnutzung nicht mehr möglich gewesen. Der Plan ist aber notwendig, um einen Wildwuchs auf der Gemarkung St. Georgens zu vermeiden, so der Bürgermeister.

Durch die Verzögerungen habe man Zeit gewonnen oder verloren, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man die Lage betrachte. "Es gibt auch sehr viele, die Windkraftnutzung wollen", sagte Rieger. Der Gemeinderat habe nach Recht und Gesetz gehandelt, diesem die Schuld zu geben, sei falsch, unterstrich der Bürgermeister.

Gottfried Hage vom Planungsbüro Hage & Hoppenstedt ging auf die Endplanung ein. Nur noch Schloßberg in Oberkirnach und Steinwald in Peterzell mit insgesamt 33 Hektar Fläche sind übrig geblieben. Hier könnten Windkraftanlagen gebaut werden. Wie groß diese ausfallen dürften, Abstand zur Straße, Schlagschatten und vieles andere mehr sei erst bei der Genehmigungsplanung zu klären und nicht seine Aufgabe gewesen.

St. Georgen sei "kein Eldorado der Windkraft". Das zeige sich auf dem Brogen. Das Risiko trage der Betreiber. Die Bayern seien schon weiter. Dort gebe es einen sogenannten Energieflächennutzungsplan. Dieser berücksichtige bereits Alternativen, so Hage.

Oliver Freischlader (SPD) unterstrich, der Bürgermeister und seine Mannschaft hätten sich sehr ernsthaft mit dem Problem beschäftigt und auch die Windkraft-Gegner mit einbezogen. Die Bergstadt könne keinen Wildwuchs zulassen. Ohne diesen Plan wären sowohl am Schloß- als auch am Kesselberg Anlagen möglich. Die Technik sei hier nicht sinnvoll. Die Nähe könne möglicherweise zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Auf der Info-Veranstaltung in Brigach seien wider besseres Wissen immer vier Windkraftanlagen gezeigt worden. Freischlader meldete Zweifel an der Lauterkeit eines Furtwanger Gegners an. Horrozszenarien seien aufgebaut worden, wie sie in St. Georgen gar nicht möglich wären. "Das war kein objektiver Abend", bilanzierte er. Bei den Einwendungen sei immer wieder das Gleiche zitiert worden, ohne nach den Quellen zu schauen. Der Plan sei sinnvoll, vertretbar und der beste Schutz für die Stadt, so Feischlader. Er hoffe jedoch, dass man vielleicht ohne Anlagen auskommt.

Laut Manfred Scherer (CDU) sei im Gemeinderat noch kein Thema so lange diskutiert worden. Die Stadt koste der Plan 100 000 Euro. Die Veranstaltung in Brigach sei furchtbar gewesen. Wenigstens sei die Stadt gelobt und dieser Fairness attestiert worden.

Hansjörg Staiger (SPD) stellte fest, kein vernünftig denkender Mensch würde in St. Georgen in die Windkraftnutzung investieren. Die Einspeiseverfügung mache aber auch schlechtere Standorte rentabel. Je weniger Anlagen in der Bergstadt gebaut würden, um so besser sei es für die Allgemeinheit.

Jugendgemeinderat Johannes Pfaff sprach sich für die Windkraftnutzung aus. Alle sollten zur Energiewende beitragen. Der heutigen Jugend müsse eine gesunde Umwelt erhalten bleiben. Die Wende trage dazu bei.

Der Gemeinderat sprach sich schließlich einstimmig für den Teilflächennutzungsplan Windenergie aus. Zwei Ratsmitglieder waren befangen, einer fehlte entschuldigt.