Seit 50 Jahren befördert der Skilift Kesselberg in Oberkirnach zahlreiche Skifahrer vom Tal auf die Höhe. Er gab den Anstoß für weitere Liftanlagen in der näheren und weiteren Umgebung. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder-Bote

Freizeit: 50 Jahre Skilift Kesselberg / Artur Summ setzt als Investor 1966 das Vorhaben in die Tat um

Vor fünfzig Jahren zur Skisaison 1966/67 wurde der Skilift Kesselberg in Betrieb genommen. Grund allemal, einen Rückblick zu halten über die Zusammenhänge der Entstehung und die Entwicklungen in diesen Zeitraum.

St. Georgen (wd). Artur Summ, Villinger Skiclubmitglied und Unternehmer war Investor und Ideengeber für diese Liftanlage.

Das war vor allen Dingen der Tatsache geschultert, dass die begeisterten Skifahrer aus dem Skiclub Villingen vor dieser Zeit vielfach mit der Eisenbahn zum Sommerauer Bahnhof fuhren, von dort mit den Skiern zum Kesselberg wanderten, um am dortigen Hang Ski zu fahren. "Man musste zuerst mal treppeln", das heißt eine Piste treten, um abfahren zu können.

Der Skisport zur damaligen Zeit war mehr harte Arbeit als schwungvolles Vergnügen. Abends ging es nordisch wieder zurück zum Bahnhof, oft mit einer zünftigen Einkehr im Gasthaus Hirzwald. Der Bezug zu diesem Hang war auf diese Weise langjährig vorhanden.

Im Vereinslied besungen

Auch für den Skiverein St. Georgen war der Kesselberg ein beliebter Skihang und wurde regelmäßig besucht. Im Vereinslied wird dies auch festgehalten mit der Zeile "… am Kesselberg halten sie Zusammenkunft …". Im Winter 1965/66 stellte der Skiverein dort zum ersten Mal seinen neu erworbenen Rucksacklift auf.

Ein anderer Umstand war für Artur Summ entscheidend: Er lernte in der Kriegsgefangenschaft in Italien den Südtiroler Anton Leitner kennen. Beiden gelang die Flucht und sie schlugen sich nach Sterzing/Südtirol durch, wo Leitner daheim und Inhaber einer Liftbaufirma war.

Artur Summ fand den Weg schließlich über die Alpen nach Villingen. Der Briefkontakt der beiden blieb über viele Jahre bestehen. Hierbei entstand dann die Idee, am Kesselberg ein Lift zu bauen. Anton Leitner kam eigens in den Schwarzwald angereist, um sich das Gelände am Kesselberg in Augenschein zu nehmen.

Anfangs war angedacht, dass Leitner den Lift als Investor bauen würde, als er aber die Verhältnisse und die Höhenlage in Betracht zog, hat er Abstand genommen. Artur Summ war jedoch von der Idee so angetan, dass sie ihn nicht mehr losließ und er dann den Lift finanzierte. Und so wurde im Jahre 1966 der Lift erstellt und für die Saison 1966/67 in Betrieb genommen.

Anfangs stellte Summ sein eigenes Personal aus der Firma an, um den Lift zu bedienen, zu kassieren, Bügel zu geben, den Betrieb insgesamt zu organisieren.

Schließlich wurden Einheimische aus Oberkirnach hinzugezogen, die diese Arbeiten übernahmen und einen besseren Bezug zur Technik, Organisation und zu den Skifahrern hatten.

Eine Besonderheit hatte Artur Summ eingeführt: Der Skiclub Villingen hatte montags immer Freifahrt. Die Abrechnung für die Auslagen lag in den Händen von Gertrud Summ, der Ehefrau von Artur. Ganz zu Anfang musste auf Grund eines Materialfehlers mitten im Winter ein Getriebe ausgewechselt werden. Das war sehr schwierig. Mit einem Pferdegespann und einem Schlitten bewältigte man auch dieses Problem.

Zuweilen waren Schüler von St. Ursula im Rahmen des Sportunterrichts am Hang. Damals mussten die Nonnen noch um Erlaubnis fragen, dass sie zum Skifahren Hosen anziehen durften.

Der Andrang wächst

Der Lift fand zunehmend Zuspruch und der Andrang wurde größer. Die Skifahrer standen geduldig in langen zweireihigen Schlangen an, um die etwa 300 Meter am Lift hochgezogen zu werden. Das Warten nahm wesentlich mehr Zeit in Anspruch als das Liften und das Abfahren. Schließlich wurde 1976 eine Flutlichtanlage installiert, so dass auch abends reger Liftbetrieb möglich war.

Regelmäßig trainierten die Skisportvereine und konnten somit ihre Technik einschneidend verbessern. Einheimische und auch auswärtige Skischulen nutzten die Gelegenheit in zunehmendem Maße und hatten guten Zulauf.

Verletzungen nicht selten

Die Pistenverhältnisse mit den zerfahrenen Schneemassen, die sich zu Buckeln anhäuften einerseits, die Skiausrüstungen mit steifem Skimaterial, mangelhaften Skibindungen und mit einfachen Lederschuhen andererseits waren für die Skifahrer zur damaligen Zeit auch ein gesundheitliches Risiko.

Kaum ein Wochenende ging vorüber ohne Verletzungen. Deshalb etablierte sich die Bergwacht Schwarzwald Ortsgruppe Villingen am Kesselberg, um bei Unfällen auch gleich zur Stelle zu sein. Ihre Einsatzzeit am Lift war Samstagnachmittag, sonn- und feiertags.

Die Bergwachtmitglieder versorgten Schnittwunden, Zerrungen und auch Knochenbrüche.

Mit Rettungsschlitten später auch mit Motorschlitten wurden die Verletzten abtransportiert. Ihr Einsatz war vielfältig und notwendig. Doch vielerlei Entwicklungen haben dazu beigetragen, dass das Skifahren bequemer und sicherer und der Spaßfaktor größer wurde. Skiausrüstung und Pistenpflege bekamen eine größere Bedeutung. Der Kreistag setzte sich 1976 gegen den Widerstand anderer Regionen durch und investierte in die Infrastruktur: Im Zuge der Ausbesserungsarbeiten der Kreisstraße Oberkirnach – Schönwald wurden rund 250 befestigte Parkplätze angelegt.

Bürgermeister Weissenberger aus Bad Dürrheim begründete die Entscheidung so: "Man kann das einzige Skigebiet des Kreises nicht außer Acht lassen …"

Mühle wird zum Kiosk

1972 wurde die Kesselbergmühle zum Kiosk umgebaut, so dass auch der Durst und der Hunger der Skibegeisterten gestillt werden konnte.

Auch die Besitzverhältnisse änderten sich. 1977 gab Artur Summ die Liftanlage ab. Die Familien Hils und Stockburger übernahmen das Lift und betreuten es in Eigenregie, schließlich stiegen 1994 Waltraud und Hartmut Haas an Stelle von Johann Georg Stockburger ein.

Das Jahr 2000 begrüßte man am Kesselberg mit einer zünftigen Silvesternacht. Ein offenes Grillfeuer und eine Schneebar am Hang nutzten eine ganze Schar von Skifahrern aus der Umgebung und bewunderten schließlich das Feuerwerk. Ein bleibendes Erlebnis, spielten doch Temperatur und Schneelage bestens mit.

Einige Verbesserungen kamen 2002 dem im Skigebiet insgesamt zu Gute: Ein eigener Pistenbully wurde angeschafft, so dass stets eine gepflegte Piste anzutreffen war. Das wurde von den Skifahrern gern angenommen, denn die Ansprüche sind gewachsen.

Eine lange Abfahrt um das Gewann herum wurde angelegt, so dass für nicht so sichere Skihasen ein Umfahren des Kesselbergs möglich war. Vor allen Dingen Kinder nehmen dieses Angebot gern an.

2004 verlegte eine professionelle Skischule ihren Übungslift an den Kesselberg. Damit war es möglich, Anfänger in flachem Gelände zu schulen, mit der Steigerung der Fähigkeiten, den Steilhang zu nutzen. Dazwischen gibt es einige moderate Varianten.

Der Kiosk wurde 2008 zu einer gemütlichen Imbisstube umgebaut, neue Sanitäranlagen wurden geschaffen. Dieses Angebot zum zünftigen Apres-Ski nehmen die Gäste gerne an.

Warten auf den Schnee

Der Skilift Kesselberg gab Ende der 1960er Jahre den Anstoß zu mehreren Liftanlagen in Oberkirnach und darüber hinaus in der heutigen Ferienland-Region.

Jedes Jahr jedoch kommt für die Betreiber die Frage: Wann fällt Schnee, wie viel davon und wie lang bleibt erliegen?

Es gab Winter mit 130 Betriebstagen aber auch solche mit nur fünf Tagen. Dennoch ist die Situation zuweilen so, dass es in St. Georgen regnet, im "Schneeloch" Kesselberg Schneeflocken hernieder gehen und beste Bedingungen herrschen. Skifahren in freier Natur und an der frischen Luft ist und bleibt ein toller Sport und die Region kann sich glücklich schätzen, in unmittelbarer Nachbarschaft solche Möglichkeiten zu haben.