Produzentin Ute Scholz, Bürgerstiftungsvorsitzender Bernd K. Rieger, Arno Schwarz (Verein für Heimatgeschichte), Regisseurin und Projektleiterin Stephanie Kiewel sowie Nadja Seibert vom Stadtmarketing vor dem Geschichtsladen. Das Gebäude gegenüber der Lorenzkirche ist das einzige, das nach den Großbrand, dem 22 Häuser zum Opfer fielen, noch steht. Foto: Vaas

Katastrophe soll erlebbar gemacht werden. Stephanie Kiewel kommt mit professionellem Team aus England.

St. Georgen - Den großen Ortsbrand von 1865 arbeitet ein Filmteam professionell auf. Zu diesem Großprojekt ist es auf viel Unterstützer angewiesen und hat bereits einige Mitstreiter gewonnen, darunter auch die Bürgerstiftung der Bergstadt. Alle Kräfte sind ehrenamtlich im Einsatz.

Die Idee stammt vom früheren Stadtbrandmeister Werner Fuchs. Ute Scholz, Vorstandsmitglied im Theater im Deutschen Haus, im Stiftungsrat der Bürgerstiftung sowie Mitglied im Verein für Heimatgeschichte, nahm das Thema auf. Ziel ist, dieses nachhaltig, zeitgemäß aufzuarbeiten, die Geschichte erlebbar zu machen und in einer Dauerausstellung zu zeigen.

Dabei geht es nicht um die heile Welt, sondern darum, sich in die Katastrophe hineinzuversetzen. Als Grundlage dient ein 307 Seiten umfassendes Verhörprotokoll, das im Landesarchiv liegt. Heimatforscher Wolfdieter Gramlich hat es digitalisiert. Die Unterlagen können im Hermann-Papst-Museum eingesehen werden. Mitglieder des Vereins für Heimatgeschichte haben es teilweise bereits entziffert.

Daraus entstand ein Filmprojekt unter der Federführung von Stephanie Kiewel. Die Oberkirnacherin studiert im Abschlussjahr an der University of Cumbria in Carlisle (Großbritannien). Sie bringt ein Filmteam mit und übernimmt die Regie. Als Assistent steht ihr Finn Trude zur Seite, der sein Studium an der selben Universität bereits abgeschlossen hat und wie Kiewel Schüler am Thomas-Strittmatter-Gymnasium war. Eine Produktionsfirma aus England kümmert sich um die Logistik. Am Skript wird gearbeitet. Die Geschichte steht. Fünf Teile werden gedreht. Außerdem gibt es Erzählungen in Dialekt zu hören.

Produzentin ist Ute Scholz, die bereits zahlreiche Mitstreiter begeistert hat. Durch ihr Theaterumfeld kann sie auf zahlreiche Profis zurück greifen. Beim Maskenbild ist auch ein Mann vom Roten Kreuz dabei, der spezialisiert ist, Wunden darzustellen. Für die passende Kostüme sorgt Bernadette Gräßlin, Fachfrau für historische Kleidung.

Original Spritze steht im Forum am Bahnhof

Die Feuerwehr wirkt mit. Ihre Spitze, die damals zum Einsatz kam, steht voll funktionsfähig im Forum am Bahnhof. Der Dialektstammtisch hilft bei Dialogen ohne Bild.

Im Juni finden öffentliche Castings statt, die es Interessierten möglich machen sollen, einen Teil der Bergstadtgeschichte selbst nachzuerleben und für kommende Generationen festzuhalten. Da sie authentisch wirken sollen, ist Dialektkenntnis Voraussetzung. Es sind aber auch zahlreiche Komparsen notwendig, denn zumindest eine Massenszene ist geplant, wenn alle 22 Häuser in Flammen stehen.

Weitere Helfer sind gefragt, etwa für den Fahrdienst, die Verpflegung oder für Handwerkliches. Die Finanzierung ist durch Sponsoren wie die Bürgerstiftung gesichert. Deren Sprecher Karsten B. Rieger hält das Thema für sehr passend. Ihn begeistert auch die Einbindung von "so vielen Menschen". Die Stiftung ist auch dabei, wenn es in einer zweiten Stufe um die Dauerausstellung geht, versicherte er. Laut Nadja Seifert vom Stadtmarketing entsteht ein Dokument, das erhalten bleibt. Es zeige auch, wo die Stadt herkomme und warum sie so aussehe.

Die Dreharbeiten sind in den ersten beiden Septemberwochen, auch wegen der passenden Jahreszeit. Drehorte sind Freilichtmuseen, Dank moderner Technik auf dem Marktplatz sowie im Schwarzen Tor, wo die Amtsstube für die Verhöre eingerichtet wird. Die sehr aufwendige Nachbearbeitung erfolgt in England. Premiere ist im September 2015, also 150 Jahre nach dem Brand. Es wird auch einen Film zum Film geben, planen die Organisatoren.