Große und kleine Narren kommen in St. Georgen vors Rathaus, um den Bürgermeister abzusetzen und die Bediensteten zu vertreiben. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Belegschaft verschanzt sich auf dem Dach / Zünfte tragen manchen Spott vor / Nesthexen beschallen die Innenstadt

Die letzte Bastion ist gefallen. Eine große Narrenschar stürmte das Rathaus, setzte den Bürgermeister ab und übernahm das Regiment über die Bergstadt. Noch bis Fasnetsdienstag herrscht die Narretei, dann ist das Jammern auf dem Marktplatz groß.

St. Georgen. Schon den ganzen Tag über kamen immer mehr Narren aus allen Winkeln. Die Schulen wurden ausgehoben. Auf dem Marktplatz meldeten sich lautstark die Nesthexen mit ihrem Wagen und beschallten die Innenstadt.

Die Stadtverwaltung begann schon am frühen Nachmittag, sich im Rathaus zu verschanzen. Der Bürgermeister schien rechtzeitig die Flucht angetreten zu haben. Von ihm fehlte jede Spur. Alle Zugänge wurden verschlossen. Die Verteidiger zogen sich zudem aufs Dach zurück. Die so gern als baufällig verschriene Beton-Burg wirkte uneinnehmbar.

Gewaltig war das Aufgebot, das die Narren mobilisierten. Alle Zünfte waren vertreten. Deren Schlachtrufe wollten fast nicht mehr verhallen. Die Närrische Bürgerwehr fuhr schweres Geschütz auf und sparte beim Beschuss des Rathauses nicht mit Munition. Die Guggenmusik Bergstadt- f etzer spielte schräg und laut, brachte die dicken Mauern aber doch nicht zum gewünschten Einsturz.

Also war Verhandeln angesagt. Eric Sprich (Narrenzunft), Michael Stockburger (Nesthexen), Matthias Aberle (Bürgerwehr), Thomas Burgbacher (Wälderschnepf) und Mario Ettwein (Bergstadtfetzer) forderten lautstark den Schlüssel beim Rathaussturm im Sturm. Mittlerweile blies ein ordentlicher Wind. Sie nahmen manches Ereignis auf die Schippe. So war ein städtischer Bauhofmitarbeiter beim Narrentreffen besonders fleißig. Er fuhr Richtung Umzug und war erst durch die Polizei zu stoppen.

Aus dem Popkonzert eines Rundfunksenders auf dem Hügel sei nichts geworden, weil die Halle zu klein sei. Statt eines Popstars komme jetzt ein Regionalchor.

Auf dem Rathaus schlafen die Beamten den ganzen Tag, so die Narren. Doch neun Monate lang seien sie gefordert gewesen, weil der Aufzug nicht funktionierte. Jetzt sei dieser gerichtet und alle stünden Schlange.

Der Blitzer an der Bundesstraße tauge nichts. Mal funktioniere er, mal nicht. Außerdem ordne er falsche Bilder zu. Es sei das Beste, ihn einfach umzufahren.

Durch Jörg Westermann mehr Geld für die Narren

Rektoren fehlten in der Bergstadt. Bei der Suche sollten die Verantwortlichen nicht in die Ferne schweifen. Jörg Westermann leite bereits drei Häuser. Die Realschule könnte dieser ebenfalls übernehmen. Das spare Geld, das den Narren zugute kommen könne, lautete die Empfehlung.

Schließlich war der ohnehin nicht allzu große Widerstand gebrochen. Der Schlüssel wurde abgeseilt und unter dem Jubel der Rathausstürmer nahm ihn eine besonders große Wälderschnepf in Empfang. Es war Bürgermeister Rieger, der die Kapitulation erklärte. Seine Leute vom Dach sollten nicht stürmen, sondern türmen. Zugehen solle es die nächsten Tagen heiter und froh und statt Grüß Gott heißen Narri Narro.

Zahlreiche Schaulustige beobachteten das Spektakel und wollten ebenfalls in die heiligen kommunalen Hallen vordringen. Dort wartete nämlich auch auf sie eine kostenlose Bewirtung.

In der katholischen Unterkirche ging das närrische Treiben weiter. Dort fand die Wieberfasnet statt.