Deborah Reinbold singt mit instrumentaler Unterstützung das Mottolied des Projekts "Allein aus Gnade". Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Vereinigte Posaunenchöre spielen in Lorenzkirche / Neues zu erfahren

St. Georgen (hjk). "Kennen Sie Luther? Natürlich kennen Sie Luther nach diesem Jahr der Erinnerung an unseren Reformator." So eröffnete Helga Reinbold, Leiterin des Posaunenchors St. Georgen das wunderbare gemeinsame Konzert mit den Bläsern des Posaunenchors Peterzell in der Lorenzkirche.

Sie versprach aber, dass man zu Luther vielleicht doch etwas Neues lernen könne. Denn zwischen den konzertanten Blöcken las Helga Weisser aus Peterzell in sechs Teilen aus dem Leben des Reformators. Das Neue war aber, die Schilderung kam aus der Sicht seiner Mutter Margarethe. "Ein feste Burg ist unser Gott" war der musikalische Auftakt, um dann zu Händels Messias mit "Sie schallt, die Posaune" über zu gehen. Imposant beherrschten die sonoren Tieftöne den Kirchenraum, mit den triumphalen hellen Klängen der Trompeten wetteifernd.

Die Posaunenchöre sollten musikalisch ausdrücken, was Luther erlebt hat. Aus seiner frühen Kindheit und Schulzeit berichtete Margarethe Luther: Auf die noble Lateinschule schickte der Vater den Jungen, aus ihm sollte mal ein Jurist, ein Gelehrter oder ein Bürgermeister werden. Doch schon bald musste der Vater dem Jüngling einbläuen, dass er gefälligst zu lernen habe – auch wenn dies bereits der Schulmeister getan hat. Am Ende wurde es dann doch noch besser und Martin schaffte die Schule.

Gemeinsam gespielt und gesungen wurde "Jesus Christus herrscht als König", gefolgt vom Marsch aus der Händel-Oper Ezio, bevor man erfuhr, dass Luther ein Studium abschloss und als Magister "sehr schmuck aussah mit dem Magisterumhang und der Feder am Hut."

In einem schweren Gewitter tat er den Schwur, Mönch zu werden, was er konsequenter Weise auch tat, womit er für den Vater gestorben war. Untermalt wurden diese Ereignisse durch "Du hast Erbarmen" und das Moderato von Giovanni B. Pergolesi.

Doch auch als Mönch plagten ihn Sorgen, obwohl er zum Erstaunen des Vaters Theologie studierte und schließlich als Professor an der Universität lehrte. Selbst eine Pilgerreise nach Rom konnte ihn nicht von seinen Sorgen erlösen. Zutiefst schockierte ihn die Sittenlosigkeit. "Aus tiefer Not" aus der Feder Luthers wurde wieder mit den Besuchern gemeinsam erlebt, doch auch Mendelssohn-Bartholdys "Auf Gott allein will ich hoffen" passte ausgezeichnet.

Denn plötzlich wurden seine bisher eher melancholischen Briefe fröhlich. Die Gnade Gottes, die er in der Bibel fand, befreite ihn aus der Angst. Jesus hat ja bereits alle Strafen auf sich genommen durch den Kreuzestod, er ist das Opferlamm. Dennoch, an der Beichte wollte er festhalten, einzig der unsägliche Ablasshandel war ihm ein Dorn im Auge, der sei vor Gott nicht gerechtfertigt. "Allein aus Gnade" sang daher Deborah Reinbold aus einem Projekt junger Christen, einem Poporatorium zum Reformationsjubiläum. Dem folgte eine Reformationsfantasie. Ein rechter Dickkopf sei er, der Martin, befand indes die Mama. 95 Sätze habe er zur Diskussion gestellt und er habe auch bei Androhung des Kirchenbanns nicht abgelassen. Schnell waren diese Sätze vervielfältigt worden und als Flugblätter verteilt. Selbst beim Reichstag zu Worms widerrief Luther nicht, der Reichsbann machte ihn vogelfrei. Doch er wurde entführt und in "Schutzhaft" genommen auf der Wartburg, wo er das Neue Testament in nur elf Wochen übersetzte. Erstmals konnten die wenigen lesekundigen Menschen die Bibel lesen. Und erstmals gab es eine evangelische Predigt und die Lesung aus der Bibel in Deutsch. "Töne der Freiheit" und "Das ist Freiheit" erklang passend.

Durch den Ausschluss aus der Kirche sah sich "der Martin" nicht mehr als Mönch, auch die einstige Nonne Katharina von Bora hing seiner Lehre an und heiratete ihn. Sie gebar sechs Kinder, von denen vier überlebten. Freilich machte es ihr der Martin nicht leicht, er lebte sehr verschwenderisch und sie konnte schauen, wie sie genug zu essen heranbrachte. Die Kämpfe hätten dann aber letztlich ihre Spuren hinterlassen, so dass Martin am 18. Februar 1546 in seinem Geburtsort Eisleben starb. Ein musikalischer "Morgenstern" ging auf. Und am Ende gab es dann die "Feste Burg" gemeinsam. Donnernder Applaus forderte diese Zugabe ein.