"Wir machen Musik": Slawomir Moleta: "Was gibt es schöneres, als sein Hobby zum Beruf zu machen?"

Er studierte in Breslau, Prag und München, ehe er nach Rottweil kam. Sein Engagement weitete sich aus, Slawomir Moleta schlug Wurzeln. "Musik verbindet über alle Grenzen hinweg", sagt er. Das ist ein Aspekt, der ihn daran begeistert.

St. Georgen. Musik ist bei Slawomir Moleta Familientradition. Seine Eltern waren engagierte Hobbymusiker. Mit acht Jahren begann Moleta auf der Klarinette, hatte Unterricht an der Jugendmusikschule in Polen. Mit zehn spielte er im ersten Blasorchester.

Auf dem Musikgymnasium stieg er auf das Fagott um. Er war neugierig. Das Holzblasinstrument gefiel ihm. Mit dem Hauptfach Musik wurde er sehr gut auf sein Studium vorbereitet, legte bereits die Weichen für seine berufliche Laufbahn. "Das war das beste Musikgymnasium Polens. Es wurde sehr stark vom kommunistischen Staat unterstützt. Gefühlt 99 Prozent der Schüler machten danach mit Musik weiter", erläutert der Fagottist.

Leihinstrumente und Zubehör wurden kostenlos gestellt. Im Lehrplan standen Fächer wie Gehörbildung und Harmonielehre. Klavier zu lernen war Pflicht. Mindestens zwei Mal in der Woche stand Unterricht auf dem jeweiligen Instrument an.

In Breslau studierte er dann Fagott. Als Gaststudent absolvierte er drei Semester in Prag. In München an der Hochschule schloss er sein Studium zum Orchestermusiker sowie sein pädagogisches Studium ab. Neben dem Fagott unterrichtet er auch Blockflöte, ist zudem als Dirigent von Orchestern aktiv. Im Januar übernahm er die Leitung der Trachtenkapelle in Gremmelsbach.

Ursprünglich sah der Plan der Moletas vor, nach Spanien zu gehen. Seine Frau lernte Slawomir Moleta während seines Studiums in Breslau kennen. Sie studierte Kammermusik, ist Lehrerin für Querflöte und ebenfalls als Dirigentin von Orchestern tätig, erzählt Moleta.

"Als junger Musiker möchte man etwas sehen. Deutschland ist musikalisch sehr attraktiv, hat die besten Bläserhochschulen sowie eine hohe Dichte und Qualität von Orchestern", schildert er.

Seinen ersten Job bekam der polnische Fagottist in Rottweil. Dort schlug er Wurzeln. Berufsbegleitend machte er sich in Trossingen die Fächer Blockflöte und das Dirigieren von Blasorchestern zu eigen.

80 Prozent seiner Tätigkeit bestehe aus Unterrichten, schätzt der Musikschullehrer. Er unterrichtet an der Jugendmusikschule (JMS) St. Georgen-Furtwangen, in Rottweil und Schramberg. Zehn bis 15 Prozent machen das Dirigieren aus. Die übrige Zeit verbringe er mit Projekten in Orchestern, bei denen er selbst spielt. Beispielsweise bei Lehrerkonzerten oder im Kammermusikorchester.

Musik zum Beruf zu machen, war für Moleta damals eine ganz leichte Entscheidung. Schon als Musikschüler habe er sich sehr wohl gefühlt. "Was gibt es schöneres, als sein Hobby zum Beruf zu machen?" Seit etwa 25 Jahren ist er schon an der JMS tätig.

Unterrichten und selbst musizieren, das verbinde man als Musiker normalerweise, erläutert Moleta. "Entscheidet sich jemand zu unterrichten, dann spielt er meist trotzdem in einem Orchester oder macht Kammermusik."

Bei Moleta war es Zufall, dass er Musikschullehrer wurde, verrät er. "Es war der erste Job, den ich hatte. Nach einem halben Jahr habe ich dann gemerkt, dass kein Bedarf besteht, beruflich etwas anderes zu machen. Also habe ich keine Probevorspiele für ein Orchester gemacht."

Seinen Beruf findet Moleta bis heute sehr attraktiv und er bereitet ihm weiter Spaß. "Dadurch, dass ich nicht nur Fagott unterrichte, sondern auch noch dirigiere und verschiedene Interessen ausüben kann, ist mein Berufsalltag nicht belastend oder eintönig", er klärt er. "Außerdem kann ich jede Art von Musik machen. Von Pop bis Klassik ist alles dabei."

Kleine Unterrichtsgruppen oder gar Einzelunterricht seien notwendig, um erfolgreich zu sein. Es sei eine individuelle Führung möglich, so der Fagottist.

Spätestens nach einem Jahr treten die Kinder mit ihrem Instrument bei einem Vorspiel auf, um ihr Können zu zeigen. Einerseits sei dies Ansporn, um regelmäßig zu üben. Andererseits seien die Vorspiele mit positiven Erlebnissen verbunden, die die Kinder und Jugendlichen ein ganzes Leben lang prägen. "Sie werden dafür bewundert, dass sie so toll gelernt haben. Das macht sehr viel Spaß", schildert der JMS-Lehrer. Das sich beweisen müssen und sicheres Auftreten, das man im Leben brauche, lernen und trainieren die Kinder so spielerisch an der JMS.

Stolz ist er auf die Tatsache, dass er sehr viele Fagottisten ausgebildet hat – obwohl dieses Instrument relativ selten gespielt werde. Viele seiner Schüler haben Preise bei Landes- und Bundeswettbewerben gewonnen. "Ich habe bewiesen, dass es gut läuft in diesem Bereich in der Region", berichtet der Fagottist.

Gründe, um das Blasinstrument zu lernen, kann Moleta viele nennen. "Das Fagott hat im Holzbläserbereich den schönsten Klang", findet er. Das Fagott als großes Instrument habe einen großen Tonumfang und biete die Möglichkeit, virtuose Stücke zu spielen, schildert er weiter. "Die tiefen Register begeistern Fagottisten und Zuhörer gleichermaßen, weil sie besonders schön klingen."

Musik bedeutet unglaublich viel für ihn. "Musik ist die schönste Sache auf diesem Planeten. Ich bin sehr glücklich, dass ich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und sie in den Bereich der Musik führen kann", schwärmt er. "Musik prägt ein Leben lang. Man taucht in eine Gefühlswelt ein und kann unglaublich viele schöne Erlebnisse haben."

Was ihn an der Musik ebenfalls begeister ist, dass sie verbindet. Dass Abstammung oder Religion keine Rolle spielen, sagt er. Im Gegenteil: Moleta hat die Erfahrung gemacht, dass er mit für ihn fremden Studenten aufgrund der selben Interessen mehr Gemeinsamkeiten hatte, als mit Freunden und Bekannten. "Deren Leben hat ähnlich ausgesehen wie meins. Sie waren nach einer kurzen Zeit fast wie eine Familie, obwohl wir uns vorher nicht kannten. Musik überwindet Grenzen." Moleta ist sich sicher, dass es keine Probleme mehr gäbe, wenn der Austausch überall so stattfände wie im Bereich der Musik. Konflikte würden friedlich gelöst werden.

"Musik macht einfach glücklich", schwärmt Moleta. Sie baue Stress ab, sorge für wunderschöne Erlebnisse, baue Brücken zwischen verschiedenen Kulturen und erweitere soziale Fähigkeiten, resümiert er.