Auch einen Besuch im ältesten hölzernen Schulhaus der USA gehört zu den Pflichtbesuchen, die Laura mit Schwester Antonia absolviert. Fotos: Wiedemann Foto: Schwarzwälder-Bote

Ganz schön mutig: Mit gerade mal 14 Jahren traute sich Laura

Ganz schön mutig: Mit gerade mal 14 Jahren traute sich Laura Wiedemann aus Brigach ganz allein in die USA. Nicht zum Urlaub, sondern für ein ganzes Schuljahr, das in der ersten Augustwoche begann.

St. Georgen-Brigach

"Schulferien habe ich im letzten Jahr keine gehabt", stellt sie ein wenig bedauernd fest. Denn sie dufte die neunte Klasse der Highschool in Brunswick im Bundesstaat Georgia besuchen, also im Süden der USA. Sie schaffte es tatsächlich, als eine der besten Schüler abzuschneiden.

"Komischerweise erfahren die Lehrer in den Staaten vor allem von den Schülern sehr wenig Wertschätzung, man begegnet ihnen ziemlich respektlos. Trotzdem geben sie sich unheimlich Mühe mit den Schülern", zeigte sie sich erstaunt. Beeindruckt war sie von den Leistungen ihrer Mitschüler in Sachen Sport, Musik und Schauspiel. "Wer dort irgendwann ein Instrument beginnt, spielt es intensiv und wird schnell Mitglied im Orchester oder der Band", ein Begriff, mit dem sie zunächst nicht viel anfangen konnte. Die Band, das ist eine "Marching Band", in Deutschland eine Blaskapelle. Sie selbst hatte ihre Geige dabei und spielte bald im Orchester.

Am Anfang sei alles ein wenig schockierend gewesen – "ich habe feststellen müssen, dass ich mich kaum unterhalten konnte. Erst, als ich anfing, englisch zu träumen, war ich wirklich angekommen", gesteht sie.

Zwei völlig verschiedene Gastfamilien lernte Laura in Brunswick kennen. Arne und Sheila waren berufstätig und lebten mit der zwölfjährigen Tochter in einem großen Haus in der Altstadt. Sheila war Flugbegleiterin und recht viel unterwegs. Wegen eines berufsbedingten Umzugs kam sie in eine andere Gastfamilie, in der sie wesentlich mehr Zuwendung erlebte. Buster leitet eine der vielen Kirchen und restaurierte in seiner Freizeit Häuser. Gastmutter Tiffany ist Hausfrau und versorgt drei Kinder von zwei bis acht Jahren – da fiel ein Gast nicht groß auf – und sie hatte richtig Familienanschluss. Weil das Haus in der erweiterten Region von Brunswick lag, wurde sie jeden Tag in die Schule gefahren. "Meine Familie fand den Schulbus zu gefährlich", erzählt sie schmunzelnd.

Alle Jugendlichen besuchen in den Staaten die Highschool bis zu Ende der zwölften Klasse. Der Unterricht ist in Kursen auf dem Niveau der Klassenstufe. "Ich durfte wegen meiner Leistungen später auch Kurse der Klasse zehn besuchen", strahlte sie. Das sei aber nur ihrem Status als Gastschüler geschuldet gewesen. Allerdings sei selbst das höchste Kursniveau kaum mit dem Gymnasium in Deutschland vergleichbar. Der Unterricht orientiere sich an den schwächsten Schülern. Es sei das erklärte Ziel, möglichst allen einen Highschool-Abschluss zu ermöglichen.

Von Montag bis Freitag gab es jeweils vier gleiche Doppelstunden", erzählte die Brigacherin. Im ersten Halbjahr besuchte sie Tennis, Biologie, Englisch und Orchester. In der zweiten Hälfte waren es amerikanische Regierungslehre, Geometrie sowie nochmals Englisch und Orchester. Beeindruckend sei die Sportbegeisterung: Das Football-Schulteam schaffte es bis ins Endspiel der landesweiten Highschool-Meisterschaften – "da sind wir alle im Georgia Dome in Atlanta zum Anfeuern gewesen – trotzdem hat es leider nicht gereicht", stellte sie fest.

Die Landeshauptstadt Atlanta war öfters ein Ausflugsziel. Mit ihrer ersten Familie besichtigte sie die "World of Coca-Cola". Die großen Freizeitparks wie Disneyland oder Seaworld in Florida besuchte sie mit ihrer zweiten Familie. Die "Universal Pictures" erlebte sie mit ihrer jüngeren Schwester Antonia, die mit Mutter Antje zu Besuch kam. Ein Geheimtipp seien die Everglades in Georgia, wo Alligatoren frei lebten. Hier sei es nicht ganz so heiß und überlaufen wie in Florida.

Brunswick sei von der Einwohnerzahl etwa mit St. Georgen vergleichbar, allerdings sei alles viel großflächiger. Gut gefallen habe ihr die gelassene Art der Menschen. Hektik gebe es nicht, die Menschen gingen gerne aufeinander ein. Allerdings sei das Essen ein wenig problematisch – wer sich gesund ernähren wolle, müsse tiefer in die Taschen greifen.

Wegen des Auslandsjahres sitzt sie derzeit zwar in Klasse zehn – doch müsse sie im Halbjahr beweisen, dass dies so in Ordnung geht. Nach Weihnachten kommt ihre Freundin Sara aus dem Orchesterkurs für drei Wochen in den Schwarzwald. Und Laura selbst hat für die Sommerferien einen Besuch bei ihrer Gastfamilie eingeplant.

Laura Wiedemann kam mit Travelworks in die USA. Zu zahlen sind ein Beitrag für die Gastfamilie und das Schulgeld. Ein Stipendium ist möglich