Simon Weißer aus St. Georgen ist in Peru dabei, als gesammelte Kleider an die Menschen weit draußen in der Provinz verteilt werden. Fotos: Weißer Foto: Schwarzwälder-Bote

Reisen: Simon Weißer kehrt vom Freiwilligendienst in Lima mit vielen Eindrücken im Gepäck zurück

Ein Jahr verbrachte Simon Weißer bei seinem Freiwilligendienst in der peruanischen Hauptstadt Lima. Seit wenigen Tagen ist er wieder zurück in der Bergstadt, mit jeder Menge Erfahrungen und Eindrücken im Gepäck.

St. Georgen. Vor einem Jahr packte der junge Bergstädter seine Koffer, um nach bestandenem Abitur ins Ausland zu gehen. Unter mehreren Möglichkeiten entschied er sich für einen Aufenthalt in Peru. War es damals für ihn eine Reise ins Ungewisse, ist er sich nun nach seiner Rückkehr sicher, dass seine Entscheidung die richtige war. "Ich habe bei meinem Freiwilligendienst unheimlich viel gelernt, viele Erfahrungen gemacht und keinen einzigen Tag bereut", blickt er zufrieden auf die vergangenen zwölf Monate zurück.

Untergebracht war der Bergstädter in einer Gastfamilie mit einem 28-jährigen Sohn und einer 16-jährigen Tochter in Chorrillos, einem Stadtteil der Metropole Lima mit neun Millionen Einwohnern. "Ich bin in der Familie gut aufgenommen worden und habe mich dort wohl gefühlt", berichtet er von seinen positiven Erfahrungen.

"Zu essen gab es meistens Fisch oder Hühnchen und jeden Tag Reis, davon habe ich jetzt erst mal genug", erzählt er schmunzelnd. Eingesetzt war der 19-jährige St. Georgener im Projekt "Un Millon de Ninos Lectores", was übersetzt bedeutet "Eine Million Kinderleser". Ziel des Projekts ist es, durch die Einrichtung von Bibliotheken die Kinder zum Lesen zu bringen, um ihnen so Bildung und bessere Zukunftsperspektiven zu vermitteln.

Während seiner Mitarbeit im Projekt gelang es, acht neue Bibliotheken in der Hauptstadt Lima und zwei Bibliotheken auf dem Land einzurichten.

Hierfür werden jeweils in Schulgebäuden Klassenzimmer zur Verfügung gestellt, die von Eltern und Lehrern in Eigenarbeit zu Bibliotheken umgebaut werden. Simon Weißer war für die Koordination der gesamten Projekte zuständig, teilweise von seinem Büro aus, meist jedoch vor Ort in den Schulen.

Es galt, Sponsoren für die Finanzierung zu finden, Regale und andere Ausstattung ebenso zu besorgen wie eine Basisausstattung von jeweils 500 Büchern, deren Bestand sukzessive ausgebaut werden soll. Eine große Herausforderung war es, als sich ein gesamter Distrikt von Lima, der Bezirk Miraflores, entschlossen hat, seine Bildungseinrichtungen und Bibliotheken neu zu organisieren. Jede der elf staatlichen Schulen in diesem Bereich soll eine neue Bibliothek bekommen, bereits sieben Bibliotheken konnten realisiert werden.

"Mit diesen Projekten war ich so stark eingebunden, dass für mein geplantes Engagement in der Kirchengemeinde St. Katharina im Stadtteil Chorrillos gar nicht mehr so viel Zeit übrig blieb", berichtet er. Die Zeit, die er für seine Mitarbeit in der Pfarrei zu Verfügung hatte, gehörte größtenteils dem Partnerschaftsausschuss, denn die peruanische Pfarrei pflegt eine Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Empfingen (Landkreis Freudenstadt).

Viele Menschen engagieren sich

Die Pfarrei erlebte Simon Weißer als sehr aktiv. "Es gibt dort viele Menschen, die sich für die Kirche engagieren und auch der Gottesdienstbesuch ist deutlich besser als hier in Deutschland".

Ein soziales Projekt der Kirchengemeinde ist das Sammeln von Kleidern, die an die Menschen weit draußen in der Provinz verteilt werden. An Weihnachten war der junge St. Georgener selbst mit dabei, als es mit dem Bus von Lima aus neun Stunden hinaus aufs Land ging und dort die gesammelten Kleidungsstücke verteilt wurden.

Als gravierend erlebte er die Unterschiede zwischen Großstadt und Land. Lima, so Simon Weißer, sei eine durchaus westlich geprägte Metropole, während auf dem Land die Zeit teilweise stehen geblieben scheint.

"In den Dörfern sind noch viele alte Traditionen lebendig und viele Menschen leben dort noch sehr traditionell". Insgesamt erlebte er die Menschen in Peru als sehr offen und freundlich und Peru als ein Land im Aufbruch, das von rasanten Veränderungen geprägt ist.

Als wichtigste Erfahrung sieht er die Begegnung mit zahlreichen interessanten Menschen und das gegenseitige Lernen voneinander, das Hören aufeinander, das beiderseitige Kennenlernen einer fremden Kultur und den Aufbau eines gegenseitigen Verständnisses. "Ich habe echt Glück gehabt, sowohl mit meiner Gastfamilie wie auch mit meiner Arbeit", zieht er ein positives Fazit seines Peru-Abenteuers.

Im Oktober wird Simon Weißer in München ein Studium der Politik- und Rechtswissenschaften beginnen. In den nächsten Tagen steht erst einmal die mühevolle Wohnungssuche in München auf dem Programm.

Eines ist sich Simon Weißer sicher: "Dieses Jahr in Peru hat mich verändert und geprägt und es wird sicher nicht mein letzter Auslandsaufenthalt gewesen sein", blickt er auf mögliche Auslandssemester oder eine spätere Tätigkeit im Ausland in die Zukunft.