Die letzten Gebäudereste werden geschreddert. Foto: Vaas

Mit Abriss des Heinemann-Gebäudes endet Teil der Industriegeschichte. Unternehmen genoss weltweit guten Ruf.

St. Georgen - Mit dem Abriss des Heinemann-Gebäudes an der Industriestraße endet ein Teil der Industriegeschichte, die St. Georgen wesentlich geprägt hat. Das Unternehmen genoss weltweit einen guten Ruf, schien nach dem ersten Konkurs wie Phönix aus der Asche wieder zu erstehen, um schließlich doch liquidiert zu werden.

Das Unternehmen entstand 1836 aus einer Schmiede. Gegen 1850 traten die Brüder Christoph, Heinrich und Jakob Heinemann die Nachfolge ihres Vaters an und bauten das Unternehmen stetig aus. Es entstand eine kleine Maschinenfabrik. Um 1880 beschäftigte das Unternehmen 60 Mitarbeiter und unterhielt eigene Büros in Chemnitz und Berlin.

Neben Schmiede- und Schlosserarbeiten stellte das Unternehmen auch kleine Drehbänke, Handwerkszeuge für die Uhrmacherei sowie einzelne Uhrenbestandteile wie Zeiger und Ketten her. Später kamen größere Drehbänke für Mechaniker und Optiker, Revolverdrehbänke und Fräsmaschinen für industrielle Artikel und in neuerer Zeit Vielstahldrehbänke und anspruchsvolle Maschinenwerkzeuge hinzu.

Die Heinemann-Produkte genossen Anfang des 20. Jahrhunderts Weltruf. Das Unternehmen spezialisierte sich in der Folge auf die Anfertigung von Vielstahldrehbänken. Darüber hinaus besaß das Unternehmen Forst, Ländereien und den St. Georgener Klosterweiher.

Wegen der Demontage durch Frankreich waren die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sehr schwierig. In den folgenden Jahren erwuchs daraus ein Vorteil, denn die Maschinen, die nun in der Firma standen, entsprachen dem neusten Stand der Technik. Heinemann erlebte einen enormen Aufschwung. Der damalige Firmenchef Hans Heinemann begann damit, in Spanien Arbeiter anzuwerben, die mit zum weiteren Aufschwung der Firma beitrugen.

Ab den 1970er-Jahren lieferte Heinemann in die damaligen Sowjetunion ganze Maschinenstraßen. 1979 ging das Unternehmen erstmals Konkurs. Die Stadt versuchte mit dem Blitzkauf des Klosterweihers noch, zur Sanierung beizutragen, was aber nicht gelang. Durch die Belegschaft und Reiner Roland Lang gelang ein Neustart. Wieder wurde das Geschäft mit der Sowjetunion zu einem wichtigen Standbein. Es kam dort zu einem bundesweit für Aufsehen sorgenden Joint Venture mit einem großen Maschinenbauer, der alleine 10 000 Mitarbeiter beschäftigte. Eine Wirtschaftsdelegation kam 1987 per Hubschrauber in die Bergstadt geflogen. In ihrer Spitze war Alexej Antonow, einer der mächtigsten Männer der damaligen Sowjetunion. Eine Verlagerung der gesamten Produktion an die Industriestraße stand im Raum, wurde aber nicht realisiert. Im Februar 2005 blieben die Heinemann-Tore für immer geschlossen. Auf dem Areal Werk I entstand ein Lebensmittelmarkt, die Stadtterrasse sowie das Elisabethaus als Alten- und Pflegeheim. An der Industriestraße verschwinden gerade die letzten Spuren des Werks II. Hier entsteht ein Lidl-Markt.

Der Nachlass der Familie Heinemann sowie Teile des Firmenarchivs befinden sich im Besitz des Geschichtsvereins St. Georgen.