Das Forum Pro Schwarzwaldbauern bei der Begegnung mit dreierlei Gegenbewegungen. Foto: Jäckle Foto: Schwarzwälder-Bote

Forum Pro Schwarzwaldbauern beschäftigt sich mit Kulturwandel

St. Georgen. Mit dem Ziel Kulturwandel statt Strukturwandel ist das Forum Pro Schwarzwaldbauern nicht allein, wie bei der Infotour in den Breisgau deutlich wurde. Die Begegnung mit dreierlei Gegenbewegungen zur herrschenden marktradikalen Monokultur des Wirtschaftens hat die Wiederherstellung der Kreisläufe mit dem lokalen Boden zum Ziel.

Das erste Ziel war Eichstetten am Kaiserstuhl. Dort wollten sich ein Gärtner und ein Bürgermeister nicht dem Strukturwandel beugen, der Dörfer entleert, sondern die ländliche Vielfalt weiter entwickeln. Statt in den Wettbewerb um Gewerbegebiete einzusteigen, entstand das eigene Leitbild für eine nachhaltige Bürgerkommune mit einem neuen Stadt-Land-Verständnis im Speckgürtel von Freiburg.

Bürgeraktiengesellschaft gegen Hofsterben

Weil Banken wie Staat aber die ländliche Vielfalt nicht fördern wollen, begann der Gärtner Christian Hiß dieses System zu hinterfragen und gründete 2006 die Bürgeraktiengesellschaft Regionalwert AG, in die Gärtner als Geschäftsführer wechselte. Sein Ziel damit ist, statt Aufgabe von Hof um Hof jungen Landwirten ohne Hof zu Arbeitsplatz und Existenz zu verhelfen. Um der Sackgasse der Spezialisierung und Überlastung bäuerlicher Familien zu entkommen strebt die Regionalwert AG eine Wertschöpfungskette aus regionaler Vielfalt von Höfen, Verarbeitern und Läden an. Richtig Rechnen ist die These von Christian Hiß, worüber er gerade ein brisantes Buch geschrieben hat. Denn billig im Supermarkt einzukaufen, berücksichtigt nicht die Lebensqualität der ländlichen Vielfalt, nach der sich die Gesellschaft sehnt und die Werbung vorzugaukeln versucht. Diese vielfältige Kulturlandschaft ist die Dividende für die Aktionäre der Regionalwert-AG.

Vereinsmitglieder teilen die Ernte

Pädagogik statt Event ist das Motto beim zweiten Ziel, dem Permakulturzentrum Häuslemaierhof in Buchenbach. Seine Tierhaltung dient der Mensch-Tier-Begegnung, die Familie Gans will Schulkindern der entfremdeten Gesellschaft sinnvolle Bodenhaftung vermitteln. Die Permakulturgruppe Dreisamtal versucht, die Teile des Hofes, die keinen Wert mehr haben, neu zu gestalten. Raine werden mit Obstbäumen und Kräutern bepflanzt und neue Nutzungen für Feuchtgebiete gesucht. So ist der Häuslemaierhof ein Ort der Experimentierfreude außerhalb des Mainstreams, des nie genug haben, geworden.

Im Lebensgarten Dreisamtal lautet das Motto "Die Ernte teilen". Als Form sozialer Landwirtschaft wird nicht für den Markt Gemüse erzeugt, sondern für einen Verein von Konsumenten, die den Anbau vorfinanzieren und dafür wöchentlich ihren Teil der saisonalen Ernte erhalten und somit das naturgegeben Risiko mittragen. Inzwischen bebauen drei Gärtner in Teilzeit mehr als zwei Hektar, und die Mitglieder haben die Möglichkeit zum Mitgärtnern. Zum Wühlen im eigenen Boden als Alternative zum Wühlen im anonymen Supermarkt. Auch die Wiederentdeckung von Einkochen und eigener Vorratshaltung gehört dazu.

Allen drei besuchten Initiativen ist die Bebauung des eigenen Bodens gemeinsam, damit regional mehr ist als ein Schlagwort im anonymen Markt. Besonders bemerkenswert an diesen Initiativen ist, dass sie nicht von oben empfohlen oder angeordnet wurden, sondern dass es Eigeninitiativen sind von Menschen, die etwas ändern wollen.

Forum beschäftigt sich mit Initiativen

Das Forum Pro Schwarzwaldbauern pflege Kontakte zu derartigen Initiativen nicht, um sie zu kopieren, sondern um sie zu kapieren, sagt Siegfried Jäckle, einer der Hauptinitiatoren.