Christian Bayer von der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft informiert über das Freihandelsabkommen. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Bauern sehen Vielfalt bedroht/ Besuch auf dem Untermühlbachhof

Von Stephan Hübner

St. Georgen-Peterzell. Das Freihandelsabkommen TTIP war Thema bei einer Besichtigung des Untermühlbachhofs in Peterzell.

Hans-Hartwig Lützow sprach beim Hofrundgang über den Hoforganismus, der sich bei biologisch-dynamischer Landwirtschaft nicht zergliedern lasse. Ställe für Kühe seien immer eine Notlösung, reine Freilandhaltung im Schwarzwald unmöglich. Tiergerechtigkeit sei in jedem Stall nur bedingt gegeben, da jede Kuh eigentlich drei Meter Freiraum um sich herum brauche. Auch deshalb sei der Stall mit weniger Kühen als möglich belegt.

Dies führe zu weniger Stress und besserer Milchleistung. Für Lützow spielt nicht die Keimzahl der Milch, sondern deren Qualität die entscheidende Rolle bei der Produktion. Gemüse und Kartoffeln baue er dieselfrei per Ochsen an. Im Käsekeller lagere ständig das Äquivalent von 35 000 Litern Milch. Wesentlich für den Hof sei die Selbstversorgung.

Ämterhäufung und Interessenskonflikte

Christian Bayer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, kritisierte den Bauernverband hart. Zwar nicht auf lokaler Ebene, aber in Brüssel gebe es Ämterhäufung und Interessenskonflikte. Da arbeite der Verband für Großagrarier.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft wende sich dagegen Themen wie TTIP und Gentechnik zu. Das Bäuerliche stehe im Vordergrund. Bei industrieller Landwirtschaft gebe es für Familien keinen Lebensraum mehr, die Lebensmittelqualität tauge nicht mehr zur Selbstversorgung.

Freihandelsabkommen und das Angleichen von Standards klinge erst mal gut. Es gehe aber nur darum, die relativ hohen Standards in Europa an Amerika anzupassen. In den USA würden Produkte erst verboten, wenn deren Schädlichkeit bewiesen sei, in der EU könne bereits der Hinweis auf die Schädlichkeit reichen.

Der Markenschutz regionaler Produkte solle im Rahmen des Abkommens wegfallen. Handelskorridore würden Drittweltländer ausklammern, benachteiligen und deren Märkte kaputt machen. Es gehe um Gewinnmaximierung für große Konzerne, die Vielfalt bleibe auf der Strecke. Parlamentarische Gremien seien vom Entwicklungsprozess ausgeschlossen.

Parlamentarier dürften nur am Ende mit Ja oder Nein stimmen. Auch seien die geplanten Schiedsgerichte keine öffentlichen Gremien. Regierungen könnten ohne Öffentlichkeit auf Schadensersatz verklagt werden, sollten schärfere Gesetze Gewinneinbußen bringen.

Wesentlich für die Öffentlichkeit sei, sich zu informieren und sich in Bürgerinitiativen zu engagieren.