Die Fragen der Zuhörer beantworten (von links) Norbert Kotschenreuther, Wolfgang Epting, Jürgen Weisser sowie Hellmut Mellert Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Global Forest: Geschichte von DUAL und PE beim Symposium für Hörkultur

St. Georgen. Einen äußerst passenden Rahmen bot das Phonomuseum für das Symposium für Hörkultur, denn die in den Vorträgen erwähnten Geräte waren im Original zu besichtigen.

So trafen sich zum Vortrag "Die Geschichte von Dual und Perpetuum Ebner" viele Interessierte, darunter ehemalige Beschäftigte dieser Firmen. Der aus Passau angereiste Referent Norbert Kotschenreuther befasst sich schon seit mehr als 25 Jahren mit diesen beiden Firmen der St. Georgener Phonoindustrie. Initiator Norman Müller fragte am Anfang: "Warum machen Leute so etwas?" Ihm erscheint die Kunst und die Technologie auf Augenhöhe und er sieht die Kunst als reine kreative Seite.

Der Standort St. Georgen steht für technische Neuerungen, die hier entstanden sind. Das Hinterfragen ist wichtig. Die Arbeit mit Plattenspielern stehe im Vordergrund. Kotschenreuther hat die Tüftler aus dem Stockwald im 18. und 19. Jahrhundert angesprochen. Die dort lebenden Steidingers hatten sechs Kinder.

Der 1863 geborene Christian und der 1867 geborene Josef waren nach der Lehrzeit im elterlichen Haus tätig. Josef machte sich im Jahr 1900 im Deutschen Haus selbständig und fertigte Uhrmacherwerkzeuge und Uhrenteile. Christians Frau und acht Mitarbeiter arbeiteten im Wohnhaus und in der Werkstatt in der Leopoldstraße. 1906 taten sich die Brüder zusammen und beschäftigten 25 Personen.

1907 firmierten sie als Gebrüder Steidinger. Stärkere Dissonanzen führten 1912 zur Aufspaltung. Als Josef 1925 stirbt, übernehmen die Kinder Hermann, Arthur und Hermine die Firma. Im Jahr 1927 entwickeln sie gemeinsam mit Hermann Papst einen Elektro-Feder-Motor, von dem bereits 1928 monatlich 10 000 Stück abgesetzt wurden. Dieser Motor erhielt den Namen Dual.

Karrer: "Die Zeiten werden härter"

Hermine heiratet 1936 den Cannstatter Albert Ebner, der zunächst einen Beratervertrag bekommt und später Geschäftsführer wird. 1950 werden bereits 400 Mitarbeiter beschäftigt. Umsatzsteigerungen im zweistelligen Bereich werden erreicht. Finanziellen Schwierigkeiten von PE folgte die Kooperation mit Dual im Jahr 1971 und 1973 geht sie voll in Dual auf. Der damalige Geschäftsführer Walter Karrer stellte fest: "Die Zeiten werden härter."

Die Konkurrenz kam aus Japan. Dual versuchte, dagegenzuhalten, doch zum Jahresende 1981 meldete die Firma Konkurs an. Mehrere Firmenübernahmen scheiterten ebenso. Heute werden unter den Markennamen Dual von Alfred Fehrenbacher und unter PE von Wolfgang Epting weiter Plattenspieler hergestellt. Der Referent zeigte auf Bildern die gängigsten Modelle der früher hergestellten Plattenspieler. Auch ging er auf die Hochzeiten von Langspielplatten ein, von denen 1985 immerhin 74 Millionen verkauft worden sind. Im Jahr 2016 waren es 3,1 Millionen und die Nachfrage steigt. In der anschließenden Fragerunde wollte ein Besucher wissen, wie es um die Rivalitäten von Beschäftigten der fusionierten Firmen aussah. Jürgen Weisser vom Deutschen Phonomuseum sorgte mit folgenden Worten für Erheiterung: "Tun Dir die Ohren weh, hast Du einen Plattenspieler von PE" oder "Wird Musik Dir zur Qual, ist’s ein Plattenspieler von Dual". Weisser war nicht mit allen Daten zum Vortrag von Kotschenreuther einverstanden und wollte ihm beim Korrigieren gerne behilflich sein. In dem Symposium für Hörkultur waren den ganzen Tag über noch weitere Vortäge über Vinylkult und Turntablism heute, sowie zeitgenössische Musik und andere Welten zu hören.