500 Jahre alte Musik vermittelt das Ensemble "Musiche Varie". Den sechs Mitgliedern gelingt eine virtuose Wiedergabe von Musik der Renaissance und des Barocks. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: "Musiche Varie" bringt 500 Jahre alte Musik näher / Virtuoses Wechselspiel

St. Georgen. Es hatte schon exklusiven Anspruch, das Konzert der "Musiche Varie" in der Lorenzkirche. Thomas Hasselbeck und Martin Lubenow (Zink), zusammen mit den Posaunisten Peter Zentel, Andeas Domnick und Bastian Greschek bezauberten mit Musik, die teils über 500 Jahre alt ist. Für das Basso continuo sorgte Kantor Jochen Kiene (Orgel).

Insgesamt wurden ansprechende Werke der Renaissance und des Frühbarocks geboten und damit eine Kultur vergangener Tage vermittelt, geprägt von Polyphonie, dichten Harmonien, Verzierungsreichtum und Mehrchörigkeit, befördert durch italienische Meister. Das Programm wurde effektvoll gestaltet, die akustischen Gegebenheiten des Kirchenraumes bestens genutzt und manch musikalischer Leckerbissen wurde serviert. Festliche Einstimmung vermittelte das sechsköpfige Ensemble mit einer Sonata von Giovanni Battista Buonamente mit Echowirkungen, Themenveränderungen und führenden Zinken. Der intensive Trompeten-Klang der leicht gebogenen Instrumente, die bei Johann Vierdancks Sonata auch schmettern konnten, beeindruckte. Genau so virtuos wurden die Barock-Posaunen bedient, die mit ihrem weich gerundeten Tönen gefielen. Eine Besonderheit war mit dem "Canzon" für zwei Bassposaunen von Bartolomeo de Selma y Salaverde zu hören. Nicht nur der dunkel-samtige, satte Klang der groß mensurierten Instrumente betörte, sondern die saubere Intonation, denn mit einem Führungsstab mussten die Züge bedient werden, was gekonnt aufmerksamer Technik bedurfte. Eine weitere Besonderheit wurde mit dem angenehm klingenden "stillen Zink" bei Palestrinas "Ave Maria" präsentiert, begleitet von der Truhenorgel. Martin Lubenow und Jochen Kiene vermittelten ein inniges, meditatives Gebet. Die Orgel trat eindrucksvoll glockenklar bei der abwechslungsreichen "L’ Accorta" von Gioseffo Guami hervor.

Seine virtuose, variationsreiche Kunst bewies der Kantor an der Weigle-Heintz-Orgel, deutlich beim Einsatz der hohen Rohrflöte oder des nasalen Krummhorns, voller Orgel oder zurückhaltender Registrierung. Im Wechselspiel mit den Bläsern wurde charaktervolle Interpretation bewiesen. Daneben trat sinnfällig die qualitätsvolle liturgische Gestaltung mit deutschen Vertretern wie Samuel Scheidt, Johann Crüger und Heinrich Scheidemann (Veni Creator Spiritus, Vater unser im Himmelreich und Verleih uns Frieden) hervor. Die einfallsreiche Gestaltung kam beim Publikum bestens an, das nach dem Konzert großes Interesse an den alten Instrumenten zeigte.