Natur: Imker-Kreisvorsitzender Bernd Möller zieht durchwachsenes Fazit

Eher durchwachsen ist das Fazit des Imker-Kreisvorsitzenden Bernd Möller bezüglich Bienen. Denen gehe es zwar im Moment gut. Allerdings sei es ein ganz verrücktes Frühjahr gewesen.

Königsfeld-Buchenberg. Ein Problem war kurioserweise die gute Waldtracht (der gesammelte Honig) bis Anfang Oktober 2016. Damit verbunden war eine verspätete Zufütterung, die die Bienen nicht mehr annahmen und sich stattdessen von eigenen Vorräten ernährten.

Zu viele Mineralstoffe schädigen Gesundheit

Der hiesige, eigentlich nicht natürliche Wald mit hohem Fichte- und Tanne-Anteil führte dazu, dass Bienen zu viele Mineralstoffe aufnahmen. Das führte zu Durchfall, was Völker eingehen ließ. Imker verzeichneten Verluste von bis zu 60 Prozent.

Eigentlich gut war das Frühjahr bis Anfang April. Dann kam eine Kaltphase in der Völker sehr viel Brut anlegten. Deren Erwärmung gelang den Tieren nur bedingt, Brutbereiche unterkühlten und starben ab. Die Kälte führte auch zum Ausbleiben der Tracht von Kirsche, Löwenzahn oder Apfel. Schlimmstenfalls müssen Imker nun schon im Sommer zufüttern. Wie dramatisch der Einbruch ist zeigt Möller daran, dass letzten April der Futtervorrat eines Stocks um zehn Kilo zunahm, diesen April aber um 2,4 Kilo sank.

Möller rechnet mit maximal einem Viertel der Honigmenge des letzten Jahres. Er setzt deshalb den Schwerpunkt auf die Vermehrung der Völker um Verluste auszugleichen. Ein großes Problem sind weiterhin Pflanzenschutzmittel. Die schädigen das Gehirn der an sich intelligenten Bienen. Als Folge finden Bienen beispielsweise den Heimweg nicht mehr oder die komplexe Kommunikation untereinander bricht zusammen.

Möller sprach von einer gewissen Verlogenheit in der Politik.

Tatsächlich scheint es perfide, wenn ein Pflanzenschutzmittel als bienenfreundlich gilt, wenn im Labor innerhalb von 48 Stunden lediglich 50 Prozent eines Volkes sterben.

Das alles führt dazu, dass Imker etwas unter Nachwuchsproblemen leiden. Es gebe zwar Jungimker, vor allem Frauen, die stiegen aber emotional und finanziell oft hoch ein. Durch Rückschläge gehe Idealismus flöten. Möller macht sich trotzdem für den Erhalt der Imkerei stark und freut sich über jeden, der damit anfangen möchte.

Schließlich sei es nicht nur ein erfüllendes Hobby. Imker seien auch für eine flächendeckende Versorgung mit Bienen nötig. Schon jetzt gebe es in Deutschland Gebiete fast ohne sie, mit erheblich gesunkenen Erträgen. Die Imkerei sei eben voller Überraschungen. Man müsse sein Handwerk beherrschen, Wissen und Ausstattung seien aber nur die Hälfte. Der Rest sei abhängig von Glück und Zufällen. Interessierten rät Möller trotzdem, sich an Vereine und erfahrene Imker zu wenden.

Die stünden mit Tipps und oft auch mit Ausstattung zur Seite, was den finanziellen Aufwand gerade zu Beginn verringere. Den Bienen helfen könne aber jeder, der Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon habe. Möller rät zu traditionellen Sorten mit offenen Blüten und frei zugänglichen Pollenorganen. Nur die seien für Bienen und andere bestäubende Insekten sinnvoll.