Echte Knieprothesen und Modelle des Kniegelenks begutachten die Gäste. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Osteoporose und Kniegelenksarthrose bei der Gesundheitswoche

St. Georgen (hü). Michael Zimmerer und Micael Lopes Videira, Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie, sprachen Ende der Gesundheitswoche über Osteoporose und Kniegelenksarthrose. Beide betreiben ab April eine gemeinsame Orthopädiepraxis in St. Georgen.

Betroffen von Osteoporose seien hierzulande jede vierte Frau und jeder 17. Mann über 50 Jahre, mit Krankheitskosten von bis zu drei Milliarden Euro pro Jahr, so Zimmerer. Menschen verlören ab 40 jährlich ein Prozent Knochenmasse. Frauen seien doppelt so gefährdet wie Männer, besonders nach den Wechseljahren.

Beeinflussbare Risikofaktoren sind Untergewicht, Vitamin D-, Kalzium- und Bewegungsmangel, Rauchen, wenig Aufenthalt in der Sonne und Krankheiten wie Schilddrüsenüberfunktion, rheumatoide Arthritis, entzündliche Darmerkrankungen, Diabetes und Medikamente wie Blutverdünner und Kortison. Betroffene Personen sollten sich nach der Menopause oder ab 60 Jahren untersuchen lassen.

Der Diagnose dient unter anderem die Knochendichtemessung. Gegensteuern kann man mit der Förderung von Muskelkraft und Koordination, drei mal wöchentlich 30 Minuten Bewegung, Ernährung mit Kalzium und Vitamin D, täglich 20 Minuten Aufenthalt in der Sonne oder bestimmten Medikamenten.

Kniearthrose ist laut Lopes ein natürlicher Prozess. Ursachen sind ähnlich der von Osteoporose, aber auch einseitige Belastung und Verletzungen. Es gibt vier Stadien, von leichter Auffaserung der Oberfläche bis zu kompletter Knorpelauflösung, verbunden mit anfangs morgendlichem Anlaufschmerz bis hin zu Belastungs- und Ruheschmerz sowie Schwellungen.

Die Verkürzung von Sehnen und Muskeln, Bewegungseinschränkung, Gelenkgeräusche und Wetterfühligkeit sind weitere Symptome. Wichtig ist die gründliche körperliche Untersuchung mit MRT oder besser Ultraschall.

Eine Therapie, die Arthrose heilt, gibt es nicht. Es geht um Schmerzreduktion und Verzögerung des Krankheitfortschritts. Nichtoperative Behandlungen sind Gewichtsreduktion, Bewegung, Krankengymnastik und entzündungs- hemmende Mittel, die aber nicht auf Dauer eingenommen werden dürfen. Nicht eindeutig ist die Datenlage bei Nahrungsergänzungsmitteln. Möglich sind auch Akupunktur, Magnetfeldtherapie oder Gelenkinjektionen, wobei der Nutzen nicht für alle Präparate gesichert ist.

Verschiedene Operationsvarianten sind möglich. Mit der konventionellen Implantation sind aber 20 Prozent der Patienten unzufrieden. Deutlich besser sind individuell angepasste Prothesen. Die sind aber sehr teuer und werden kaum gemacht.

Über den richtigen Zeitpunkt für eine OP müsse der Patient selbst und aus Überzeugung entscheiden, so Physiotherapeut Daniel Tillack. Er riet, sich mehrere Kliniken anzusehen und dort Vorgespräche zu führen. Die Zeit vor der OP sei mit Training aktiv zu nutzen. Die Reha könne drei bis vier Wochen dauern, die Nachbehandlung mindestens zwei bis drei Monate. Wichtig sei, schon zu Beginn der Reha Termine zur Nachbehandlung beim Physiotherapeuten zu machen. Ziele seien die Reduktion von Schwellungen oder Besserung der Beweglichkeit mit einer Beugung von mindestens 90 Grad. Komplikationen seien Implantationsfehler oder Vernarbungen sowie untypisch Schmerzen über mehr als zwölf Wochen hinweg.

Die Knochendichtemessung wird derzeit von Krankenkassen erst bezahlt, wenn schon eine Osteoporose vorliegt, so Zimmerer auf eine Frage. Ein Besucher wollte wissen, ob Milch Osteoporose begünstigt. Laut Zimmerer ist Milch sinnvoll und klare Leitlinie des Dachverbands der Osteopathen. Ein niedriger Vitamin D-Mangel kann dazu führen, dass der Körper Kalzium schlechter aufnimmt.

Laut Lopes hat der Patient bei der Art der OP ein gewisses Mitspracherecht. Vorteil einer Zementierung des Gelenks ist die bessere Lösbarkeit der Prothese vom Knochen bei Problemen. Bei dessen Einwachsen in die Prothese muss er notfalls ausgemeißelt werden. Eine Prothese hält etwa 15 bis 20 Jahre. In Deutschland erhält jeder, der sie braucht, eine Prothese, unabhängig von Alter oder sozialem Status.

Die OP führt laut Tillack zu Stabilitätsverlust, weil Kreuzbänder entfernt werden. Deshalb sind die Muskeln zu trainieren. Knorpelaufbaupräparate bieten keine Heilung, sondern nur ein gewisses Aufhalten. Um Abstoßreaktionen zu verhindern, sollte der Patient auf Nickelverträglichkeit untersucht werden, so Lopes.