Martin Rosenfelder (links) berichtet in kleiner Runde beim Verein für Heimatgeschichte über Dachformen und ihre Historie. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichtsverein: Architekt Martin Rosenfelder erläutert Formen und Historie

Einen unterhaltsamen Vortrag über Dachformen und ihre Historie hielt Architekt Martin Rosenfelder beim Verein für Heimatgeschichte.

St. Georgen. "beDacht sein" lautete der Titel des Vortrags. Der Urtyp des Daches habe sich entwickelt, als Menschen von Höhlenbewohnern zu Wanderern wurden. Das Dach musste konstruktiv leicht, dicht und wetterfest sein. Deshalb kamen Stangen und Tierhäute zum Einsatz.

Wahrscheinlich eine der ersten Formen waren laut Rosenfelder Zelt- und Pyramidendächer die im Mittelalter perfektioniert und auch für Türme genutzt wurden.

Ein Baukonstruktionsbuch von 1884 zeigt schon verschiedenste Dachformen. Eine besondere ist das Kegeldach. Das werde vor allem in Afrika genutzt, da sich das natürliche Material damit besser verarbeiten lasse.

Rosenfelder zeigte Fotos unter anderem des Nachbaus eines Limes-Wachtturms oder des Luginsland-Turms in Nürnberg. Die Dächer seien im Krieg ziemlich schnell entfernt worden. Zum Einen stellten sie eine Brandgefahr dar, zum anderen habe man Platz für Geschütze gebraucht. Das berühmteste Beispiel für Kuppeldächer sei das Pantheon in Rom, ähnlich der Hagia Sophia in Istanbul. Die Römer seien fantastische Konstrukteure und Bauingenieure gewesen. Bis zum Mittelalter sei viel Wissen verloren gegangen und habe neu entdeckt werden müssen.

In der Renaissance wurde die Kuppel laut Rosenfelder glockenartig mit Elementen aus Gotik und Romanik. Als Beispiele zeigte er St. Bartholomä am Königssee oder die Pagodenburg Rastatt. Die Statik der Dächer sei selbst heute noch nur sehr aufwendig zu berechnen. Clever sei das Mansarddach. Weil es aber eine Erfindung der Franzosen war verboten es die Nazis zeitweise. Am häufigsten verwendet werde das Satteldach in verschiedenen Varianten, das sogar schon die Inkas nutzten. Rosenfelder widmete sich besonders Schwarzwalddächern, illustriert mit Fotos von Walm- und Krüppelwalmdächern. Dabei erfuhren die Gäste, dass die Moosbewachsene Seite der Daches die Nordseite ist.

Obwohl früher nur mit Stroh bedeckt, waren Dächer laut Rosenfelder absolut dicht. Das Eindringen von Wasser verhinderten zum Beispiel sich von der Wetter- zur gegenüberliegenden Seite überlappende Strohgarben oder Verbindungsklammern aus Holz Stroh. Typisch für Schwarzwaldhäuser seien weit überhängende Dächer, die manchmal wie eine zu große Pudelmütze aussähen. Sie dienten dem Schutz des Hauses oder daneben gelagerter Gegenstände. Statt Anstrichen und Imprägnierungen gehe man heute wieder zu diesem von den Schwarzwäldern praktizierten konstruktiven Holzschutz über.

Nicht einfach war die Herstellung von Schindeln. Die mussten entsprechend dem Faserverlauf aus langfasrigem Holz gespalten werden. Anfang des letzten Jahrhunderts kam der Import amerikanischen Holzes in Mode. Grund war laut Rosenfelder, dass Baumwolle importiert wurde, Schiffe aber damit zu leicht und instabil wurden. So nahm man rotes Zedern- oder Kiefernholz mit das sich sehr gut für Täfelungen oder Bodendielen eignete. Zudem sei es sehr harzig, habe also eine natürlich Imprägnierung.

Rosenfelders Beispiele waren Dächer mit Biberschwanzeindeckung. Zum Teil von Dächern mit handgefertigten Tonziegeln. Leider gebe es immer weniger Hofensembles in ihrer Gesamtheit, so Rosenfelder. Zudem gehe auch alte Handwerkskunst verloren.