Die Planer empfehlen, die Ein- und Ausfahrt zur Posttiefgarage für den kompletten Tiefgaragenkomplex in der Stadtmitte zu nutzen. Auf den Neubau eines "Zubringers" an der oberen Gewerbehallestraße neben der Post könnte verzichtet werden. Fotos: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehrskonzept: Augenmerk gilt Tiefgaragen in der Stadtmitte / Kleine Schritte und Kompromisse möglich

Der Verkehrsfluss in der Bergstadt wird sich in den nächsten Jahren ändern. Die Zu- und Abfahrten zu den Tiefgaragen haben dabei eine wichtige Bedeutung. Eine besondere Rolle wird auf jeden Fall die Posttiefgarage spielen. Veränderungen gibt es aber nicht in einem Block.

St. Georgen. Die Planungsgruppe Kölz aus Ludwigsburg hat die Verkehrsflüsse in der Bergstadt erfasst. Gunter Kölz stellte im Gemeinderat das Ergebnis vor. Am Bärenplatz erfolgte einen Tag lang rund um die Uhr per Video eine Verkehrszählung. Insgesamt passierten diesen 12 500 Fahrzeuge, darunter 8,5 Prozent Schwerlastverkehr. 10 000 Fahrzeuge sind täglich auf der Bahnhofstraße, 7500 in der Hauptstraße unterwegs.

Insgesamt ergab sich eine deutliche Zunahme seit dem Ausbau der Bahnhofstraße und des Kreisverkehrs. Aber auch im verkehrsberuhigten Bereich der Gerwigstraße sowie in der Schul- und der Gewerbehallestraße wuchs der Straßenverkehr. Hauptgrund ist laut den Verkehrsplanern der Edeka-Markt.

Eine besondere Rolle spielen bei allen neuen Konzepten die Tiefgaragen in der Innenstadt. Die Planungsgruppe stellte verschiedene Varianten vor, wie hier Veränderungen möglich sind. Im Fokus standen dabei die Zu- und Ausfahrten. Gunter Kölz schlug vor, ausschließlich diese über die Posttiefgarage von der Gewerbehallestraße aus anzudienen. Die Ein- und Ausfahrt zur Marktplatztiefgarage soll auf jeden Fall aufgelöst werden und nur noch für Fußgänger nutzbar bleiben. Die Rathaustiefgarage könnte versuchsweise noch ihre Zu- und Abfahrt behalten.

Eine besondere Bedeutung erhält die Gewerbehallestraße, die deutlich mehr Verkehr verkraften muss. Hier kommt bei der Einmündung in der Bahnhofstraße deshalb eine Ampelanlage in Betracht.

Die verkehrsberuhigte Zone könnte bleiben wie sie ist oder zur Fußgängerzone umgewandelt werden. Letzteres ist aus städtebaulicher Sicht die bessere Lösung. Dann dürfen nur noch Linienbusse und Andiener diesen Bereich befahren, so Kölz.

Die Gerwigstraße soll in beiden Richtungen befahrbar bleiben. Auf jeden Fall werden nach den Empfehlungen des Experten oberirdische Parkplätze wegfallen. In den Tiefgaragen sei in mehr als der Hälfte der Öffnungszeit noch Potenzial. Es werde auf jeden Fall Verschiebungen der Verkehrsströme gegeben.

Oliver Freischlader (SPD) erkennt eine zusätzliche Belastung der Friedrichstraße, die aber keine Reserven mehr habe. Joachim Kleiner (Freie Wähler) sieht Probleme bei einer Schließung der Zufahrt zur Rathaustiefgarage. Dies ist nur sinnvoll, so Kölz, wenn eine Fußgängerzone kommen soll. Constantin Papst (CDU) und Hans-Peter Rieckmann (Freie Wähler) sehen riesen Probleme für die St-Georgs-Apotheke, wenn Parkplätze wegfallen. Rieckmann kennt in der unteren Gerwigstraße bei Gegenverkehr Schwierigkeiten bei der Anlieferung. Georg Wentz (FDP) sorgt sich um die Vermarktungschancen für die ehemaligen Edeka-Räumlichkeiten, wenn keine direkten Parkplätze mehr vor dem Gebäude sind. Außerdem seien die Tiefgaragen für Behinderte nicht geeignet. Laut Manfred Scherer muss eine neue Planung für die Auslastung der Tiefgaragen sorgen, wenn diese für viel Geld umgebaut werden. Für Gabriele Elsäßer (Freie Wähler) ist die Zufahrt zur Rathaustiefgarage noch tragbar, die Ausfahrt aber eine Katastrophe. Laut Kölz fahren dreiviertel der Nutzer zur Einfahrt raus. Constantin Papst möchte für die Bahnhofsstraße eine Geschwindigkeitsbeschränkung, weil diese an Attraktivität verliere.

Laut Bürgermeister Michael Rieger ist es Aufgabe des Gemeinderats, in kleinen Schritten die beste Lösung herauszufinden. Kompromisse sind drin, unterstrich Stadtbaumeister Reinhard Wacker.