Weit sichtbar ist die Kalkfahne, wenn sich der Behälter in der Luft öffnet. Foto: sb

Privatwald mit Helikopter-Einsatz aus der Luft kalken. In den nächsten drei Wochen meiden.

St. Georgen - Waldkalkungen erfolgen in den nächsten drei Wochen im Privatwald von St. Georgen. Dieser sollte in  dieser Zeit  gemieden werden, teilt die Stadtverwaltung mit. Gestern drehte der Hubschrauber seine Runden im Bereich oberhalb von Sommerau, Hochwälder Höhe.  Begriffe wie Sauerer Regen und Waldsterben beherrschten Ende des vergangenen Jahrhunderts lange die Schlagzeilen.

Sie stammen von Immissionen aus Verkehr, Landwirtschaft, Industrie und der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle und Öl. Diese führen seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer Erhöhung der Säurewerte in nicht kalkhaltigen Böden, wie sie rund um St. Georgen vorkommen. Obwohl zwischenzeitlich die Schwefeleinträge zurückgingen,  speichern sich weiter  Säuren im Boden. Die natürlichen Puffersysteme des Bodens erschöpfen  und  die biologische Vielfalt im Waldboden geht zurück.

Kontakt mit Kalk neutralisiert Boden

Der im Wald ausgebrachte Kalk neutralisiert die Säure im Boden und hilft den pH-Wert des Bodens  zu stabilisieren. Das saure Regenwasser wird neutralisiert, sobald es mit dem Kalk in Kontakt kommt. Nach seiner Auflösung stellt der Kalk zudem die Elemente Kalzium und Magnesium als Nährstoffe zur Verfügung. Durch die Verbesserung des pH-Wertes und der bodenphysikalischen Eigenschaften erhalten Mikroorganismen, Regenwürmer und viele andere Bodenlebewesen bessere Lebensbedingungen.

In den Anfängen erfolgte die Kalkung vom Boden aus mittels großer Gebläse vom Waldweg aus. Genaue Abgrenzungen und Dosierungen waren dabei eher schwierig. Heute wird der Wald fast ausschließlich mit modernen Helikoptern aus der Luft gekalkt. GPS-gestützte digitale Karten zeigen dem Piloten im Helikopter genau, welche Bereiche eines Waldgebiets zu kalken sind und welche ausgespart werden.

Dazu gehören etwa Gewässer und  sensitive Naturschutzbereiche. Durch diese Technik sind punktgenaue Kalkungen möglich. Es bedarf nur geringer Abstände zu den Flächen, die nicht gekalkt werden sollen.Mit nachlassender Immissionsproblematik wird die Kalkung insbesondere aus Gründen des Natur- und Artenschutzes, der Biodiversität aber auch wegen der Kosten kritischer gesehen. 

In Baden-Württemberg erhalten Privatwaldbesitzer aber nach wie vor Mittel des Landes, des Bundes und der Europäischen Union. Für viele waldbauliche und ökologische Arbeiten kann eine Zuwendung gewährt werden.