Rückblick auf eine Jahrhunderte lange Tradition und Ausblick auf die Zukunft

Von Stephan Hübner

St. Georgen. Zum zweiten Mal lud das Forum am Bahnhof (FaB) zur Bergstadt-Industriewelt-Veranstaltung ein. Vorgestellt wurde das Unternehmen J.G. Weisser.

Kultur und Technick seien nicht entgegengesetzte Begriffe, da Kultur mit Schaffen im Sinne schöpferischer Tätigkeit zu tun habe, so Organisator Helmut Deusch. St. Georgener Unternehmen hätten schon immer Spitzenprodukte in alle Welt geliefert. Deshalb wolle das FaB heimische Industrie der Vergangenheit und Gegenwart vorstellen.

Thorsten Rettich, Geschäftsführer Technik bei J.G. Weisser, beschrieb dessen Wandel von der Post- zur Technologieschmiede. Die Familie geht auf 1490 beziehungsweise Sima Weisser aus Oberkirnach zurück. 1833 begann Johann Georg Weisser in einer Schlosser- und Zeugschmiede in Langenschiltach mit der Herstellung von Werkzeugen, Uhrmacherdrehbänken und Schraubstöcken. 1842 kam die Umsiedlung nach St. Georgen gegenüber der Poststation. So entstand der Name Postschmiede. 1856 wurde die Firma J.G. Weisser Söhne gegründet, 1866 das erste Patent für eine Tischdrehbank angemeldet. 1876 kam die erste Leitspindeldrehbank, 1886 ein Typ namens UNIKUM. Im Jahr 1900 begann die Entwicklung automatischer Drehmaschinen.

Für Belustigung sorgten Auszüge aus einem Personalbuch wie "braver, tüchtiger Bursche" oder "Faul, aber sonst zu gebrauchen".

Trotz des Ersten Weltkriegs gab es damals etwa 80 Maschinentypen. Wie wertvoll technische Zeichnungen waren, zeigte eine Notiz, derzufolge deren Beschmutzung mit 30 Kreuzern bestraft wurde.

1938 kamen stufenlose Drehzahlregelung oder Umlaufschmierung als technische Neuerungen. Trotz Krieg entstanden "grundlegende Entwicklungen für Maschinen, die von ihren Prinzipien teilweise bis heute gebaut werden." Der damalige Geschäftsführer war laut Rettich gewissenhaft, die Gespräche mit Konstrukteuren deshalb nicht immer erfreulich. So gab es unter Arbeitern das Codewort "Gewinde M16", wenn er im Haus war.

Weitere Meilensteine des Unternehmens waren der erste stirnseitig bediente Futterdrehautomat oder der Beginn der NC-Technik. Auch wurden viele Patente angemeldet, beispielsweise zum Rotationsdrehen oder zur Hart-Drehbearbeitung.

Um 1996 herum hatte das Unternehmen 564 Mitarbeiter, nach der Rezension konzentrierte man sich auf die Weiterentwicklung interner Prozesse. Heute liegt die Mitarbeiterzahl bei 452, davon etwa zehn Prozent Auszubildende. Weisser produziert heute multifunktionale Präzisions-Drehmaschinen.