Mitglieder der Kirchengemeinde in St. Georgen suchen Helfer für ihr Projekt "Sachihr Friedenshoffnung"

Von Carola Fritsch St. Georgen. Asylbewerber aus Syrien, Nordkorea, Sri Lanka, Pakistan, Tibet, China und Südkorea leben in St. Georgen. Erst neun Monate nach der Antragsstellung auf Asyl dürfen sie auch arbeiten, falls sie Arbeit finden, was nicht einfach ist. Ohne Arbeit, Beschäftigung und soziale Kontakte ist die psychische Gesundheit eines Menschen stark gefährdet, vor allem wenn er Schlimmes erlebt hat. Um nicht an den schmerzhaften Erinnerungen und zu zerbrechen, brauchen diese Menschen Ablenkung. Aber wie kann man Ablenkung finden, in einem Land, das eine vollkommen andere Kultur hat und dessen Sprache man nicht spricht?

Aus diesem Grund entstand im vergangenen Monat in St. Georgen das Projekt "Sachihr Friedenshoffnung". Sachihr ist das arabische Wort für "kleine", also zu Deutsch "Kleine Friedenshoffnung".

Grundlage des Projekts bilden die Mitglieder der Kirchengemeinden in St. Georgen. Sie sollen für mehr Kontakt und sinnvolle Beschäftigung, so wie Unterstützung im Alltag für vorwiegend syrische Familien sorgen. Auch andere bedürftige Flüchtlinge anbieten sollten gefördert werden. Mit drei Schwerpunkten soll dies erreicht werden: Deutschunterricht, Betreuungsfamilien und Monatstreffen.

Um wenigstens in Alltagssituationen wie beim Einkaufen, zum Arzt gehen oder Zugtickets lösen Deutsch sprechen zu können, werden nun mehr Sprachkurse auf unterschiedlichem Niveau angeboten.

Seit zwei Jahren existiert schon ein Kurs für Tamilen mit Ela Kramarczyk. Auch das Sprachcafé der Wirkstatt wird weiter angeboten. Jetzt werden zwei weitere Gruppen gebildet. Weiter gibt es noch eine zusätzliche Sprachfördergruppe der Sprachhilfe (ein Zweig der Wirkstatt), die speziell für syrische Kinder tätig sein wird. Für Flüchtlinge, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben, werden noch Helfer für Einzelunterricht gesucht.

Neben den beiden Deutschkursen bietet die Wirkstatt unter der Leitung von Antonia Musacchio Torzilli noch ein wöchentliches Treffen zum Volleyballspielen in der Jahnturnhalle mit Florian Rapp an.

Jede syrische Familie hat nach ihrer Ankunft große Schwierigkeiten, sich in Deutschland zurecht zu finden. Viele Papiere und unbekannte Gesetze überfordern die Neuankömmlinge. Mülltrennung ist oft ein Buch mit sieben Siegeln. Weitere Fragen sind: Wie finde ich eine Wohnung? Wie kann ich ohne ein Auto Möbel transportieren?

Die Kirchengemeinde sucht Bürger oder Familien, die den Flüchtlingen mit Rat und tat zur Seite stehen sowie freundschaftlich und hilfsbereit die Probleme zusammen angehen können.

"Hilfe zur Selbsthilfe" heißt das Motto. Wenn die Helfer die jeweilige Situation erklären, soll damit eine Grundlage geschaffen werden, dass die Zugezogenen selbst lernen, um das nächste Mal allein die einzelnen Aufgaben erledigen zu können. Bisher gibt es dafür nur wenige Freiwillige.

Bei den Monatstreffen sind auch die freiwilligen Helfer eingeladen, Kontakte mit Flüchtlingen zu knüpfen, wenn sie sonst nicht genug Zeit haben, sich einer Aufgabe in diesem Bereich zu widmen. Hier werden die Asylbewerber eingeladen, zu einem Spiele-, Tanz-, oder Musikabend in das Gemeindehaus zu kommen. Auch kleine Ausflüge sind möglich.

Dem Alltagstrott etwas entkommen

Sie sollen die Möglichkeit haben aus dem Alltagstrott zu entkommen und andere Leute kennen zu lernen. Vielleicht ergeben sich dann auch Gelegenheiten für private Treffen und Freundschaften außerhalb des Projekts. Für diesen Bereich sind auch noch Organisatoren gefragt.

Markus Esterle, der für die Arbeit der Stadt im Bereich Migration verantwortlich ist, hofft dass durch diese Treffen auch Beiträge für den im Herbst 2015 geplanten Tag der Kulturen entstehen.

Die vier Sozialarbeiter Elisabeth Renkert, Josh Feuerstein, Walter Reuter und Bernd Rist, die für die Asylbewerber in St. Georgen und den umliegenden Gemeinden vom DRK angestellt sind und regelmäßig Sprechstunden für diese anbieten, helfen bei den ersten Kontakten und dem Verteilen der Infoblätter sowie Einladungen, weil sie auch die Asylbewerber, die nicht im Asylheim untergebracht sind, erreichen können.

Überlegt wird noch, ob Musikunterricht angeboten oder ein Frauen-Treffen angeregt werden sollte, weil die syrischen Frauen aus religiösen Gründen zum Teil nicht zu Events kommen, an denen auch fremde Männer teilnehmen. Je nach Bedarf und der Zahl der freiwilligen Helfer können die geplanten Angebote realisiert werden.

Ein wertvoller Teil der Arbeit zur Flüchtlingshilfe ist das Engagement der Familie Knies, die sich intensiv darum kümmert, dass Tamilen aus Sri Lanka in St. Georgen Wohnungen finden können und durch gemeinnützige Arbeit eine Beschäftigung haben.

Wichtig ist, dass den Menschen in St. Georgen bewusst wird, dass die Initiativen nur bei ausreichenden Helfern gute Arbeit leisten können. Vor kurzen sind wieder zwei syrische Familien in die Bergstadt gezogen, die ebenfalls Hilfe brauchen. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich beim Schwarzwälder Boten melden.