Einen guten Eindruck hinterlässt das Schwarzwald Kammerorchester beim Abschlusskonzert des Musikfestivals Bergstadtsommer in der Stadthalle in St. Georgen. Ein Teil des Ensembles ist mit Dirigent Karsten Dönneweg zu sehen. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwarzwald Kammerorchester und Solist glänzen / Bergstadtsommer beendet siebte Veranstaltungsreihe

Von Siegfried Kouba

St. Georgen. Mit Philippe Tondre und dem Abschlusskonzert-Programm wurden wahre Bonbons serviert. Tondre ist gerade einmal 24 Jahre alt und hat eine überwältigende solistische Reife erlangt. Der französische Oboist kam direkt von Japan angereist.

Jetlag? Fehlanzeige! An seinem ausgefeilten Spiel war da nichts zu spüren. Der Solist schien eher entspannt, in sich ruhend, aus der Tiefe schöpfend. Seine Atemtechnik war frappierend, sein gestalterisches Vermögen überzeugend. Deutlich setzte er sowohl Mozarts KV 314 und dem Pasculli-Konzert seinen Stempel auf. Die raffinierten Kunstpausen, das überlegte Gestalten von Themen, die durchdachte Phrasierung und der musikalische Ausdruck überzeugten.

Mozarts C-Dur-Konzert gehört zu den schönsten und beliebtesten Werken der Musikliteratur. Viele bekannte Gesichter waren beim Schwarzwald Kammerorchester zu sehen. Das ansehnliche Ensemble mit adäquater Besetzung leitete transparent das Allegro aperto ein und lehnte sich gekonnt an die solistischen Vorgaben technisch-dynamisch und interpretatorisch an. Es ging mit seinem Dirigenten Karsten Dönneweg auf den Solisten ein, der mit klarem, singenden Ton auffiel.

Der Solist genoss Pausen und Kadenzen und Dönneweg federte, sofern nötig ab, so dass eine gekonnte Symbiose entstand. Das Spannungsverhältnis von lieblichen Empfindungen und melancholischem Schmerz Mozarts fing das Adagio non troppo ein, wobei besonders der kantable Part des Solisten und die behutsam begleitenden ersten und zweiten Geigen angenehm auffielen. Wie bei einem Kupferstich war die Kadenz des Oboisten gestochen: Fein ziseliert, klar die Tongebung und treffsicher die Intonation. Nicht allzuschnell wurde das Rondo gestaltet, verlor aber nichts von seiner betörenden Schönheit und der mitreißend-tänzerischen Bewegung bei bester Feinabstimmung von solistischem Beitrag und orchestraler Färbung.

Bei Philippe Tondre wie ein Spaziergang durch Oktaven und Klappentechnik

Antonio Pasculli (1842-1924) bediente sich einer gängigen Methode seiner Zeit, Opernmusik in konzertante Form zu gießen. Bei der gehörten Wiedergabe verwendete der Sizilianer Themen aus Donizettis "La Favorita", die kaum auf Spielplänen zu finden ist. Die Orchestrierung stammte von Peter Dönneweg. Die "Minioper" für Oboe und Orchester forderte noch mehr technische Beherrschung von Griffen und Atmung durch den jungen Solisten. Für Tondre jedoch schien es wie ein Spaziergang durch die Oktaven und Klappentechnik. Seine fast überschwängliche Spielfreude und die des Orchester wurde sinnfällig herüber gebracht, wozu nicht zuletzt der Dirigent beitrug. Variationen waren gelungen, genau so wie synkopische Bewegung von Oboe und Fagotten, angedeutete Dramatik, Trillerketten und ariose Passagen.

Der Schlusspunkt: Beethovens Eroica. Kleine Schwächen des Ensembles waren auf die knappe Probenarbeit zurück zu führen. Insgesamt wurde eine tief gehende Wiedergabe geboten, bei der Karsten Dönneweg seine dirigentischen Fähigkeiten und sein freundliche Ausstrahlung spüren ließ.

Nach wechselnde Stimmungen von innerer Bewegtheit, hoffnungsvollem Sehnen, Trauer, Überwindung und aufwühlender Heldenhaftigkeit gab es herzlichen, lang anhaltenden Applaus.