Die Schoaf-Hexen aus Weiler bei der Uraufführung ihres neuen Tanzes. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Schoaf-Hexen: Das Ziel: Zusammenkommen, Brauchtum pflegen und gemeinsam friedlich feiern

"Es geschah im Birkwald": schwarz wie die Nacht, weinrot wie das Blut, gelb für den Mond und grün für den Wald: so besagt es die Legende.

Königsfeld-Weiler. Hebt man den Blick von unten nach oben, erblicken die Augen zuerst Strohschuhe mit schwarzem Einband. Dann zweierlei Stricksocken – eine schwarze und eine weinrote. Ehe eine weiße Hexenunterhose unter dem schwarzen, mit gelben und grünen Flicken benähten Rock hervorscheint. Darüber trägt sie eine weinrote Schürze mit gelben und schwarzen Flicken. In den Händen, versteckt in schwarzen Handschuhen, hält sie einen Treibstock aus Holz.

Eine schwarze Bluse mit weinrotem Dreieck hält den Oberkörper warm und lässt die Weiler Schoaf-Hexe durch das Hexen-Wappen sowie das Weiler Emblem identifizieren. Komplettiert wird das Häs mit einem roten Halstuch und einer von Hand geschnitzten Schemme aus Lindenholz.

Im März 2010 sind die Schoaf-Hexen gegründet worden. Bereits 2004 sei eine kleine Abordnung von vier Schoaf-Hexen unterwegs gewesen, so der Vorsitzender Uwe Gönner Diese hatten zwar ein Hexenhäs, waren aber im Detail nicht ausgeprägt. Sechs Personen, darunter war der heutige Vorsitzende damals auch, haben dann beschlossen, einen richtigen, eingetragenen Verein zu gründen – mit einem ordentlichen Konzept und der Orientierung am Brauchtum.

Mittlerweile zählt der Verein 126 Mitglieder. Darunter sind um die 40 Jung-Hexen – vom Säugling bis zum jungen Erwachsenen – sowie 64 aktive, erwachsene Hästräger. Zu g roßen Teilen sind die Mitglieder aus Weiler, einige stammen auch aus angrenzenden Gemeinden oder Ortsteilen.

"Besonders an den Schoaf-Hexen ist, dass wir offen und tolerant sind." Großer Wert wird auf Jugendarbeit gelegt, erklärt Gönner. "Eines unserer wichtigsten Ziele ist, die Interessen jüngerer Generationen mit denen des Fasnets-Brauchtums zu vereinen." Dies gelinge außerordentlich gut. "Unserer Meinung nach haben Vereine, die jungen Leuten nicht ihre Freiheit und ihren Spielraum geben, keine Überlebenschance, genauso wenig aber, wenn diese Werte ausschließlich verfolgt werden, denn sonst hätten wir nur noch Party-Vereine, und das wäre nicht zielführend."

Deshalb gibt es bei den Schoaf-Hexen auch eine Jugendleiterin im Vorstand. Sie ist Ansprechpartnerin für Kinder und Eltern. "Sie organisiert die Kinder-Häser und verwaltet die Ausleihe," sagt Gönner. Außerdem koordiniere sie die Kinder-Tänze.

"Kinder, Familien und Jugendliche sind uns sehr wichtig," betont der Vorsitzende. Grund genug, eine Familien-Pauschale bei den Mitgliedsbeiträgen anzubieten. Demnach kann eine Familie für einen Beitrag in Höhe von 60 Euro in den Verein eintreten.

Feste Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft gibt es nicht. Dennoch werde jedes Neumitglied im Vorstand besprochen und freigegeben. "Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist es erforderlich, dass mindestens ein Elternteil mit in den Verein eintritt," erläutert Gönner.

"In den ersten Jahren hatten wir Info-Abende," blickt er auf die anfängliche Mitgliedergewinnung zurück. Mittlerweile sei dies nicht mehr notwendig, denn die Hauptwerbung finde vornehmlich während der Fasnet statt.

Sowohl während, als auch außerhalb der närrischen Zeit sind die Schoaf-Hexen unternehmungslustig. Gemeinsam mit anderen Vereinen veranstalten sie alle zwei Jahre das Weiler Straßenfest. "Zu Beginn der Sommerferien feiern wir jedes Jahr unser Bergfest," weiß der Hexen-Vorsitzende. "Bergfest aus dem Grund, weil das Datum ziemlich genau zwischen Aschermittwoch und 6. Januar liegt," ergänzt er. Im Zweijahresrhythmus gebe es zudem einen Ausflug. Entweder für Erwachsene oder für Kinder.

"Während der Fasnetszeit, beginnend am 6. Januar mit dem Abstauben unseres Häs’ und der Taufe von Neu-Hexen, besuchen wir nahezu jedes Wochenende befreundete Zünfte aus Nah und Fern zu deren Veranstaltungen oder Umzügen." Eine spezielle Narrenfreundschaft mit einem anderen Verein gebe es nicht. "Wir sind aber sehr gut mit vielen Zünften aus der Nähe befreundet." Dazu können die Schoaf-Hexen unter anderem die Glasbachhexen aus Buchenberg, die Bettelwieber aus Burgberg oder die Geistersteinhexen aus Locherhoch zählen.

Jedes Jahr am "Schmotzige" veranstalten die Hexen zudem ihre Kinderfasnet, zu der jedes Kind eine Portion Pommes und eine Fanta kostenlos von den Schoaf-Hexen erhält, freut sich Gönner.

Es werde auch kein Narrenbaum, sondern ein großer Treibstock aufgestellt. Diesen führe jede Hexe im Kleinformat beim Umzug statt einem Besen mit. Der Ruf des Vereins lautet "Schoaf" – "Hexen".

Das schönste an der närrischen Zeit sei für ihn, "jedes Jahr zu sehen, was wir damals geschaffen haben." Auch das Feiern mit den Mitgliedern zählt Gönner dazu und ergänzt: "Ich liebe es, zahlreiche Zünfte zu unseren eigenen Partys zu begrüßen."

"Für mich bedeutet Fasnet primär Brauchtumspflege, Kultur. Sie gehört für mich zum Schwarzwald wie die Kuckucksuhr. Außerdem verbinde ich damit Gemeinschaft, Menschen treffen, Kontakte knüpfen, zusammen friedlich feiern, Vereins-Freundschaften aufzubauen, Ehrenämter auszuüben," so Gönner. "Am Fasnets-Dienstag verbrennen wir die Hex und somit die Fasnet," so Gönner über das Ende des närrischen Treibens.

Weitere Informationen: www.schoaf-hexen.de