Über Bergbauern, Weltmarkt und Ernährungssouveränität sprechen Irmi Salzer und Siegfried Jäckle. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Irmi Salzer spricht beim Schwarzwaldbauerntreff über Fehlentwicklungen durch Konzerne

Von Stephan Hübner

St. Georgen-Brigach. Zum Thema "Bergbauern und -bäuerinnen zwischen Weltmarkt und Ernährungssouveränität" sprach die Österreicherin Irmi Salzer beim Schwarzwaldbauerntreff im Gasthaus Engel.

Intensivlandwirtschaft sei eine Intensivstation, die an Fremdenergie und Subventionen hänge, so Siegfried Jäckle, Vorsitzender des Forums Pro Schwarzwaldbauern. Politisch gehe es nur um Rationalisierung. Landwirtschaft sei multifunktional, könne nicht aufgeteilt werden in Pflege und Landwirt.

Bäuerliche Landwirtschaft werde immer vor den Karren gespannt, wenn es um Subventionen gehe, so Salzer. Dabei zwinge die Politik immer mehr Familienbetriebe zur Aufgabe mit dem Argument, auf Teufel komm raus produzieren zu müssen, um die Armen ernähren zu können. Dabei werde genug produziert, nur nicht da, wo es gebraucht werde.

Das Streben nach dem Weltmarkt sei ein Fetisch, eine neue Religion, die Agrarpolitik der zwei Säulen ein Trick, um Subventionen geben und Länder des Südens benachteiligen zu können. 95 Prozent der Bauern lebten in Asien und Afrika. Es seien Kleinbauern, die zu 70 Prozent die Welt ernährten, nicht die Agrarindustrie. Der Handel mit Milchpulver habe die Produktionen in Jamaika, Indien, Kenia, Burkina Faso und der Dominikanischen Republik ruiniert. Dagegen hätten Nestle, Danone und Lactalis 2011 allein mit Milchprodukten 65 Milliarden Dollar erwirtschaftet.

Statt Recht auf Nahrung gebe es das Recht auf Profit für einige wenige. Salzer kritisierte die technologiefixierte Ideologie von Freihandelsabkommen wie TTIP mit Konsequenzen wie Hunger, Biodiversitätsverlusten oder der Monopolisierung von Saatgut.

Sie beschrieb "La Via Campesina", eine soziale Bewegung mit 200 Millionen Mitgliedern. Diese hat das Ziel der Ernährungssouveränität, vor allem das Recht, mitzubestimmen und sich global zu solidarisieren. Wichtig sei das Recht auf Zollbeschränkungen und die Stärkung lokaler Kontrolle. Die "Nyeleni Europe Deklaration" fordere zudem einen Umbruch bei Produktion und Konsum von Nahrung oder die Neugestaltung der Lebensmittelverteilung. Ohne Lokalisierung gebe es weiter die Probleme.

Ernährungssouveränität sei nicht nur ein Schritt zur Änderung des Lebensmittel- und Agrarsystems, sondern zum breiteren Wandel der Gesellschaft. Es könne nicht sein, dass Bauern ständig gegeneinander ausgespielt würden, denn bäuerliche Landwirtschaft gebe es überall. Mut mache ihr die Bewegung von Gemeinschaftsgärten in Städten. Die Landwirte forderte sie auf, sich ein agrarpolitisches Standbein zu schaffen.

Weitere Informationen: Internet: www.viacampesina.org und www.nyelenieurope.net.