"Etwas Hollywood in Brigach City"

St. Georgen-Brigach. Der Kontakt kam zustande, weil Trude Bunker ebenfalls Mitglied eines VdH ist.

Silberne lamettaartige Vorhänge zierten die ansonsten dunkel gehaltene Bühne. Mehr brauchte es auch nicht, denn die Diven sorgten mit ihren pompösen Outfits für viel Farbe und Glitzer.

Dass die erfahrenen Entertainerinnen es immer schaffen, ihr Publikum zum Lachen zu bringen, zeigten sie auch in Brigach. Nachdem die Zuschauer anfangs verhalten waren, verloren sie nach wenigen Minuten die Berührungsängste. Spätestens, als Trude Bunker kurz vor der Pause ein Mitglied des Vereins der Hundefreunde auf die Bühne zerrte und mit ihm tanzte, konnte sich niemand mehr halten.

Trude Bunker, ihres Zeichens Deutschlands bekanntestes Hella von Sinnen Double, begrüßte die Gäste im "überdimensionierten Eierkarton". Nach der Show war sie sich sicher: "Die Leute wussten nicht, was auf sie zukommt, waren deshalb etwas verhalten – bis sie gemerkt haben: das tut doch nicht weh."

Insgesamt zeigten sich die Diven zufrieden mit ihrem Auftritt. "In dieser Konstellation waren wir noch nie unterwegs, das war auch für uns eine Premiere", erläuterte Miss B. In Zukunft wollen sie nun noch öfter gemeinsam auftreten, erzählten sie unserer Zeitung.

Um Diva Miss B auf die Bühne zu bekommen, musste das Brigachhaus in einen Vorort von Hollywood verwandelt werden. "Kennengelernt haben wir uns bei Fett for Fun, einem Fitnessstudio in Berlin", erzählte Trude Bunker dem Publikum, um ihre Kollegin anzukündigen. "Das können Sie doch besser, Applaus macht doch nicht dick", frotzelte sie.

Tatsächlich haben sich Trude und Miss B durch "eine böse Frau" kennengelernt. "Ich habe sie angerufen für meine Morbach Show", blickte Miss B zurück. "Das hat dann einfach gepasst. In vielen Dingen sind wir seelenverwandt", ergänzte Trude Bunker. Im Travestie-Showbusiness sei es nicht selbstverständlich, sich zu helfen, erläuterten die Diven. "Wir sind da schon eine Ausnahme."

Dorf Diva Ottilie S kam durch eine Kostümfundusauflösung mit ins Boot. "Ottilie ist mein Ziehkind", so Trude Bunker. "Sie ist Deutschlands beste Nachwuchs-Travestiekünstlerin", betonte Miss B. Alle drei sind mit viel Herzblut dabei – Miss B schon seit über 30 Jahren. Wichtig sei es, dass die Diven ihren Spaß haben – wie sonst solle der Funke auf das Publikum über springen.

Jugend, Stimme, Witz und Freundschaft – das macht das Trio aus. Mit viel Humor, Selbstironie und einer Menge Überraschungsmomenten zogen die Travestie-Künstlerinnen die Besucher in ihren Bann.

Das Ziel der Diven: ihr Publikum unterhalten und zum mitmachen animieren. Nicht zuletzt deshalb gingen sie aktiv auf die Besucher zu und verwandelten den Saal in ihre Bühne. Sie wollen die Leute auch zum Nachdenken anregen – durch ihre erschreckend ehrliche Art, wie Miss B augenzwinkernd erwähnte. So beispielsweise, als sie ihren Titel "Ich bin wer ich bin" sang und zum Schluss ihre Perücke vom Kopf riss.

Ihre glamourösen und aufwendigen Kostüme nähen die Diven selbst – frei nach ihren Vorstellungen und natürlich maßgeschneidert. Vor den Auftritten sind die beiden alten Hasen Miss B und Trude Bunker noch immer aufgeregt. "Es ist immer wie beim ersten Mal", gibt Miss B zu. Denn mit der Erfahrung wisse man, was alles schief gehen könne.

Aber auch, wie sie kleine Pannen lockerleicht und charmant überspielen können. Denn: die Technik wollte nicht immer, wie die Diven und deren "tschechische Technikerin" Sonja. "Dieser Ort bleibt in ewiger Erinnerung. Allein schon wegen der Technik", verrieten die Diven. Ottilie S entschloss sich spontan, ein Selfie mit ihren Fans zu machen, um die kurze Pause zu überbrücken. Diese Momente, in denen Illusionen und Menschlichkeit aufeinandertrafen, machten den bes onderen Reiz des Abends aus. So beispielsweise auch, als Miss B Konfetti von der Bühne fegte. "Ich bin die erste Diva, die putzt", stellte sie fest.

Eine Besucherin resümierte nach der Show: "Das war bombastisch." Der frenetische Applaus des Saals bestätigte ihre Meinung.