Der freiberuflich tätige Landschaftsökologe Michael Machatschek (links) aus Kärnten spricht auf dem Spittelhof über Wildkräuter und notwendige Veränderungen in der Landwirtschaft. Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Michael Machatschek referiert beim Erntedankgespräch von "Pro Schwarzwaldbauern" über "Nahrhafte Landschaft"

Von Stephan Hübner

St. Georgen-Oberkirnach. Um "Nahrhafte Landschaft" ging es beim Erntedankgespräch des Forums Pro Schwarzwaldbauern. Der freiberufliche Landschaftsökologe Michael Machatschek aus Kärnten sprach über Wildkräuter und heutige Probleme der Landwirtschaft.

Treffpunkt war der Spittelhof von Siegfried Jäckle, dem Vorsitzenden des Forums. Heutzutage werde Landschaft oft nur als Idylle gesehen, sagte Jäckle. Dabei habe sie ja einen Sinn. Was entstand, hätten Menschen aus irgendeinem Zweck getan. Früher seien Schwarzwaldhöfe beinahe autark gewesen. Heute laufe das, was in der Kolonialzeit in anderen Ländern lief, auch bei uns.

Der Zeitgeist "größer, schneller, weiter" kenne kein Genug, Politik setze auf Wirtschaftswachstum, und mache Bauern zu Konkurrenten. Vergessen werde, dass moderne Landwirtschaft oft am Tropf von Subventionen und Fremdenergie hänge. Schlimm sei, wie weit entfernt Diskussionen von bäuerlicher Landwirtschaft seien. Zwischen Konsumenten und Landbau steckten als großer Keil Discounter mit der Frage "Wer kann’s am Billigsten?". Dabei gebe es einen Trend zum Selbermachen, beispielsweise beim "Urban Gardening". Manche sähen darin ein neues Geschäft, das Forum sehe darin mehr, nämlich soziale Landwirtschaft.

Anhand dessen, was man in der Landschaft sehe, solle eine Diskussion über Lebensmittelherstellung entstehen, erklärte Michael Machatschek. Es gehe um autonome Versorgung von Regionen und die Reduktion von Naturgefahren. Bewirtschaftete Landschaft führe zu weniger Hochwasser und Erosion.

Heute werde nurmehr rudimentär Landwirtschaft betrieben, statt dessen Spezialisierung auf ein Produkt. Verloren gegangen sei die Gartenwirtschaft mit Gemüse, Obst und Kräutern als Heilmittel für Mensch und Tier. In Milch fehlten Kräuter, Artenarmut habe Auswirkungen auf den Düngungsprozess.

Auf Wiesen gebe es kaum noch Blüten. Der oft einzig anzutreffende Löwenzahn zeige, dass Böden kaputt seien. Die Gegenseite seien Verbrachungen entlang von Bachrändern. Dabei entstehende Moderprozesse förderten nur wenige Arten. Es gehe um eine andere Art der Landwirtschaft. Auch Wildtiere müssten sich von der Landschaft ernähren dürfen.

Machatschek widmete sich ausgiebig Wildkräutern. Purpurrote Fetthenne, die "Aloe Vera der Alpen", helfe bei Brandwunden und schütze Magenschleimhäute. Zaungiersch oder Geißfuß helfe bei Gicht- und Rheumabeschwerden und sei eine wichtige Entgiftungspflanze, Hagebutte ein Wurmabtreibmittel. Viel mehr Eisen als Brennnessel enthalte das Franzosenkraut. Beinwell helfe beim Knochenaufbau.

Machatschek riet, beim Essen von Wildkräutern abzuwechseln. Auch für Tiere sei es wichtig, in der Landschaft suchen zu können, was sie brauchen, zum Beispiel Fichten- und Tannennadeln für den Abgang von Parasiten. Früher sei Wald immer agrarisch genutzt worden.

Dem Rundgang schloss sich eine Diskussion über die derzeit praktizierte Landwirtschaft und die Möglichkeiten ihrer Fortentwicklung an.