Auch mit über 80 Jahren kennt er noch keinen echten Ruhestand. Otto Rapp betätigt sich derzeit als Autor und schreibt über die Geschichte der Firma Mathias Bäuerle Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Geburtstag: Otto Werner Rapp blickt in aller Stille auf acht Lebensjahrzehnte zurück / Museale Werkstatt

Von Hans-Jürgen Kommert

Er ist ein wandelndes Geschichtslexikon und sicher zumindest mitverantwortlich für viele Einblicke, die man in die Geschichte St. Georgens nehmen kann. Und doch ging sein 80. Geburtstag irgendwie beinahe unter. Denn Otto Werner Rapp wurde bereits am 21. November 80 Jahre alt.

St. Georgen. Geboren wurde er noch im (ganz) alten Krankenhaus, das seinerzeit in der Stadtmitte stand, und er sei eine der ersten Geburten des damaligen Arztes Erich Haas gewesen. Bereits wenige Jahre nach seiner Geburt als zweites Kind von Karl Otto Rapp und dessen Frau Anna Christina zog die kleine Familie in das Heim an der Mühlstraße, das er noch heute mit seiner Frau Margarete bewohnt. "Auch meine neun Jahre ältere Schwester Lieselotte lebt noch, sie ist vor kurzem ins Elisabethhaus umgezogen", freut er sich. Er sei ein fauler Schüler an der Robert-Gerwig-Volksschule gewesen. Außerdem sei sehr oft in seiner Schulzeit der Unterricht ausgefallen, erinnert er sich. Dennoch konnte er 1950 bei der Firma Dual eine Ausbildung zum Feinmechaniker beginnen, die er im Frühjahr 1954 nach dreieinhalb Jahren mit Erfolg abschloss.

Anspruchsvolle Uhrwerke gebaut

Bis November blieb er noch bei Dual. Dann trat er in den Betrieb ein, den der Vater mit seinem "Kopfgeld" im Jahr 1948 als Konstruktionsbüro gegründet hatte. Mit im Betrieb war seinerzeit bis 1956 ein Patenkind des Inhabers – der spätere Unternehmer Dieter Grässlin.

"Wir bauten damals sehr anspruchsvolle technische Uhrwerke und Zähler, die zum Beispiel in Lokomotiven Verwendung fanden", erzählt Rapp aus der Firmengeschichte. Stolz ist er über die Spezialkonstruktion einer Narkoseuhr in den Anfängen der Firma. Diese sei in fünfstelligen Zahlen für viele Krankenhäuser gebaut worden.

In der Werkstatt, die heute einem Technik-Museum gleicht, ist er heute noch viel tätig, um beispielsweise Zahnräder für kompliziertere Uhren zu fertigen, um diese reparieren zu können. Wie geleckt sehen sie aus, die alten Fräs- und Drehmaschinen. 1978, nach dem Tod des Vaters, übernahm er die kleine Spezialfirma, deren Aufträge immer mehr zurück gingen. "Dennoch kann ich behaupten, dass alle fünf Mitarbeiter, die ich hatte, bis zu deren Rentenbeginn bei mir weitergearbeitet haben, ich musste keinen entlassen", zeigt er sich stolz.

Seit 20 Jahren Hausverwalter

Seit mehr als 60 Jahren gehört er dem Schwarzwaldverein an, war beim Umbau des Lindenbüble zum Wanderheim maßgeblich beteiligt. Auch bei der Gründung des Heimatmuseums "Schwarzes Tor" war er Mann der ersten Stunde und ist seit 20 Jahren dort Hausverwalter. Er repariert er noch heute alte Uhren aus der Bergstadt, wobei ihm TB- und MB-Uhren die liebsten seien, wie er feststellt.

Drei Kinder hatte ihm seine Frau geboren, insgesamt wuchs seine Familie kräftig an, denn mittlerweile acht Enkel haben sie ihm beschert. "Vielleicht interessiert sich mal der eine oder andere Enkel für meine museale Werkstatt" hofft er.