Thomas Schwarz spricht über gesellschaftliche Werte – auch auf sie wirkt sich der demografische Wandel aus. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwarzwaldkonferenz: Den demografischen Wandel vielschichtig und zukunftsgerichtet betrachtet

Von Stephan Hübner

Um Strategien in Zeiten des demografischen Wandels ging es bei der Schwarzwaldkonferenz Zukunft bei Ebm-Papst in St. Georgen.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Der Wirtschaftsrat Deutschland, der Bundesverband demografischer Wandel und der Unternehmerbund Deutschland hatten eingeladen und befassten sich tiefgreifend mit einem Thema, das eigentlich, "ein alter Hut" sei – und trotzdem eine Herausforderung, so Thomas Schwarz, Hochschullehrer und "Ethiker aus Überzeugung". Krisen seien nichts Schlechtes sondern eine Entscheidungssituation. Aus der Gesellschaftsentwicklung müsse man Zukunft gestalten. Menschen wollten ernst genommen werden, dann seien sie Träger von Innovation und Fortschritt. Wirtschaft als bedürfnisbefriedigende Institution müsse sich ändern. Teamplayer zu sein sei entscheidend für die Unternehmenskultur. Wenn man nichts tue, arbeiteten Mitarbeiter schnell nur nach Vorschrift und verabschiedeten sich vom Unternehmen. Und ohne Bindung zum Unternehmen seien sie obendrein häufiger krank.

Das sei somit nicht nur im Sinne des Gutmenschentums oder moralischer Verantwortung, sondern auch im ökonomischen Interesse. Dabei seien die Werte für ältere oder jüngere Menschen häufig die gleichen. Es gehe um Vertrauen, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit oder Transparenz. Diese zu leben sei auch Aufgabe der Geschäftsführung. Unternehmenskultur brauche Glaubwürdigkeit von der Spitze. "Wer führen will, muss brennen für die Werte, für die er steht." Ziel sei es, Menschen Möglichkeiten und Chancen zu bieten. Diese Glücksvorstellung mache auch das Unternehmen glücklich.

Bernhard Schindler, Präsident des Bundesverbands demografischer Wandel, sprach über den möglichen Verlust von Umsatz, Image oder Absatzmärkten.

Dies könne man kompensieren. Was man nie verlieren dürfe, seien Mitarbeiter und deren Wissen. Gerade bei Industrie 4.0 könne man menschlichen Erfindungsreichtum nicht durch Maschinen ersetzen.

Bis 2050 sinke die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter von 45 auf 29 Millionen, bis 2020 fehlten 1,39 Millionen Fachkräfte. Der demografische Wandel sei eine der großen Herausforderungen. Schwarz fordert deshalb ein Demografieministerium. Schindler beschrieb Handlungsfelder, um der Entwicklung zu begegnen. Gelebte Demografiestrategie ermögliche langfristige Personal- und Produktivitätsplanung. Über Geld allein sei das nicht mehr zu machen. Es gehe um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, betriebliche Gesundheitsförderung und Mitarbeiter als Mitgestalter des Unternehmens.

Das Thema Demoskopie treibe das Unternehmen sehr um, so Dirk Schallock, Geschäftsführer von Ebm-Papst St. Georgen. Es gebe sehr viele ältere Mitarbeiter, neue finde man nicht in der Region. "Wir denken eher drüber nach, im Ausland und in Ballungsräumen neue Stätten aufzumachen." Man müsse sich sehr intensiv Gedanken darüber machen, ältere Mitarbeiter zu halten und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Dabei sei man auf einem guten Weg.

Schallock ging auf die Produkte von Ebm-Papst ein. Kernkompetenz sei die Bewegung von Luft und Flüssigkeiten. Man sei der letzte westliche Hersteller von Kompaktlüftern. Stark wachsend seien Automobil- und Zugangskontrolltechnik sowie Logistik. Dazu komme industrielle Lufttechnik, dezentrale Wohnraumbelüftung oder Medizintechnik. Schallock beschrieb die langfristige Strategie des Unternehmens. Jedem Unternehmen sei angeraten, seinen Blick in die Zukunft zu lenken.