Der Steuerungskreis des Schulnetzwerks in der Verkaufsausstellung der Initiative "Eine Welt" im Rathaus: (von links) Jörg Westermann (Robert-Gerwig- und Rupertsbergschule) Markus Esterle (Bürgerdienste), Hedwig König (Realschule), Ralf Heinrich (Thomas-Strittmatter-Gymnasium), Nadja Seibert (Stadtmarketing), Michael Rieger (Bürgermeister) und Marc Winzer (Gesamtelternbeiratsvorsitzender). Eine gemeinsame Fairtrade-AG der Bildungseinrichtungen besteht bereits. Weitere Gemeinsamkeiten werden ausgebaut. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildungseinrichtungen: Zukunftsweisendes Netzwerk und neuer Lehrplan greifen bereits nächsten Herbst

Der einfachste Weg wäre die Einrichtung einer Gesamtschule gewesen. Statt dessen will die Bergstadt sehr viel ändern, um alle ihre Bildungseinrichtungen erhalten zu können. Dies ist eine mutige Entscheidung für die Regionalität. Jeder soll die passende Schule vor Ort finden.

Von Dieter Vaas

St. Georgen. Seit dem Regierungswechsel in Stuttgart wurde in der Bevölkerung kaum ein anderes Thema mehr diskutiert als das Bildungswesen. Erst die Flüchtlingsfrage hat es mittlerweile aus den Schlagzeilen verdrängt.

Bürgermeister Michael Rieger reagierte schon sehr schnell. Vor knapp drei Jahren lud er zu einer ergebnisoffenen Runde ein, die sich nicht gegen eine Gesamtschule richtetet. Ziel war, die beste Lösung für den eigenen Schulstandort zu finden. Der Start erwies sich jedoch als schwierig, "weil ständig Neues von oben kam".

Eine Gesamtschule ist die Rettung in kleineren Orten. In großen Städten kann sie Alternativ angeboten werden. In der Bergstadt hätte diese aber das Aus für die Dreigliedrigkeit bedeutet. Mit der jetzigen Lösung sprechen die Verantwortlichen von Mehrgliederigkeit. Dabei steht St. Georgen aber voll für den Erhalt seiner drei Grundschulen. Im neuen Konzept werden die pädagogischen und kommunalpolitischen Ziele gebündelt. Der Gemeinderat stellt im neuen Haushalt 100 000 Euro als erste Planungsrate ein. Bauliche Veränderungen werden im Schulzentrum notwendig. Diese können aber nur mit entsprechenden Fördermitteln realisiert werden. Keine Rolle spielt in künftigen Überlegungen die Stadthalle mehr, derzeit als Mensa genutzt. Hier sind zudem noch mehrere Unterrichtsräume.

Hedwig König von der Realschule, geschäftsführende Rektorin der Bergstadtschulen, unterstreicht, bei allen Überlegungen stehe der Schüler im Mittelpunkt. Jeder solle seinen individuellen Weg finden und die optimale Bildung erhalten. Dabei gehe es nicht nur um den späteren Berufsweg. Es handle sich auch um ein Stück Heimat. Hier könnten sich die jungen Leute wohlfühlen. Deshalb hätten sich die Bildungseinrichtungen entschlossen, noch mehr zu kooperieren. TSG-Direktor Ralf Heinrich sieht den idealen Zeitpunkt im Herbst, wenn der neue Bildungsplan greift. Dieser gilt für zwölf Jahre. Die Ziele des Schulnetzwerks sollen bis zum Jahr 2020 bereits umgesetzt sein. Die Durchlässigkeit in allen drei Bildungseinrichtungen sei erforderlich, weil eine neue Generation von Schülern komme. Er verzeichnet immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund. Für jeden sei der richtige Platz zu finden. Manches könne gemeinsam angepackt werden, etwa die Behebung von Rechtschreibschwächen.

Jörg Westermann, Rektor der Robert-Gerwig-Grund- und Werkrealschule, sieht bei allen Überlegungen mittlerweile auch die Grundschulen im Boot. Es werden nicht mehr die Zäsur nach vier Jahren geben. Die Übergangsphase solle möglichst weich erfolgen. Seine Werkrealschule sei eine der wenigen, für die durchaus noch Bedarf bestehe. Es vergehe kaum eine Woche, in der er nicht eine Anfrage aus der Region nach einem freien Platz erhalte. Hedwig König ergänzt, Eltern und Schüler spürten, dass eine spezielle Schule oft besser zum Einzelnen passe.

Den Vorsitzenden des Gesamtelternbeirats Marc Winzer begeistert das Konzept, "weil die Schüler wirklich im Mittelpunkt stehen". Sie könnten dort hin, wo sie hinpassten und sich wohlfühlten. Es gebe den Eltern die Sicherheit, im Netzwerk gut aufgehoben zu sein.

In die Planungen sind 130 Lehrer der Bergstadt einbezogen. Es war eine massive, heftige, aber sachliche Diskussion, so Jörg Westermann. Kollegen aller drei Einrichtungen sind in Arbeitsgruppen tätig. Der Steuerungskreis teilt ihnen entsprechende Aufgaben zu. Er erwartet auch Synergieeffekte bei Anschaffungen und der Nutzung gemeinsamer Einrichtungen.