Der einzige englische Künstler in der Sammlung Grässlin ist Tom Burr. Das Werk "Black Pavilion No. 1-3, 1999" war in der Ausstellung "Klotz am Bein – Skulpturen aus der Sammlung" 2014/15 im ehemaligen TB-Verwaltungsgebäude in der Bahnhofstraße 64 a zu sehen. Foto: Günzel Foto: Schwarzwälder-Bote

Brexit: Kunst- und Tourismusszene fürchten kaum Auswirkungen

Von Stefan Limberger-Andris

Es war für viele ein Denkspiel, etliche hofften, dass es nicht so kommen werde – doch nun ist der Brexit, das heißt das Votum der Briten, aus der EU auszutreten, Realität.

St. Georgen. 16 141 241 Stimmberechtigte (48 Prozent) votierten für einen Verbleib Großbritanniens in der EU, 17 410 742 (52%) dagegen. St. Georgen scheint’s vorerst auf Kunstebene wohl eher nicht zu treffen, und im Tourismusbereich spielen Besucher aus Großbritannien kaum eine Rolle.

Die Bergstadt St. Georgen darf sich glücklich schätzen, die bedeutende Sammlung Grässlin zu beherbergen. Die Kunstsammlung selbst habe durch den Brexit keine unmittelbaren Konsequenzen zu befürchten, war aus der Sammlung zu erfahren. Auch wenn die Sammlung Grässlin mit Tom Burr einen englischen Künstler in der Sammlung aufzuweisen habe.

Konsequenzen am Markt denkbar, aber nicht zwingend

Es bleibe abzuwarten, wie sich der EU-Austritt auf den globalen Finanzmarkt auswirken wird, so ein weiteres Statement aus der Sammlung. Über diese Auswirkungen auf den Finanzmarkt hinaus könnte der Austritt Großbritanniens natürlich auch wiederum Konsequenzen für den Kunstmarkt haben. Es seien jedoch auf diesem Gebiet Auswirkungen in alle Richtungen denkbar: die Kaufkraft auf dem Kunstmarkt könnte zurück gehen, andersherum könnte Kunst verstärkt als Anlage verstanden werden oder aber es seien keinerlei Auswirkungen zu spüren.

Die Familie Grässlin lebt seit vier Jahrzehnten mit und für Kunst. Die meisten Kunstwerke, die für die weltweit bedeutende Sammlung angekauft werden, passen in keinen Tresor, sondern prägen in ihren Dimensionen nicht nur Ausstellungsräume sondern auch in Teilen das Stadtbild St. Georgens. Seit zwei Jahrzehnten präsentiert die Sammlung Grässlin Kunst zudem in den Schaufenstern leerstehender Ladengeschäfte – so lange, bis der Laden vielleicht wieder mal seiner ursprünglichen Nutzung, nämlich als Laden, vermietet wird.

Auf Gästeaufkommen wird es wohl kaum Auswirkungen haben

Touristisch spiele Großbritannien keine große Rolle in St. Georgen, erläutert Nadja Seibert, Mitarbeiterin der Stab-stelle im Rathaus St. Georgen. So betrugen die Ankünfte britischer und irischer Gäste im vergangenen Jahr 2015 in St. Georgen 84. Verschwindend gering mit Blick auf 15 078 Ankünfte insgesamt und davon 1880 ausländische Ankünfte. Naturgemäß sind die 369 Übernachtungen britischer und irischer Übernachtungen von 69 591 Übernachtungen insgesamt und davon 10 251 ausländische Übernachtungen in die gleiche Kategorie einzuordnen.

2014 ein ähnliches Bild. Da waren es von 13 838 Ankünften insgesamt und davon 1722 ausländischer Ankünfte gerade mal 43 Ankünfte von Briten und Iren. Gemessen an Übernachtungen gab es 177 mit Gästen aus Großbritannien und Irland – vernachlässigbar gemessen an 56 596 Übernachtungen insgesamt, davon 8334 ausländische Übernachtungen.

In St. Georgen gebe es eine Reihe von Firmen, die Handelsbeziehungen zu Großbritannien unterhalten oder dort sogar Standorte haben, erläuterte Nadja Seibert weiter. Betriebswirtschaftliche Auswirkungen könnten allerdings nur die Unternehmen selbst beurteilen.