Die Schwarzwaldbauern informieren sich in einer Schweizer Alpkäserei Foto: Jäckle Foto: Schwarzwälder-Bote

Infotour: Schwarzwaldbauern besichtigen im Heidiland Alternative zur Massenproduktion

Schwarzwald-Baar-Kreis. Auf der Suche nach Alternativen zur Massenproduktion, bei der Schwarzwaldbauern eigentlich nie mithalten können, machte das Forum Pro Schwarzwaldbauern eine Infotour nach Graubünden. Das Ziel dort waren Gemeinschaftsprojekte, die möglich machen, was Einzelkämpfer überfordert.

Organisiert und begleitet hat die Infotour Jasmine Said Bucher als Geschäftsführerin des Verein Alpinavera. Dieser seit zehn Jahren bestehende Verein unterstützt seine Mitglieder, Bauern und Lebensmittelhandwerker, in den Ostschweizer Bergkantonen in Fragen des Marketing und der Absatzförderung, wirkt quasi als Unterhändler zwischen Politik, Verwaltung, Lebensmittelhandwerk, Bauern und Konsumenten. Bei allen besuchten Projekten war der Tenor zu hören, dass es ihnen um eine bessere Lebensqualität auf den Höfen und eine höhere Wertschöpfung ihrer Bergprodukte geht. Echtheit und Ehrlichkeit sind dafür Vorraussetzung, betonte die Alpinavera-Geschäftsführerin. In der Schweiz wurde deshalb ein klares Reglement geschaffen.

Simon Wisler, der Präsident der besuchten Alpkäserei Parpan in der Region Lenzerheide sagte, dass Projekte zur regionalen Entwicklung Profis für Handwerk und Finanzierung brauchen.

Damit Bauern am Erfolg teilhaben, müssen sie das Sagen behalten. Zum Beweis erwirtschafte so die Alpkäserei Parpan einen Milcherlös von 85 Rappen gegenüber dem Schweizer Durchschnitt von 50 Rappen. Landwirtschaft in Graubünden findet in der Regel auf drei Stufen statt, dem Talbetrieb für den Winter, dem Maiensäß für den Frühling und Herbst und den Hochalpen im Sommer.

Dabei sind Maiensäßen und Hochalpen traditionell Allmenden oder Genossenschaften, was wohl die Gründung neuer Gemeinschaften befruchtet.

So haben in Churwalden diese Alptradition ins Tal geholt und auch für den Winter einen Gemeinschaftsstall gebaut.

Käsefondue und Bünder Nusstorte genossen

Bemerkenswert daran ist, dass der Stall eine Besuchertribüne hat. Außerdem auch einen Raum für gesellschaftliche Anlässe, in dem die Schwarzwaldbauern ein Käsefondue und die Bündner Nusstorte genießen konnten. In dem Bündner Tal, wo sonst die Größen der Weltwirtschaft tagen, liegt das neue Fleischzentrum Klosters-Davos AG. Weil immer mehr Schlachtstätten die Hygieneauflagen nicht mehr erfüllen und schließen, entstand dieses Projekt regionaler Entwicklung als AG.

Von Geschäftsführer Samuel Helbling erfuhren die Schwarzwälder erste Erfahrungen vom Schlachten, Verarbeiten und Veredeln zu regionalen Spezialitäten, wie Salsiz, einer Bündner Rauchwurst und Trockenfleisch.

Aus diesem Entwicklungsprozess forderte er die Besucher auf, dass die Verbesserung der Wertschöpfung von Fleisch von Bergweiden beim bäuerlichen Selbstbewusstsein zum Fleisch beginne. Demselben Geist begegneten die Schwarzwälder auch im Laden Bärg Pur in Küblis. Dort haben zwei Bäuerinnen auf die Tradition der ehemaligen genossenschaftlichen Dorfkäserei aufgebaut und ihren Laden für ihre Bündner Spezialitäten eingerichtet. So wurde bei der Infotour ins Heidiland, wie die Ostschweiz touristisch wirbt, den Schwarzwaldbauern klar, dass nicht Symbole regionale Entwicklung bringen, sondern das bodenständige Wirtschaften und Leben.