Experten unter sich (von links): Jürgen Roth, Sven Hinterseh, Felix Stiegler und Dirk Trossen. Foto: Marull Foto: Schwarzwälder-Bote

Kongress: Kreis-CDU thematisiert Chancen und Risiken der Digitalisierung

St. Georgen. Das digitale Zeitalter hat längst Einzug gehalten, der Anschluss an das schnelle Internet ist heute für Unternehmen und Familien immer öfter ein Kriterium, sich in einer Gemeinde anzusiedeln. Doch wie kann gerade der ländlich Raum für digitale Kommunikations-Netze fit gemacht werden und wie verändert die Digitalisierung unseren Alltag?

Diesen Fragen ist die CDU im Schwarzwald-Baar-Kreis am Freitagabend bei ihrem ersten Digital-Kongress in der St. Georgener Stadthalle im Vorfeld des Kreisparteitags nachgegangen.

Vor allem der Breitbandausbau wurde hierbei ausführlich erörtert und diskutiert. Die "Straße des 21. Jahrhunderts", so Landrat Sven Hinterseh (CDU), sei essenzielle Grundlage für die fortschreitende Digitalisierung. Nicht nur für Unternehmen sei eine Anbindung ans Glasfasernetz teilweise existenziell, sondern auch Privathaushalte benötigten zunehmend schnelles Internet, stellte der Vorsitzende des Zweckverbandes Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar-Kreis fest.

Vorausgegangen waren Vorträge zweier Experten auf dem Gebiet der Digitalisierung und des Breitbandausbaus im ländlichen Raum.

Felix Stiegler, der mit seinem Unternehmen Stiegler IT den Breitbandausbau im Schwarzwald-Baar-Kreis bereits seit Jahren begleitet, gab Einblick in die Praxis des Glasfaserausbaus. Stiegler IT ist Betreiber des Breitbandnetzes im Kreis.

Experte: Privathaushalte können kaum mehr auf Glasfaser verzichten

"Alle 21 Monate verdoppelt sich die benötigte Bandbreite", sagt Stiegler. Das stelle aber nicht nur Unternehmen vor große Herausforderungen, sagt Stiegler. In Zeiten von Home-Office, also das Arbeiten von Zuhause aus, und der Übertragung von Großereignissen wie der Fußballweltmeisterschaft, könnten auch Privathaushalte kaum mehr auf schnelles Internet verzichten. "Viele unterschätzen auch die Wertsteigerung ihrer Immobilie, die ein Anschluss mit sich bringt. Bei einem Verkauf kann ein nicht vorhandener Anschluss schon mal ein Ausschlusskriterium für potenzielle Käufer sein", gibt Stiegler zu bedenken.

Dirk Trossen vom amerikanischen Unternehmen InterDigital gab Einblicke in internationale Entwicklungen auf dem Gebiet des schnellen Internets. Sein Unternehmen untersucht in Feldstudien und Pilotprojekten die Versorgung von abgelegenen Regionen mit schnellem Internet. So zeigte Trossen anhand eines Beispiels aus einer abgelegenen Bergregion im Norden Spaniens, wie es möglich ist mit einfachen und kosteng ünstigen Softwarelösungen ganze Gemeindenetzwerke aufzubauen. Zwar benötige die Gemeinde aus seinem Beispiel nur einen einzigen Glaserfaseranschluss, ohne diesen wäre ein solches Vorhaben aber keinesfalls realisierbar.

In der Gesprächsrunde, an der auch die zwei Experten neben Moderator, Bürgermeister Jürgen Roth aus Tuningen, teilnahmen, gab sich Landrat Hinterseh zuversichtlich, dass "bis 2025 jeder noch so abgelegene Bauernhof an das Breitbandnetz angeschlossen ist." Dabei sei es wichtig, immer wieder über die Vorteile des schnellen Internets aufzuklären.

Im Anschluss an die Ausführungen zum Breitbandausbau stellte die Deutsche Post eine Drohne für Lieferungen, etwa von Medikamenten, in ländliche Gebiete vor und das St. Georgener Unternehmen Kundo xT präsentierte digitale Lösungen zur Sicherung des Eigenheims.

Ein Vortrag der Polizei zum Thema Kriminalität im Zeitalter der Digitalisierung schloss den Kongress, der auf nicht ganz so großes Interesse bei den Bergstädtern stieß, ab.