Sie sind seit Jahren verheiratet und feiern am Mittwoch Diamantene Hochzeit: Ursel und Walter Früh. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Diamantene Hochzeit von Walter und Ursel Früh / Am Wochenende wird familiär gefeiert

St. Georgen. Ursel und Walter Früh feiern Diamantene Hochzeit. Sie sind seit 16. August 1957 verheiratet. Das Jubelpaar lebt noch immer im Geburtshaus des Ehemannes in Peterzell, wobei man versucht wäre, das Haus in St. Georgen zu sehen.

Ursel Früh, geborene Graff, wurde im heutigen Polen geboren, im Städtchen Grohalle im einstigen Westpreußen. Sie war die dritte von fünf Schwestern, als jüngstes Kind wurde ein Sohn geboren. Zunächst ging sie in Grohalle auch zur Volksschule, doch dann kam die Flucht vor der Roten Armee. "Wir sind dann immer dort zur Schule gegangen, wo wir gerade Station machten", erinnerte sie sich. Auf der Flucht sei ihre Mutter gestorben. In Kollmar an der Elbe seien sie etwas länger geblieben, bis sie nach Hamburg weiter flohen. Eine Berufsausbildung durfte sie nicht machen, das war für Mädchen in jener Zeit eher unüblich. 1952 ging sie mit ihrer ältesten Schwester nach Mönchweiler, wo sie in einer kleinen Schuhfabrik Arbeit fand. Dort blieb sie bis zu ihrer Hochzeit weiter beschäftigt.

Das Elternhaus von Walter Früh steht noch heute in Peterzell, wohin er auch zur Wahl muss. Doch das sei die einzige Verbindung dorthin. Denn tatsächlich steht das Haus an der Triberger Straße auf Peterzeller Gemarkung. Zur Schule ging er nach St. Georgen, wo er bis 1941 die Volksschule besuchte. In seiner Schulzeit war er als Hirtebube beschäftigt. Nach der Schule kam die Lehre – als Maschinenschlosser bei der Postschmiede, dem heutigen J. G. Weisser. Zunächst kam er um den Arbeitsdienst herum, doch im Januar 1944 war es dann doch soweit – und bald darauf musste er auch zur Wehrmacht. In Calais sei die Einheit vier Wochen eingeschlossen gewesen, als die Alliierten einmarschierten. Kurz vor seinem 18. Geburtstag geriet er in Gefangenschaft. Im Lager Diepe in Holland mussten die Gefangenen Schiffe entladen. Später wurde er nach England verfrachtet, im Landesinneren mussten sie Gärten anlegen. In Kingsley kam er zu einem Farmer, wo er bis 1947 arbeitete. Ein Jahr später war er in Frankreich, wo er einen Mitgefangenen aus Mönchweiler traf. Nach der Entlassung arbeitete er zunächst bei Mathias Bäuerle, nebenher begann seine Tätigkeit beim DRK. 1959 unterschrieb er "mit etwas Bauchweh" seinen Vertrag als erster Hauptamtlicher beim DRK, eine Entscheidung, die fortan sein Leben prägte.

In der Zwischenzeit besuchte er manchmal mit seiner NSU Quickly einen Arbeitskollegen in Mönchweiler, ab und zu ging es auch zum Tanz. Dort lernte er drei Mädchen kennen – es waren drei Schwestern. "Ich habe mir die hübscheste der drei rausgesucht. Es hat gleich gefunkt zwischen uns", erinnert sich das Jubelpaar sehr gerne. Am 16. August 1957 heiratete Walter seine Ursel, am Tag drauf wurde die Ehe auch vor Gott geschlossen, bei bestem Wetter. Zwei Töchter wurden dem Paar geboren.

"Ich habe schon früh einen Opel Rekord gebraucht gekauft – wir haben lange überlegt, ob wir uns die sündhafte Rate von 20 Mark im Monat leisten können", lachte er.

1989 wurde Walter Früh pensioniert. Viele Anekdoten und Legenden ranken sich um ihn und das alte Krankenhaus. Mittlerweile hat das Jubelpaar neben vier Enkeln auch sieben Urenkel. Intensiv muss Walter seiner Frau beistehen, die durch eine Augenerkrankung seit einiger Zeit völlig erblindet ist. Im Kreise der Lieben und Verwandten wird familiär gefeiert.